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Veröffentlicht am 23.04.2014, 20:57

Börsen-Zeitung: Griechenland III, Kommentar zum Euro-Krisenmanagement

von Detlef Fechtner

Frankfurt (ots) - Vor fast auf den Tag genau vier Jahren hat

Griechenland seinen offiziellen Hilferuf abgesetzt. Anfang Mai 2010

schnürten dann EU und Währungsfonds das erste Hilfsprogramm. Ein

gutes Jahr später folgte Paket zwei. Spätestens seit gestern ist

wahrscheinlich, dass im Herbst noch ein Nachschlag kommt. Denn da

Griechenland seinen Teil der Abmachung eingehalten und erstmals seit

Jahren wieder einen Primärüberschuss erzielt hat, können die

Euro-Partner das Land jetzt nicht fallenlassen, sondern müssen

weitere Hilfen gewähren.

Natürlich lässt sich trefflich darüber streiten, ob dieses dritte

Hilfspaket - im Vergleich zu den ersten beiden eher ein Hilfspäckchen

- im strengen Sinne den Titel "Griechenland III" verdient. Denn nicht

zuletzt der IWF will nicht noch einmal Milliardenkredite gewähren -

allein schon, weil dann die Schuldentragfähigkeit infrage stünde.

Also werden Finanztechniker komplizierte Zahlenwerke aushecken,

Zinsen nochmals senken, Laufzeiten abermals strecken, Notkredite für

Banken in Notkredite für den Staat umwidmen und andere bilanzielle

Kunstfertigkeiten aufbieten, damit Hellas auch 2015 nicht das Geld

ausgeht. Mag sein, dass man das am Ende dann nicht als weiteres

Hilfspaket bezeichnen muss. Aber im Kern ist es das.

Mancher Kritiker des Euro-Krisenmanagements wird sich in seiner

Prognose bestätigt fühlen, dass sich die Rettung von Hellas zu einer

endlosen Geschichte entwickelt. Mancher Verfechter wird indes

dagegenhalten, dass Irland und bald womöglich Portugal belegen, dass

es durchaus gelingt, zurück in die finanzpolitische Normalität zu

finden. Beide Seiten haben einen Punkt, der sich in zwei aktuellen

Zahlen widerspiegelt.

Die eine lautet: Griechenland hat erstmals wieder einen kleinen

Primärüberschuss erwirtschaftet. Es tut sich also etwas, denn das

Land nimmt mehr Geld ein, als es - jenseits von Schuldendienst und

Bankenstützung - ausgibt. Die andere lautet: Griechenland weist, wenn

man alle effektiven Belastungen addiert, nach wie vor ein Defizit von

12,7% aus. Die beiden so unterschiedlichen Zahlen beschreiben die

Lage überaus treffend. Denn es gibt gewiss Fortschritte. Aber es gibt

- ebenso gewiss - einen gewaltigen Unterschied zwischen der

Sanierungsfähigkeit der einzelnen Krisenländer. Genauso, wie es vor

zwei Jahren unangemessen war, alle Krisenländer über einen Kamm zu

scheren, wäre es nun unbedacht, das unterschiedliche Tempo der

haushaltspolitischen Sanierung zu ignorieren. Griechenland wird noch

mehr Zeit brauchen.

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