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Veröffentlicht am 02.11.2012, 19:52
Aktualisiert 02.11.2012, 19:56
Börsen-Zeitung: Fragile Lage, Börsenkommentar 'Marktplatz', von Dieter

Kuckelkorn.

Frankfurt (ots) - Für die Akteure an den Kapitalmärkten werden die

kommenden Wochen spannend. Den Marktteilnehmern stehen zahlreiche

politische Ereignisse von großer Bedeutung bevor, die globale

konjunkturelle Lage ist fragil und in Europa befindet sich die Saison

der Quartalsberichte der börsennotierten Unternehmen auf dem

Höhepunkt.

In der gerade beendeten Handelswoche hielten sich die Investoren

spürbar zurück. Der Dax kommt für die fünf Handelstage per Freitag

auf ein Plus von 1,8%, und der Euro ist am Freitag unter die Marke

von 1,29 Dollar gefallen. Dies ist zum Teil damit zu erklären, dass

Marktteilnehmer lieber abwarten wollen, was in den nächsten Tagen auf

sie zukommt.

Das zweifellos wichtigste politische Ereignis, die

Präsidentschaftswahl in den USA, ist aus Sicht der Marktakteure indes

von begrenzter Tragweite. Dies liegt daran, dass der nächste

US-Präsident - heißt er nun Barack Obama oder Mitt Romney - zumindest

in wirtschafts- und finanzpolitischer Hinsicht nur eingeschränkten

Spielraum hat, was die politischen Unterschiede relativiert. Da

helfen den Anlegern Rückblenden in die Vergangenheit - etwa die

Rechnung, dass der Aktienmarkt meist besser abgeschnitten hat, wenn

die USA von einem Demokraten geführt worden sind, - nur sehr bedingt

weiter.

Aus Marktsicht ist die ebenfalls stattfindende Wahl zum

US-Kongress von größerer Bedeutung - mit Blick auf die fiskalische

Klippe, auf die die USA zusteuern. Sollten sich Republikaner, die das

Repräsentantenhaus beherrschen, und Demokraten, die die Mehrheit im

Senat haben, nicht auf einen Haushalt einigen, drohen Anfang 2013

automatische Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen. Sollte nach den

Wahlen eine der Parteien beide Häuser des Kongresses beherrschen -

wobei dies eher den Republikanern gelingen dürfte -, wären die

Anleger eine große Sorge los, was durchaus eine kleine Kursrally

auslösen könnte.

Was allerdings nach wie vor die Märkte belastet und damit mögliche

Kursgewinne deckelt, ist die global immer noch wenig erfreuliche

Konjunkturlage. Zwar haben Frühindikatoren aus den USA und Europa

zuletzt nicht mehr ganz so schlecht ausgesehen. Die meisten Anleger -

vor allem in Europa - trauen der Entwicklung allerdings noch nicht so

recht und halten sich lieber zurück.

Die konjunkturelle Lage lastet auch auf den Unternehmen, die

derzeit ihre Zwischenberichte vorlegen. Unter dem Strich ist die

Quartalssaison zwar gar nicht so schlecht verlaufen. So haben bislang

13 Dax-Werte ihre Zahlen vorgelegt, und wie die Analysten der WGZBank

ermittelt haben, stieg der Umsatz der Konzerne im Durchschnitt um 15%

und der Gewinn um 29%. Damit sind die Erwartungen der Analysten

deutlich übertroffen worden.

Wie die WGZ-Experten aber zugleich betonen, zeigt ein Blick ins

Kleingedruckte weniger erfreuliche Details. Von den Unternehmen aus

der ersten Reihe haben immerhin sechs schlechtere Zahlen ausgewiesen,

darunter so bedeutende Namen wie BASF, Daimler und SAP. Zudem weisen

sie darauf hin, dass der 'überaus markige' Gewinnausweis von

Volkswagen die Zahlen kräftig nach oben verzerre.

Für die eher zurückhaltende Reaktion der Marktteilnehmer gibt es

noch einen anderen Grund: In den USA und im restlichen Europa sind

die Quartalsberichte bei weitem nicht so positiv, was ins Kalkül auch

der einheimischen Marktteilnehmer einfließt. So sind im Universum des

US-Benchmark-Index Standard & Poor's 500, aus dem bereits 367

Gesellschaften berichtet haben, die Erlöse nach WGZ-Berechnungen um

1,7% zurückgegangen, während die Gewinne nur um magere 1,5% gestiegen

sind. Und aus dem EuroStoxx 50 haben 27 Unternehmen von einem Umsatz-

und Gewinnanstieg von 7% berichtet. Dass derartige Zahlen keine

rechten Begeisterungswellen an den Märkten auslösen, ist wohl

verständlich.

Und nach wie vor ist auch die Euro-Krise nicht ausgestanden. So

stellt sich die Frage, ob nicht ein drittes Hilfspaket für

Griechenland geschnürt werden muss, weil das Land mit den Reformen

arg im Rückstand ist. Dieses Thema könnte auf dem nächsten Treffen

der Eurogruppe am 12. November im Mittelpunkt stehen.

Insgesamt spricht die Gemengelage dafür, dass an den

Kapitalmärkten die Bäume in den kommenden Wochen nicht in den Himmel

wachsen - selbst wenn nach der Wahl in den USA die fiskalische Klippe

ihren Schrecken verliert. Am Aktienmarkt und für den Euro werden sich

die Kursgewinne in engen Grenzen halten.

(Börsen-Zeitung, 3.11.2012)

Originaltext: Börsen-Zeitung

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