Börsen-Zeitung: Schönheitsoperation, Kommentar zu Linde von Walther
Becker
Frankfurt (ots) - Bis 2014 hat er Zeit. Dann wird Wolfgang Reitzle
den Linde-Konzern an seinen Nachfolger übergeben. Mit dem 4,6 Mrd.
Dollar schweren Kauf des amerikanischen Healthcare-Spezialisten
Lincare schlägt er nun noch einmal drei Fliegen mit einer Klappe: Der
Dax-Konzern setzt sich an die globale Spitze der Gaseindustrie,
verweist also Primus Air Liquide auf den zweiten Rang, wird ebenfalls
vor diesem Erzrivalen die Nummer 1 im margenträchtigen
Gesundheitsgeschäft und expandiert mit nahezu einer Umsatzverdopplung
im Dollarraum - und das in schweren Euro-Zeiten.
Schien es, als ob Linde mit Schuldenabbau und überschaubarem
Wachstum nach dem Paukenschlag der BOC-Übernahme 2006 für 12 Mrd.
Euro zum langweiligen Cash-Lieferanten und Dividendenwert würde, so
bringt Reitzle nun also noch mal Schwung in die M&A-Bude.
Doch geht er mit dieser Schönheitsoperation ein hohes Wagnis ein.
Gerade mal 100 Mill. Dollar der Finanzierung von 4,6 Mrd. Dollar
stammen aus der Kasse, der Rest wird später eigenkapital-, anleihe-
und kreditfinanziert. In diesen Zeiten eine Kapitalerhöhung über 1,5
Mrd. Euro anzukündigen, ist ambitioniert. Doch sollte es Linde mit
ihrer Marktkapitalisierung von gut 20 Mrd. Euro gelingen, das Volumen
ohne eine risikoreiche Bezugsrechtsemission rasch und prospektfrei
einzusammeln. Die Kapitalerhöhung ist erforderlich, weil Linde die
Finanzierung so strickt, dass das 'A'-Rating nicht in Gefahr gerät.
Die Kursreaktion ist mit einem Abschlag von 2% am Ende des
Handelstages moderat - offenbar verstehen Investoren die Rationalität
der Transaktion so, wie Reitzle sie erklärt. Auf der
Fremdkapitalseite kann Linde von der Flucht in die Qualität
profitieren. Risikobewusste Institutionelle suchen Anlagen in global
tätigen Konzernen mit stabilen Cash-flows und Wachstum.
Die Bewertung von Lincare ist sicher nicht billig, aber sie
erscheint mit einem Vielfachen des operativen Ergebnisses von 10 auch
nicht zu teuer. Denn Lincare ist führend im Geschäft mit
medizinischen Gasen im weltgrößten Markt, profitiert von dem
säkularen Trend in der Behandlung von Atemwegserkrankungen, weist die
höchste Marge der Branche auf und liegt darin noch leicht über dem
Linde-Gasegeschäft, das von der US-Plattform profitieren sollte.
Reitzle, der mit BOC die erfolgreichste Akquisition eines deutschen
Unternehmens im vorigen Jahrzehnt schaffte, verstärkt mit Lincare den
defensiven Charakter von Linde und macht den Konzern krisenfester.
Ein guter Deal also. Stand heute dürfte Reitzles Nachfolger also
keinen Restrukturierungsbedarf haben.
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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Frankfurt (ots) - Bis 2014 hat er Zeit. Dann wird Wolfgang Reitzle
den Linde-Konzern an seinen Nachfolger übergeben. Mit dem 4,6 Mrd.
Dollar schweren Kauf des amerikanischen Healthcare-Spezialisten
Lincare schlägt er nun noch einmal drei Fliegen mit einer Klappe: Der
Dax-Konzern setzt sich an die globale Spitze der Gaseindustrie,
verweist also Primus Air Liquide auf den zweiten Rang, wird ebenfalls
vor diesem Erzrivalen die Nummer 1 im margenträchtigen
Gesundheitsgeschäft und expandiert mit nahezu einer Umsatzverdopplung
im Dollarraum - und das in schweren Euro-Zeiten.
Schien es, als ob Linde mit Schuldenabbau und überschaubarem
Wachstum nach dem Paukenschlag der BOC-Übernahme 2006 für 12 Mrd.
Euro zum langweiligen Cash-Lieferanten und Dividendenwert würde, so
bringt Reitzle nun also noch mal Schwung in die M&A-Bude.
Doch geht er mit dieser Schönheitsoperation ein hohes Wagnis ein.
Gerade mal 100 Mill. Dollar der Finanzierung von 4,6 Mrd. Dollar
stammen aus der Kasse, der Rest wird später eigenkapital-, anleihe-
und kreditfinanziert. In diesen Zeiten eine Kapitalerhöhung über 1,5
Mrd. Euro anzukündigen, ist ambitioniert. Doch sollte es Linde mit
ihrer Marktkapitalisierung von gut 20 Mrd. Euro gelingen, das Volumen
ohne eine risikoreiche Bezugsrechtsemission rasch und prospektfrei
einzusammeln. Die Kapitalerhöhung ist erforderlich, weil Linde die
Finanzierung so strickt, dass das 'A'-Rating nicht in Gefahr gerät.
Die Kursreaktion ist mit einem Abschlag von 2% am Ende des
Handelstages moderat - offenbar verstehen Investoren die Rationalität
der Transaktion so, wie Reitzle sie erklärt. Auf der
Fremdkapitalseite kann Linde von der Flucht in die Qualität
profitieren. Risikobewusste Institutionelle suchen Anlagen in global
tätigen Konzernen mit stabilen Cash-flows und Wachstum.
Die Bewertung von Lincare ist sicher nicht billig, aber sie
erscheint mit einem Vielfachen des operativen Ergebnisses von 10 auch
nicht zu teuer. Denn Lincare ist führend im Geschäft mit
medizinischen Gasen im weltgrößten Markt, profitiert von dem
säkularen Trend in der Behandlung von Atemwegserkrankungen, weist die
höchste Marge der Branche auf und liegt darin noch leicht über dem
Linde-Gasegeschäft, das von der US-Plattform profitieren sollte.
Reitzle, der mit BOC die erfolgreichste Akquisition eines deutschen
Unternehmens im vorigen Jahrzehnt schaffte, verstärkt mit Lincare den
defensiven Charakter von Linde und macht den Konzern krisenfester.
Ein guter Deal also. Stand heute dürfte Reitzles Nachfolger also
keinen Restrukturierungsbedarf haben.
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