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Veröffentlicht am 21.05.2013, 20:47
Börsen-Zeitung: Weidmanns ceterum censeo, Kommentar zur EZB von Claus

Döring

Frankfurt (ots) - Es sei nicht Aufgabe der Europäischen

Zentralbank (EZB), das Gesamtsystem zu retten. Die EZB sei nicht der

IWF und rette keine Staaten. Der führende Notenbanker, der dies vor

genau drei Jahren im Interview der Börsen-Zeitung betonte, war nicht

Axel Weber, der damalige Bundesbankpräsident, und auch nicht Jens

Weidmann, sein Nachfolger. Es war das italienische

EZB-Direktoriumsmitglied Lorenzo Bini Smaghi. Daran zu erinnern tut

not in Zeiten, in denen die Kritik der Deutschen Bundesbank am

Anleihekaufprogramm der europäischen Notenbank namens OMT und der in

Aussicht gestellten unbegrenzten finanziellen Hilfe für strauchelnde

Euro-Länder von den einen als weltfremder Traditionalismus, von

anderen gar als Euro-Gegnerschaft interpretiert wird.

Dass Bundesbankpräsident Weidmann nicht müde wird, das

OMT-Programm der EZB als verdeckte Form der Staatsfinanzierung und

damit als eine Grenzüberschreitung der Notenbank zur Fiskalpolitik zu

brandmarken, ist wichtiger denn je. Denn in drei Wochen verhandelt

das Bundesverfassungsgericht im Hauptverfahren die Klagen gegen den

europäischen Rettungsschirm ESM und wird sich dabei auch mit den

Anleihekäufen der EZB auseinandersetzen. Anders als noch vor gut drei

Jahren kann die EZB heute nicht mehr damit argumentieren, sie sei in

der Krise die einzige handlungsfähige Institution. Genau drei Jahre

ist es her, da hat der Bundestag den Rettungsschirm EFSF beschlossen,

der dann vom ESM abgelöst wurde und im Juni endgültig ausläuft.

Die Verantwortung für den Erhalt der gemeinsamen Währung liegt bei

der Politik beziehungsweise den Regierungen der Euro-Länder. Sie

müssen mit ihrer Haushalts- und Wirtschaftspolitik dafür sorgen, dass

die Märkte der Gemeinschaftswährung vertrauen und auf den

Zusammenhalt Eurolands setzen. Ausgerechnet die EZB aber verhindert

mit ihrer Politik des spottbilligen Geldes und ihrem

Blanko-Hilfsversprechen, dass die Politik diese Verantwortung spürt,

zügig Reformen angeht und sie durchzieht. Der fehlende Druck hat

Frankreich animiert, mit dem Segen der EU-Kommission seinen Sparkurs

zu lockern. Je nach Ausgang der Bundestagswahl im Herbst könnte sich

Geschichte wiederholen und Deutschland und Frankreich beim Ignorieren

der europäischen Haushaltsregeln gemeinsame Sache machen. Deshalb

muss die Absage an die monetäre Staatsfinanzierung zum ceterum censeo

der Bundesbank werden. Auch wenn es EZB-Präsident Draghi nicht hören

mag.

Originaltext: Börsen-Zeitung

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