Börsen-Zeitung: Weidmanns ceterum censeo, Kommentar zur EZB von Claus
Döring
Frankfurt (ots) - Es sei nicht Aufgabe der Europäischen
Zentralbank (EZB), das Gesamtsystem zu retten. Die EZB sei nicht der
IWF und rette keine Staaten. Der führende Notenbanker, der dies vor
genau drei Jahren im Interview der Börsen-Zeitung betonte, war nicht
Axel Weber, der damalige Bundesbankpräsident, und auch nicht Jens
Weidmann, sein Nachfolger. Es war das italienische
EZB-Direktoriumsmitglied Lorenzo Bini Smaghi. Daran zu erinnern tut
not in Zeiten, in denen die Kritik der Deutschen Bundesbank am
Anleihekaufprogramm der europäischen Notenbank namens OMT und der in
Aussicht gestellten unbegrenzten finanziellen Hilfe für strauchelnde
Euro-Länder von den einen als weltfremder Traditionalismus, von
anderen gar als Euro-Gegnerschaft interpretiert wird.
Dass Bundesbankpräsident Weidmann nicht müde wird, das
OMT-Programm der EZB als verdeckte Form der Staatsfinanzierung und
damit als eine Grenzüberschreitung der Notenbank zur Fiskalpolitik zu
brandmarken, ist wichtiger denn je. Denn in drei Wochen verhandelt
das Bundesverfassungsgericht im Hauptverfahren die Klagen gegen den
europäischen Rettungsschirm ESM und wird sich dabei auch mit den
Anleihekäufen der EZB auseinandersetzen. Anders als noch vor gut drei
Jahren kann die EZB heute nicht mehr damit argumentieren, sie sei in
der Krise die einzige handlungsfähige Institution. Genau drei Jahre
ist es her, da hat der Bundestag den Rettungsschirm EFSF beschlossen,
der dann vom ESM abgelöst wurde und im Juni endgültig ausläuft.
Die Verantwortung für den Erhalt der gemeinsamen Währung liegt bei
der Politik beziehungsweise den Regierungen der Euro-Länder. Sie
müssen mit ihrer Haushalts- und Wirtschaftspolitik dafür sorgen, dass
die Märkte der Gemeinschaftswährung vertrauen und auf den
Zusammenhalt Eurolands setzen. Ausgerechnet die EZB aber verhindert
mit ihrer Politik des spottbilligen Geldes und ihrem
Blanko-Hilfsversprechen, dass die Politik diese Verantwortung spürt,
zügig Reformen angeht und sie durchzieht. Der fehlende Druck hat
Frankreich animiert, mit dem Segen der EU-Kommission seinen Sparkurs
zu lockern. Je nach Ausgang der Bundestagswahl im Herbst könnte sich
Geschichte wiederholen und Deutschland und Frankreich beim Ignorieren
der europäischen Haushaltsregeln gemeinsame Sache machen. Deshalb
muss die Absage an die monetäre Staatsfinanzierung zum ceterum censeo
der Bundesbank werden. Auch wenn es EZB-Präsident Draghi nicht hören
mag.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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IWF und rette keine Staaten. Der führende Notenbanker, der dies vor
genau drei Jahren im Interview der Börsen-Zeitung betonte, war nicht
Axel Weber, der damalige Bundesbankpräsident, und auch nicht Jens
Weidmann, sein Nachfolger. Es war das italienische
EZB-Direktoriumsmitglied Lorenzo Bini Smaghi. Daran zu erinnern tut
not in Zeiten, in denen die Kritik der Deutschen Bundesbank am
Anleihekaufprogramm der europäischen Notenbank namens OMT und der in
Aussicht gestellten unbegrenzten finanziellen Hilfe für strauchelnde
Euro-Länder von den einen als weltfremder Traditionalismus, von
anderen gar als Euro-Gegnerschaft interpretiert wird.
Dass Bundesbankpräsident Weidmann nicht müde wird, das
OMT-Programm der EZB als verdeckte Form der Staatsfinanzierung und
damit als eine Grenzüberschreitung der Notenbank zur Fiskalpolitik zu
brandmarken, ist wichtiger denn je. Denn in drei Wochen verhandelt
das Bundesverfassungsgericht im Hauptverfahren die Klagen gegen den
europäischen Rettungsschirm ESM und wird sich dabei auch mit den
Anleihekäufen der EZB auseinandersetzen. Anders als noch vor gut drei
Jahren kann die EZB heute nicht mehr damit argumentieren, sie sei in
der Krise die einzige handlungsfähige Institution. Genau drei Jahre
ist es her, da hat der Bundestag den Rettungsschirm EFSF beschlossen,
der dann vom ESM abgelöst wurde und im Juni endgültig ausläuft.
Die Verantwortung für den Erhalt der gemeinsamen Währung liegt bei
der Politik beziehungsweise den Regierungen der Euro-Länder. Sie
müssen mit ihrer Haushalts- und Wirtschaftspolitik dafür sorgen, dass
die Märkte der Gemeinschaftswährung vertrauen und auf den
Zusammenhalt Eurolands setzen. Ausgerechnet die EZB aber verhindert
mit ihrer Politik des spottbilligen Geldes und ihrem
Blanko-Hilfsversprechen, dass die Politik diese Verantwortung spürt,
zügig Reformen angeht und sie durchzieht. Der fehlende Druck hat
Frankreich animiert, mit dem Segen der EU-Kommission seinen Sparkurs
zu lockern. Je nach Ausgang der Bundestagswahl im Herbst könnte sich
Geschichte wiederholen und Deutschland und Frankreich beim Ignorieren
der europäischen Haushaltsregeln gemeinsame Sache machen. Deshalb
muss die Absage an die monetäre Staatsfinanzierung zum ceterum censeo
der Bundesbank werden. Auch wenn es EZB-Präsident Draghi nicht hören
mag.
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