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Veröffentlicht am 31.07.2012, 20:17
Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Banklizenz für

ESM

Bielefeld (ots) - Eine alte Weisheit unter Bankern sagt: Schicke

schlechtem Geld nicht noch gutes hinterher. Gemeint ist mit diesem

Spruch: Sollte ein Projekt nicht die beim Abschluss erwartete Rendite

abwerfen, versuche nicht unbegrenzt, es durch noch mehr Geld rentabel

zu machen. Schon mit Beginn der Finanzkrise geriet manche

Bankerweisheit in Vergessenheit. Der Trend verstärkt sich in der

Eurokrise. Das gute Geld, das uns verloren geht, ist immerhin der

Ertrag einer jahrzehntelangen harten Arbeit an der Währung durch die

europäischen Notenbanken, voran der Deutschen Bundesbank. Das

schlechte Geld, das uns droht, ist ein weicher Euro, wie er durch die

Maastricht-Verträge auf jeden Fall verhindert werden sollte. Erhielte

der Rettungsschirm ESM tatsächlich eine Banklizenz, wäre das

schlimmer als das zu Recht kritisierte Modell der Eurobonds. So oder

so ähnlich soll das neue Modell funktionieren: Ein Staat der

europäischen Währungsunion, nehmen wir aus Plausibilitätsgründen

einfach mal Spanien, kann seine Anleihen nicht mehr zu einem für das

Land noch akzeptablen Zinssatz am freien Kapitalmarkt platzieren.

Also greift Mariano Rajoy, der Ministerpräsident, in Madrid zum

Telefon und bittet den ESM-Chef, doch die Anleihen zu kaufen. Das

Geld stellt die Europäische Zentralbank zur Verfügung. Hat sie es

nicht, dann lässt sie es eben drucken. So haben es feudale Herrscher

jahrhundertelang getan - zum Schaden ihrer Völker und ihrer

Kreditgeber, die die Folgen der Geldentwertung zu tragen hatten. Die

negativen Konsequenzen der Geldentwertung werden nicht nur die

Menschen in jenen Staaten tragen müssen, deren Regierungen vernünftig

wirtschaften. Vielmehr schädigt eine Inflation alle Bürger, die es

ernst damit meinen, in guten Zeiten Vorsorge zu treffen und zu

sparen. Die Euro-Rettung ist eine gute und eine wichtige

Solidaraufgabe. Dabei geht es schließlich auch um das politische

Europa, um Frieden und Freiheit in Sicherheit. Irgendwann allerdings

ist der Punkt erreicht, an dem sich die Menschen fragen: Ist das noch

unser Euro? In einer Solidargemeinschaft muss es natürlich Türen

geben, durch die Staaten in Not geholfen werden kann. Aber es dürfen

keine Schleusen geöffnet werden. Vertrauen in die Europäische

Zentralbank ist gut. Doch seitdem sie ihren Grundsatz, keine Kredite

von Mitgliedsstaaten auf Kosten der Solidargemeinschaft zu

finanzieren, ein Mal aufgegeben hat, sind Skepsis und ein Mindestmaß

an Kontrolle angebracht. Diese ist nur sicherzustellen, wenn die

Regierungen noch gefragt werden müssen, ob sie weitere Gelder für

Rettungsschirme zur Verfügung stellen. Die internationalen

Finanzmärkte mögen einen Weg, wie er jetzt selbst von EU-Kommissaren

vorgeschlagen wird, gutheißen. Doch die Märkte müssen auch nicht

vorsorgen. Sie gehen einfach weiter, sobald ihnen anderswo eine

höhere Rendite winkt.

Originaltext: Westfalen-Blatt

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Pressekontakt:

Westfalen-Blatt

Nachrichtenleiter

Andreas Kolesch

Telefon: 0521 - 585261

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