MAINZ (dpa-AFX) - Mit der Mainzer Ökonomin Isabel Schnabel soll eine ausgewiesene Expertin für Banken- und Finanzkrisen künftig den Rat der Wirtschaftsweisen verstärken. Nach Beatrice Weder di Mauro (2004
- 2012) und Claudia M. Buch, deren Platz sie einnehmen soll, wäre
Schnabel die dritte Frau, die in das fünfköpfige Gremium berufen wird. Das Bundeskabinett hatte die 42-Jährige vergangene Woche Bundespräsident Joachim Gauck als neue Wirtschaftsweise vorgeschlagen. Die Bestätigung durch Gauck gilt als Formsache.
"Ich fühle mich sehr geehrt", sagte Schnabel der Nachrichtenagentur dpa über die anstehende Berufung. Dass sie erst die dritte Frau in dem Gremium ist, sieht sie als Zeichen dafür, dass Frauen im Wissenschaftsbetrieb noch zu selten eine hohe berufliche Qualifikation erreichen. "Das zentrale Kriterium muss ja die Qualität sein, ich bin in diesem Fall kein Freund der Quote." Der große Knick komme oft zwischen Promotion und Habilitation, wenn sich Karriere und Kinderwunsch vielfach nicht vereinbaren ließen. "Es liegt ja nicht daran, dass wir nicht genug gute Frauen hätten", sagte Schnabel, die drei Kinder hat. Sie habe vielfach Unterstützung bekommen - unter anderem von ihrem Mann, einer privaten Kinderfrau, auch von ihrem Doktorvater.
Schnabel ist seit März 2007 Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Die Ökonomin gehört unter anderem dem Verwaltungsrat der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) an und ist Gutachterin für zahlreiche Fachzeitschriften.
Die Wissenschaftlerin wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter der "Best Teaching Award" der Frankfurter Goethe-Universität für herausragende Leistungen in der Lehre und der erste Preis beim Postbank Finance Award. Ihr siegreicher Beitrag dabei trug den Titel: "Der Teufelskreis von Banken- und Schuldenkrisen und die Stabilität des Euro - Eine ökonometrische Analyse der Krisen 2007-2010."
Nach einem Einser-Abitur in Dortmund studierte Schnabel in Mannheim, Russland, Frankreich und den USA. Ihr Volkswirtschafts-Diplom schloss sie 1998 ab, als Jahrgangsbeste mit der Note 1,0, wie aus ihrem Lebenslauf hervorgeht. Der Doktortitel folgte 2003 zum Thema Makroökonomie und Finanzkrisen.
Die offizielle Bezeichnung der "Wirtschaftsweisen" lautet Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Das Gremium wurde 1963 eingerichtet, um die Politik zu beraten. Die Mitglieder werden für einen Zeitraum von jeweils fünf Jahren berufen./löb/DP/he