Wayne Zammit lebt in Malta. "Ich bin mit der Begeisterung für Autos aufgewachsen", sagt er. Als Kind wollte er am liebsten Autoschrauber werden. Doch schon im Alter von vier Jahren wurde bei ihm ein schweres Ekzem diagnostiziert. Eine Arbeit in einer schmutzigen Autowerkstatt kam mit seinem Hautleiden nicht infrage.
Bald häuften sich die Probleme. Ein Foto für seinen Reisepass konnte damals nicht gemacht werden, weil er zeitweise für eine Identifizierung so stark entstellt war. "Es ist eine Erkrankung der Haut, unseres größten Organs. Ich hatte Tage, an denen ich meinen Hals nicht mehr bewegen konnte. Ich hatte Tage, an denen ich weinen musste, wenn ich von einem Stuhl aufstand. Ich hatte Tage, an denen meine Kleidung an meiner Haut klebte, weil ich offene Wunden hatte", so Wayne Zammit.
Malta Schlusslicht bei der Medikamentenverfügbarkeit
Ein Medikamentencocktail hält die Krankheit heute in Schach. Aber sie verursachen regelmäßig Nebenwirkungen wie Übelkeit und hohen Blutdruck. Wenn Wayne Zammit sie absetzt, bricht die Krankheit wieder aus. Das verschreibungspflichtige, injizierbare Medikament, das nach Ansicht der Ärzte am wirksamsten für ihn wäre, ist in Malta nicht erhältlich.
Das Medikament wurde von den maltesischen Aufsichtsbehörden zwar zugelassen und könnte den Patient:innen kostenlos verabreicht werden. Aber in den Apotheken von Malta ist es, anders als in anderen EU-Ländern, nicht zu finden.
Bürokratie, Brexit, Covid, globale Versorgungskrise und Ukrainekrieg sind Gründe dafür. Aber Malta hat noch ein anderes Problem: seine geringe Größe. Der kleinster EU-Mitgliedstaat scheint weniger attraktiv für Arzneimittelhersteller zu sein.
Statistisch gesehen liegt Malta bei der Verfügbarkeit zugelassnener Medikamente hinter anderen Mitgliedstaaten zurück. Laut einer Untersuchung zur Medikamentenverfügbarkeit waren 2017 bis 2020 von 160 zugelassenen Medikamenten 147 in Deutschland verfügbar, aber nur 11 in Malta. Der EU-Durchschnitt lag bei 75 verfügbaren Medikamenten.
Europäisches Anreizsystem für flächendeckende Verfügbarkeit
Karl Farrugia, zuständig für das Thema medizinische Versorgung beim maltesischen Gesundheitsministerium sagt, die Behörden arbeiteten mit Hochdruck daran, Lösungen für das Problem zu finden. "Wenn es viele Patienten gibt, registriert die Industrie ein Produkt und wir haben kein Problem. Aber wenn es nur wenige Patienten gibt, und Malta ist klein, kommt für diese Behandlungen die Regierung ins Spiel: Wir helfen bei der Registrierung, Übersetzung, Serialisierung."
Um kleinen Ländern wie Malta weiter zu helfen, hat die Europäische Kommission in ihrer Reform des EU-Arzneimittelrechts vorgeschlagen, Hersteller zu belohnen, die ein Medikament innerhalb von zwei Jahren nach der Zulassung in allen Mitgliedstaaten auf den Markt bringen. Das könnte den Zugang um 15 Prozent erhöhen.
Weitere Vorschläge wie vereinfachte Zulassungsverfahren oder Mehrländerpakete gefallen der Pharmaindustrie in Malta. "Die Pharmaindustrie muss sich nach Kräften bemühen, die Produkte für die kleineren Länder etwas erschwinglicher zu machen", erklärt der Repräsentant der maltesischen Pharmaunternehmen Mark Mallia.
"Und wir müssen sehen, dass Vorräte, Depots von Medikamenten für die kleinen Länder verfügbar sind. Und die mehrsprachige Packung könnte dabei helfen, weil man ein Depot hat, das bei Bedarf 6 oder 7 oder 8 Länder versorgt."