DÜSSELDORF/BERLIN (dpa-AFX) - Nach dem überraschend heftigen Warnstreik im NRW-Zugverkehr von Montagabend haben sich die Lokführer-Gewerkschaft GDL und die Deutsche Bahn gegenseitig die Schuld zugewiesen. Der Zugverkehr lief seit Dienstagmorgen landesweit wieder weitgehend normal. Der Nahverkehr in NRW sei pünktlich gelaufen, sagte ein Bahnsprecher. Die GDL schloss aber neue Warnstreiks nicht aus. Zum Zeitpunkt machte die Gewerkschaft keine Angaben.
Am Montag hatten die Streikenden fünf Regionalbahnen in Köln, Bonn, Aachen und Duisburg sowie neun S-Bahnlinien im Kölner Raum und im Ruhrgebiet lahmgelegt. Insgesamt waren 250 Personenzüge im Nah- und Fernverkehr betroffen.
Die Lokführergewerkschaft GDL hatte zuvor erklärt, vor allem den Güterverkehr treffen zu wollen. Es saßen aber am Montagabend Zehntausende Berufstätige und Pendler auf den Bahnhöfen zeitweise fest und erreichten erst nach Stunden ihre Ziele. "Busersatzverkehr konnten wir nicht organisieren. Dazu war der Streik zu kurzfristig", sagte der Bahnsprecher.
Anders als angekündigt sei neben dem Güterverkehr auch der Fern- und Nahverkehr in Mitleidenschaft gezogen worden. "Die GDL hat die Bahnkunden und uns in die Irre geführt - vorsätzlich", kritisierte ein Bahn-Sprecher beim Sender MDR Info. "Das ist ein grobes Foul gewesen."
GDL-Chef Claus Weselsky wies die Vorwürfe zurück. Die Gewerkschaft habe die Fahrgäste rechtzeitig und korrekt informiert, dass alle Lokführer und Zugbegleiter ab 18.00 Uhr zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen seien. Auf WDR 2 sprach er von "gezielten Falschmeldungen", die die Bahn im Umlauf gebracht habe.
In einem nächsten Schritt will die Gewerkschaft auch über längerfristige Arbeitsniederlegungen abstimmen. "Aber die DB hat den Schlüssel in der Hand und kann jeden Tag substanzielle Angebote machen", meinte Weselsky. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte am Montag ein neues Tarifangebot der Bahn abgelehnt.
Die GDL fordert fünf Prozent mehr Lohn, eine Senkung der Wochenarbeitszeit von 39 auf 37 Stunden und eine Begrenzung der Zahl der Überstunden auf maximal 50. In dem Tarifkonflikt geht es auch um den Zwist zwischen der GDL und der konkurrierenden Eisenbahner-Gewerkschaft EVG, die beide Anspruch auf Vertretung aller Bahn-Berufsgruppen bei dem Staatskonzern erheben.P/stk