AMSTERDAM (dpa-AFX) - Die niederländische Großbank ING (AS:INGA) hat im vergangenen Jahr vor allem dank der höheren Zinsen deutlich mehr verdient. Der Überschuss habe sich mit knapp 7,3 Milliarden Euro fast verdoppelt, teilte der Mutterkonzern der gleichnamigen deutschen Direktbank am Donnerstag in Amsterdam mit. Analysten hatten allerdings mit einem etwas höheren Gewinn gerechnet. Der Zinsüberschuss kletterte um gut 15 Prozent auf knapp 16 Milliarden Euro. Die Bank profitierte auch von niedrigeren regulatorischen Kosten und einer gesunkenen Vorsorge für Kreditausfälle. Für 2024 zeigte sich der Konzern allerdings verhalten, das löste an der Börse einen Kursrutsch aus.
Die Kosten des Instituts dürften 2024 leicht steigen. Zudem werde der Nettozinsertrag - also die Differenz zwischen dem, was die Bank für Kredite erhält und für Einlagen zahlt - in diesem Jahr lediglich 15 bis 15,5 Milliarden Euro erreichen und damit bis zu einer Milliarde Euro geringer ausfallen als 2023. Durch höhere erhobene Gebühren will die ING zwar versuchen, einen Teil davon auszugleichen. Insgesamt rechnet Konzernchef Steven van Rijswijk aber mit schwächeren Gesamteinnahmen als 2023.
An der Börse kam das schlecht an. Die im EuroStoxx 50 notierte Aktie fiel an der Börse in Amsterdam um über 8 Prozent auf das tiefste Niveau seit November. Damit verfestigt sich die schwache Performance der ING-Aktie im Branchenvergleich: Zwar gehört die ING mit einer Marktkapitalisierung von über 40 Milliarden Euro immer noch zu den Schwergewichten im europäischen Bankensektor, aber Anleger wären in den vergangenen 12 Monaten bei anderen Instituten sehr viel besser gefahren.
Der Höhepunkt der durch das höhere Zinsniveau begünstigten Profite liegt offenbar hinter den Instituten. Die Inflation lässt schließlich nach und die europäische Wirtschaft kämpft mit Unsicherheiten, was Auswirkungen auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank haben könnte. Bei der ING zeigte sich das bereits in den vergangenen Monaten: Der Zinsüberschuss stagnierte im vierten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und verglichen mit dem Vorquartal ging er sogar zurück.
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