FRANKFURT (dpa-AFX) - Hohe Kosten für den Konzernumbau und Rechtsstreitigkeiten haben der Deutschen Bank (ETR:DBKGn) im zweiten Quartal einen Gewinnrückgang eingebrockt. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Überschuss von 763 Millionen Euro und damit 27 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie Deutschlands größtes Geldhaus am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Analysten hatten allerdings mit einem noch stärkeren Einbruch gerechnet. Dennoch notierte die Deutsche-Bank-Aktie kurz nach Handelsbeginn rund zwei Prozent niedriger und war damit einer der größten Verlierer im Dax .
Nach Ansicht von Branchenexpertin Anke Reingen von der kanadischen Bank RBC fielen die Erträge vor allem im Investmentbanking zwar höher aus als erwartet. Auch die Wiederaufnahme von Aktienrückkäufen sei erfreulich. Höhere Kosten und gestiegene Rückstellungen für Kreditausfälle machten die positiven Aspekte jedoch weitgehend zunichte, schrieb sie am Morgen.
Die Deutsche Bank erklärte den Gewinnrückgang mit Sonderkosten von insgesamt 655 Millionen Euro für den Konzernumbau und Rechtsstreitigkeiten, vor allem im Zusammenhang mit Altfällen. Positiv wirkte sich hingegen der überraschend starke Anstieg der Einnahmen aus.
So kletterten die gesamten Erträge der Bank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um elf Prozent auf 7,4 Milliarden Euro und damit stärker als von Analysten im Schnitt erwartet. Deutliche Zuwächse in der Unternehmensbank und der Privatkundenbank glichen einen deutlichen Rückgang vor allem im Investmentbanking mehr als aus.
Den größten Teil des Gewinns vor Steuern lieferte die Unternehmensbank ab: Ihr Ergebnis stieg um mehr als die Hälfte auf 670 Millionen Euro. In der Investmentbank sackte der Vorsteuergewinn hingegen um 44 Prozent auf 576 Millionen Euro in den Keller. Die Privatkundenbank warf sogar 58 Prozent weniger ab als im Vorjahr, und die Fondstochter DWS (ETR:DWSG) steuerte gut ein Drittel weniger bei als im zweiten Quartal 2022.
So legte die Deutsche Bank diesmal insgesamt 401 Millionen für drohende Kreditausfälle zurück und damit 72 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Im gesamten ersten Halbjahr erzielte das Institut jedoch mit fast 3,3 Milliarden Euro den höchsten Vorsteuergewinn seit 2011. Vorstandschef Christian Sewing sieht die Bank damit auf einem guten Weg, seine Ziele für 2025 zu erreichen.
Für das laufende Jahr erwartet der Vorstand jetzt, dass die gesamten Erträge der Bank in der oberen Hälfte der Zielspanne von 28 bis 29 Milliarden Euro liegen. Ein klares Gewinn- oder Renditeziel gibt es für 2023 nicht. Vorstandschef Sewing hatte allerdings im Februar einen weiteren Anstieg des Vorsteuergewinns in Aussicht gestellt, nachdem der Konzern im vergangenen Jahr hier 5,6 Milliarden Euro erzielt hatte.
Auch unter dem Strich hatte 2022 die Deutsche Bank mit 5 Milliarden Euro den höchsten Gewinn seit 15 Jahren erreicht. Neben der bereits ausgeschütteten Dividende soll es in Kürze noch einen Nachschlag geben. So will der Konzern in der Zeit von August bis Dezember eigene Aktien im Wert von bis zu 450 Millionen Euro zurückkaufen, wie er am Dienstagabend mitgeteilt hatte. Insgesamt will die Bank durch Dividenden und Aktienrückkäufe im laufenden Jahr mehr als eine Milliarde Euro an ihre Anteilseigner zurückgeben.