GENF (dpa-AFX) - Im Gazastreifen sind am Montag nach Schätzungen weitere 25 000 Menschen aus dem Norden in den Süden geflohen. Tausende müssten trotz starker Regenfälle im Freien kampieren, weil die Notunterkünfte im Süden überfüllt seien, berichtete das UN-Nothilfebüro OCHA am Dienstag. Viele hätten sich mit ihrem wenigen Hab und Gut vor und neben den Zufluchtsorten niedergelassen, in der Hoffnung, dort wenigstens einigermaßen sicher zu sein und Nahrungsmittel und Trinkwasser zu bekommen.
Am Dienstag forderte Israels Armee die Bewohner mehrerer Viertel der umkämpften nördlichen Städte Gaza und Dschabalia erneut zur Räumung ihrer Häuser auf. Bis 16.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MEZ) sollten Anwohner zu ihrer eigenen Sicherheit in den Süden fliehen, schrieb ein Sprecher der Armee am Dienstag auf Arabisch auf der Plattform X. Zivilisten, die von der Terrororganisation Hamas an der Flucht gehindert würden, könnten sich per Telefon oder über die Plattform Telegram an die israelische Armee wenden, hieß es.
Die Armee kündigte zudem eine vierstündige "taktische" Pause "der militärischen Aktivitäten" in einem Stadtteil von Rafah im Süden des Gazastreifens aus humanitären Gründen an. In der Gegend liegt auch der Grenzübergang nach Ägypten.
Das israelische Militär hat in der nördlichen Hälfte das Gazastreifens nach wochenlangen Bombardierungen und dem Einmarsch mit Panzern weitgehende Kontrolle. Es kämpft dort nach eigenen Angaben gegen Kämpfer der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas. Tausende Wohnhäuser wurden zerstört. Israel fordert die Einwohner seit Wochen auf, in den Süden zu ziehen. Nach Schätzungen der palästinensischen Statistikbehörde befanden sich Ende vergangener Woche noch 800 000 Menschen im Norden. Seitdem sind zehntausende täglich an israelischen Militärposten vorbei in den Süden geflohen.