DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Telekommunikationskonzern Vodafone (LON:VOD) traut sich deutlich später als seine Konkurrenz an den Glasfaser-Ausbau in Deutschland. Gemeinsam mit der Luxemburger Finanzholding Altice wollen die Briten ein Gemeinschaftsunternehmen gründen, hieß es in einer Vodafone-Mitteilung am Montag. Innerhalb von sechs Jahren sollen bis zu sieben Milliarden Euro investiert werden. Der Großteil des Vorhabens soll durch Schulden finanziert werden. Mit der Initiative sollen dann sieben Millionen Haushalte Anschluss an Glasfaserverbindungen bis in die Wohnung erhalten. Zum Wochenauftakt legte die Vodafone-Aktie nur minimal zu.
Bei dem Vorhaben soll Altice bis zu 1,2 Milliarden Euro in bar an Vodafone zahlen. Neben einer Vorauszahlung von 120 Millionen Euro rechnen die Briten nach einer ersten Anlaufphase zudem mit bis zu 487 Millionen Euro. Den größten Posten von bis 595 Millionen Euro gibt es für Vodafone, je nachdem wie das neue Unternehmen mit dem Namen FibreCo sich entwickelt. Beide Partner sollen zu gleichen Teilen an dem Unternehmen beteiligt sein.
Es geht um sogenannte FTTH-Anschlüsse ("Fiber to the Home"). Solche Anschlüsse hat Vodafone bisher nur wenige, stattdessen setzt die Firma auf Fernsehkabel als Übertragungsweg. Reines Glasfaser-Internet gilt aber als stabiler und schneller, solche Verträge sind für Kunden aber auch teurer. Bei rund 80 Prozent seiner neuen Anschlüsse will FibreCo auf die bestehende Kabel-Glasfaser-Infrastruktur anknüpfen. Bei diesen sollen die Leitungen dann so erweitert werden, dass die rasanten Übertragungsgeschwindigkeiten auch bis in die Wohnung reichen.
Der Rest der geplanten sieben Millionen Anschlüsse ist nach Unternehmensangaben da geplant, wo Vodafone bislang kein eigenes Netz hat. Bis Kunden tatsächlich von schnellerem und störungsresistenterem Internet profitieren können, dürfte noch jede Menge Zeit vergehen: Erst im Frühjahr 2023 soll es losgehen.
Dass der Großteil auf diese Wohnungen abzielt, ist kein Zufall: Denn ab 1. Juli 2024 dürfen Vermieter grundsätzlich nicht mehr die Betriebskosten auf ihre Mieter umlegen. Bislang mussten diese nämlich für einen Anschluss bezahlen, egal ob dieser genutzt oder ignoriert wurde. Vor allem Vodafone hatte von dem sogenannten Nebenkostenprivileg in der Vergangenheit deutlich profitiert, weil die Briten in Deutschland Fernsehen und Internet per Kabel angeboten haben. Dadurch dürfte sich die Zahl der Verträge auf vier Millionen halbieren, schätzte Jefferies-Analyst Gerry Dellis am Montag. Er rechnet damit, dass Vodafone bislang 1,8 Milliarden Euro pro Jahr an Service-Umsatz durch das Kabel-Geschäft generierte - entsprechend sei das neue Vorhaben als defensiv einzuordnen.
Mit den Ausbauplänen ist Vodafone aber spät dran. Die Deutsche Telekom (ETR:DTEGn) fuhr ihre Investitionen schon 2020 hoch und macht dabei Tempo, in einem Zwischenschritt soll ihr FTTH-Netz schon 2024 an 10 Millionen Haushalten verfügbar sein. Danach soll der Ausbau weitergehen, wobei die Telekom zum Teil auch auf ein Gemeinschaftsunternehmen mit australischen Investoren setzt.
Telefónica (ETR:O2Dn) und der Versicherungskonzern Allianz (ETR:ALVG) verkündeten vor zwei Jahren die Gründung eines Joint Ventures, das fünf Milliarden Euro binnen sechs Jahren investieren will. Nun geht Vodafone einen ähnlichen Weg wie die Konkurrenten und sucht den Schulterschluss mit einem externen Partner, um den teuren Glasfaser-Ausbau zu finanzieren.