PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Wieder erwachte Zinsängste nach einem robusten US-Arbeitsmarktbericht haben Europas Börsen am Freitag sichtbar belastet. Der EuroStoxx 50 hatte sich bereits vor den Daten verhalten entwickelt und sackte danach deutlich ab. Zum Handelsende büßte der Leitindex der Eurozone 1,69 Prozent auf 3375,46 Punkte ein und blieb damit nur minimal über seinem Tagestief. Nach den starken Gewinnen am Montag und Dienstag und den anschließenden Kurabschlägen behauptete er ein Wochenplus von 1,7 Prozent.
Der französische Cac 40 ging am Freitag mit einem deutlichen Rückgang um 1,17 Prozent auf 5866,94 Punkte aus dem Handel. Dagegen hielt sich der britische FTSE 100 mit einem Minus von 0,09 Prozent auf 6991,09 Zähler deutlich besser.
Die US-Wirtschaft hat im September mehr Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Zudem wurde der Beschäftigungsaufbau in den beiden Vormonaten nach oben revidiert. Während die Arbeitslosenquote wieder zurückging, kletterten die Löhne weiter.
Die Experten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) wiesen zwar darauf hin, "dass sich der Beschäftigungsaufbau in den Vereinigten Staaten langsam abschwächt" und dass "auch der Zuwachs bei den Stundenlöhnen nicht mehr so hoch ausfällt wie noch vor einigen Monaten". Doch "ein Monat, in dem sich das Beschäftigungswachstum verlangsamt, ist nicht genug für die (US-Notenbank) Fed, um drastische Änderungen an ihrer Politik vorzunehmen", warnte Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets (LON:CMCX) vor zu viel Hoffnungen auf künftig weniger aggressive Zinsanhebungen im Kampf gegen die Inflation.
Im europäischen Branchenvergleich gab es am Freitag fast nur Verlierer. Am schlimmsten erwischte es die Technologiewerte. Ihr Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 verlor am Ende des Branchentableaus knapp viereinhalb Prozent, nachdem er sich seit Wochenbeginn allerdings deutlich erholt hatte.
Für Druck sorgten schlechte Nachrichten von Chipherstellern aus den USA und Südkorea. Sowohl AMD (NASDAQ:AMD) als auch Samsung (F:SAMEq) hatten die Erwartungen der Analysten wegen der schwächelnden Nachfrage verfehlt. Die Aktien des Chipindustrie-Ausrüsters ASML (AS:ASML) büßten am EuroStoxx-Ende mehr als sechs Prozent ein, während Infineon (ETR:IFXGn) um über dreieinhalb Prozent nachgaben. Im Cac 40 zählten STMicro (EPA:STM) mit minus 5,3 Prozent zu den größten Verlierern.
Einziger Branchen-Gewinner war dagegen der Index der Öl- und Gaskonzerne mit einem Plus von über ein Prozent. Er profitierte von weiter deutlich steigenden Ölpreisen. Die Notierungen für den wichtigen Rohstoff profitierten von einer deutlichen Förderkürzung durch den Ölverbund Opec+. Die rund 20 Ölstaaten reagierten damit auf die teils deutlichen Preisrückgänge in den Wochen zuvor.
Die Anteilscheine von Credit Suisse (SIX:CSGN) setzten ihre jüngste Stabilisierung fort: Mit einem Kursanstieg um fast fünfeinhalb Prozent eroberten sie die Spitze des Swiss Market Index (SMI) . Die krisengeschüttelte schweizerische Großbank will für drei Milliarden Franken Schuldpapiere zurückkaufen. Nach Einschätzung von Analysten signalisiert sie mit dem Schritt, dass sie über die nötigen Mittel verfüge und finde, dass die Kurse der Papiere zu niedrig seien.