NVDA Q3 Earnings: Warum unser KI-Modell der Nvidia-Aktie treu bleibtMehr erfahren

ROUNDUP/Özdemir in Kiew: Solidarität für Landwirtschaft der Ukraine

Veröffentlicht am 10.06.2022, 16:26
Aktualisiert 10.06.2022, 16:30
© Reuters.
ZW
-

KIEW (dpa-AFX) - Bundesagrarminister Cem Özdemir hat der Ukraine deutsche Unterstützung zugesichert, um ihre Landwirtschaft und Getreideexporte im andauernden russischen Krieg aufrechtzuerhalten. "Der Erfolg der ukrainischen Landwirtschaft ist nicht nur für die Ukraine wichtig, er ist für uns alle wichtig", sagte der Grünen-Politiker am Freitag bei einem Besuch in einem Agrarkolleg in Nemischajewe bei Kiew. Bei der Reise ging es angesichts blockierter Häfen auch um alternative Wege für Ausfuhren des Landes zur weltweiten Ernährungssicherung. Konkret will Deutschland unter anderem mit Geld für Tierarzneimittel helfen.

Özdemir machte klar, dass es ihm mit seinem Besuch zu allererst um ein Zeichen der Solidarität mit der angegriffenen Ukraine geht. Die wichtigste Frage sei, dass der von Russlands Präsident Wladimir Putin begonnene Krieg so schnell wie möglich ende, sagte er nach einem Gespräch mit seinem Amtskollegen Mykola Solskyj in Kiew. All die Probleme mit der Lebensmittelversorgung in der Ukraine und im Rest der Welt, für die die Ukraine ja traditionell eine wichtige Rolle spiele, gäbe es ohne den "feigen Angriffskrieg" Putins nicht.

"Jede andere Lösung ist eine zweit-, drittbeste Lösung. Wir wissen es", sagte Özdemir. "Trotzdem müssen wir es machen." Er teile Skepsis in der Ukraine, dass Russland angeblich bereit wäre, Korridore für Agrarexporte über das Schwarze Meer zu ermöglichen. "Das wäre für die Ukraine Kamikaze, sich auf das Wort von Putin zu verlassen, ohne dass es glaubwürdige, wirksame militärische Garantien gibt, dass die Sicherheit der ukrainischen Häfen und der Schiffe abgesichert ist."

Hintergrund ist, dass der Krieg zu angespannten internationalen Märkten und steigenden Preisen geführt hat - und akuten Sorgen um die Versorgung in einigen Ländern. Denn die Ukraine ist ein großer Exporteur unter anderem von Weizen vor allem nach Nordafrika und Asien. Nach Angaben der Regierung in Kiew können wegen Blockaden von Schwarzmeer-Häfen mehr als 23 Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten nicht exportiert werden. Trotz des Kriegs seien aber 75 Prozent der Agrarflächen des Vorjahres wieder bestellt worden.

Der ukrainische Minister Solskyj dankte Özdemir für die Unterstützung und den Besuch, zu den er ihn bei einem G7-Treffen in Stuttgart Mitte Mai eingeladen hatte. Die Exporte seien um ein Drittel im Vergleich zur Vorkriegszeit zurückgegangen, erläuterte er. Daran werde aber gearbeitet, auch wenn die Frage kompliziert sei. Nach Angaben des ukrainischen Ministeriums wurden in den Kriegsmonaten März, April und Mai 51 Prozent der Agrarexporte mit der Bahn außer Landes gebracht, 37 Prozent über ukrainische Donauhäfen, 11 Prozent über Straßen. Laut Bundesregierung haben auch Transporte mit Hilfe der Deutschen Bahn über eine "Schienenbrücke" in Richtung Nordsee und Adria begonnen.

Als konkrete Hilfen kündigte Özdemir unter anderem 500 000 Euro zum Ausbau von Laborkapazitäten in Ismajil an der Grenze zu Rumänien an, um die Abfertigung von Agrarexporten zu beschleunigen. Deutschland will zudem fünf Millionen Euro für Tierarzneimittel bereit stellen. Özdemir versicherte seinem Amtskollegen, solange der Krieg dauere, sei das Bundesministerium "auch eine Art Außenstelle" für dessen Ministerium in Berlin. "Wir stehen zur Verfügung. Das ist unsere Aufgabe. Landwirtinnen und Landwirte sind keine Nationalisten."

Bei seinem Besuch bekam Özdemir auch einen Eindruck von Spuren des Krieges. Zum Beispiel im 1912 gegründeten Agrarkolleg in Nemischajewe für elf Fachrichtungen. Die Delegation besichtigte ein Bienenhaus, Pferdewiehern war zu hören, mehrere Schwerbewaffnete sicherten den Ort ab. Özdemir sagte, ihm sei berichtet worden, dass die Einrichtung beschädigt und Geräte entwendet worden seien. Und er sicherte zu: "Wir werden mitfinanzieren, dass die technische Ausrüstung Ihrer hoch angesehenen Ausbildungsstätte hier wieder zustande kommt."

Eine weitere Station war ein Landwirtschaftsbetrieb im Gebiet Kiew. Angebaut werden dort Mais, Weizen, Soja, Raps - und drei der 30 Beschäftigten sind gerade an der Front. "Futtermais ist eine der Exportkulturen", erläuterte Landwirt Viktor Scheremeta in einer Halle. Der Minister aus Deutschland stellte vor allem Fragen.

Özdemir reiste von einem Besuch im Nachbarland Polen am Vortag in die Ukraine weiter - und war dort am Freitag nicht der einzige deutsche Ressortchef. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kam ins westukrainische Lwiw (Lemberg) und sagte Hilfe für die medizinische Versorgung zu. Aufgebaut werden sollen etwa Container-Werkstätten zur Herstellung von Prothesen. "Wir machen hier eine humanitäre Initiative im Namen der gesamten Bundesregierung", sagte Lauterbach am Morgen in der ARD noch aus Polen über den Doppelbesuch. Denn die Ukraine brauche humanitäre Hilfe genauso dringend wie militärische.

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.