NÜRNBERG (dpa-AFX) - Der Boom beim Bau von Wind- und Solarparks festigt derzeit das Geschäft der Nürnberger Umweltbank. Die Nachfrage nach Krediten von Investoren in Projekte der Erneuerbaren Energien kompensiere die schwierige Situation beim Wohnungsbau, sagte Finanzvorständin Heike Schmitz am Montag in Nürnberg. Die Umweltbank ist nach der GLS-Bank die zweitgrößte Bank mit einer nach eigenem Bekunden nachhaltigen, umweltorientierten Geschäftsstrategie. Die Bilanzsumme sei im Jahr 2022 - dem 25. Jahr des Bestehens der Bank - von 5,9 Milliarden Euro auf 6 Milliarden Euro geklettert. Die Nürnberger Bank ist damit vergleichbar mit einer mittleren bis größeren Sparkasse.
Erneuerbare Energien machten derzeit etwa 50 Prozent des Kreditneugeschäfts aus. 2022 seien Darlehen in Höhe von 623 Millionen Euro neu ausgereicht worden. Der Bestand sei damit um 4,5 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro gestiegen. Kreditnehmer seien vor allem professionelle Projektentwickler, etwa für Solar- oder Windparks. Das Privatkundengeschäft macht bei der Umweltbank nur zehn Prozent aus. Ein klassisches Girokonto bietet die Bank nicht an. Der Gewinn vor Steuern und Rücklagen habe im vergangenen Jahr 39,2 Millionen Euro betragen - auch dank des Verkaufs eines Windparks aus dem Portfolio für rund 20 Millionen Euro. Im laufenden Jahr wird ein Vorsteuerergebnis von etwa 20 Millionen Euro erwartet.
Die Veränderung der Zinslage bereite der Bank Probleme, räumte Vorstandssprecher Jürgen Koppmann ein. "Kurzfristig ist die starke, rasche Zinssteigerung für uns eine Herausforderung", sagte er. Die Einlagen bei der Umweltbank seien traditionell eher kurzfristig, die Kredite dagegen eher langfristig ausgerichtet. Damit muss die Bank an die Einleger erhöhte Zinsen zahlen, bekommt aber von den Kreditnehmern noch die geringen Zinssätze bezahlt. Die Zinsmarge sei mit 0,91 Prozent "im Tal der Tränen angekommen", sagte Schmitz. Sie rechnet mit einer signifikanten Verbesserung frühestens im Jahr 2024.
Die Umweltbank, Arbeitgeber für 330 Menschen und Finanzpartner für 132 000 Kunden, befindet sich nach Koppmanns Worten in einem Transformationsprozess. 18 Millionen Euro werden in drei Jahren in die Erneuerung der IT-Struktur investiert, allein im laufenden Jahr 10 Millionen Euro. 2025 soll der Umzug in ein neues Firmengebäude in Nürnberg erfolgen.