BERLIN (dpa-AFX) - Die Folgen des Ukraine-Krieges setzten Deutschlands Exporteure und Großhändler unter Druck. Laut einer Umfrage des Bundesverbandes Groß- und Außenhandel (BGA) sehen sich bislang knapp ein Drittel der Unternehmen von Sanktionen gegen Russland und den Gegensanktionen betroffen. "Die Folgen der Corona-Pandemie sind noch nicht überwunden. Durch den Krieg und die verhängten Sanktionen verlangsamt sich die wirtschaftliche Erholung in Deutschland weiter", sagte BGA-Präsident Dirk Jandura am Donnerstag in Berlin. Die große Mehrheit der Unternehmen (90 Prozent) unterstütze aber die Sanktionen.
Zwar machen die Beziehungen zu Russland nur 3 Prozent des deutschen Außenhandels aus. "Doch in einer vernetzten Wirtschaft reichen die Auswirkungen oft weiter", sagte Jandura. Unternehmen berichteten beispielsweise vom eingeschränkten Handel mit Aluminium oder fehlenden Getreidelieferungen, von unterbrochenen Lieferketten oder fehlenden Lkw-Fahrern, die häufig aus der Ukraine stammten. Auch Zellstoff unter anderem zur Herstellung von Toilettenpapier könnte knapp werden. Noch seien die Lager aber gut gefüllt. Leere Regale seien nicht abzusehen. "Es ist keine Situation, in der wir Angst haben müssen um unsere Lebensmittelversorgung", betonte Jandura.
Sorgen bereiten den Unternehmen vor allem zusätzliche Störungen in den Lieferketten und steigende Energiepreise. So berichteten 48 Prozent der in der vergangenen Woche befragten mehreren Hundert Firmen von einer erschwerten oder unterbrochenen Materialbeschaffung infolge der Sanktionen. Rund 59 Prozent sehen sich mit stark steigenden Einkaufspreisen für die von ihnen benötigten Waren konfrontiert. Bei 55 Prozent treiben steigende Energiepreise die Kosten in die Höhe. Mehrfachnennungen waren möglich.
Jandura forderte, die Politik müsse jetzt ihre Hausaufgaben machen. "Unternehmen brauchen eine sichere und bezahlbare Energieversorgung. Wir brauchen aber auch endlich wirksamen Bürokratieabbau und eine Beschleunigung bei den Genehmigungsverfahren."
Groß- und Außenhändler erwarten zwar weit überwiegend keine Rezession in Deutschland, also einen Rückgang der Wirtschaftsleistung im Gesamtjahr. Allerdings rechnen 62 Prozent der Unternehmen mit einer wirtschaftlichen Verlangsamung. Weitere 32 Prozent befürchten eine Unterbrechung der Konjunkturerholung. "Uns muss immer bewusst bleiben, dass wirtschaftliche Einschnitte, Verteuerungen und sinkende Gewinne zwar schmerzlich sind, aber keine nachhaltige Bedrohung darstellen", fasste Jandura zusammen.