ROM (dpa-AFX) - Ungeachtet von Ukraine-Krieg und teurem Dünger wird die Weltgetreideernte in diesem Jahr nach Schätzung der Vereinten Nationen nur unwesentlich geringer ausfallen als 2021. Bislang erwartet werden 2,785 Milliarden Tonnen, das wären rund 23 Millionen Tonnen weniger als im vorangegangenen Wirtschaftsjahr, sagte Josef Schmidhuber, Ökonom bei der UN-Agrarorganisation FAO in Rom. "Das ist ein sehr geringer Unterschied, und im Augenblick wirklich nur eine grobe Schätzung."
Zur Weltgetreideernte zählen unter anderem Weizen, Mais und Reis. Der Ukraine-Krieg hat sowohl zu einer Verknappung des Weizenangebots auf dem Weltmarkt geführt als auch zu einer Verknappung von Dünger beigetragen, der für die Erntemengen auf vielen Böden wichtig ist.
"Weltweit ist der Düngerverbrauch im zu Ende gehenden Wirtschaftsjahr zurückgegangen, und zwar um etwa 1,6 Prozent", sagte der Vizechef der Abteilung Märkte und Handel der UN-Organisation. Im Langzeitvergleich gravierender waren demnach die Auswirkungen der internationalen Finanzkrise: "Das ist aber noch wenig im Vergleich zum Wirtschaftsjahr 2008/2009, als wir eine Kontraktion um über acht Prozent hatten."
"Die große Frage ist natürlich, was passiert im neuen Erntejahr?" Er gehe in seiner Analyse davon aus, dass weniger Stickstoffdünger angewandt werde, auch weniger Phosphordünger, vor allem aber deutlich weniger Kalidünger, sagte Schmidhuber.
"Im Trend würde ich davon ausgehen, dass die globale Erntemenge im kommenden Jahr wieder ein bisschen rückläufig sein wird, was bei konstant erhöhter Nachfrage dazu führen würde, dass die Vorräte weiter zurückgehen." Der Ökonom betonte jedoch, dass diese Erwartungen unter Vorbehalt stehen: "Aber das hängt von ganz vielen Faktoren ab, nicht zuletzt vom Wetter. Insofern ist eine Prognose jetzt noch nicht möglich.