Investing.com -- Die Revolte in Russland hat die globalen Märkte nur kurz beschäftigt. Während der Ölmarkt die anfänglichen Gewinne wieder abgibt, gerät Tesla nach einer Herabstufung durch Goldman Sachs (NYSE:GS) unter Druck. Gleichzeitig zeigen sich weitere Anzeichen von Schwäche in der deutschen Wirtschaft.
1. Verhaltene Marktreaktion auf russische Unruhen
Die Revolte der Wagner-Söldnergruppe unter der Führung von Jewgeni Prigoschin am Wochenende in Russland war offenbar nur von kurzer Dauer, hat aber dennoch zu großer Unruhe darüber geführt, wie es in einer der größten Atommächte der Welt weitergeht.
Die Wagner-Kämpfer stoppten ihren schnellen Vormarsch auf Moskau am Samstagabend, und Prigoschin zog sich nach Weißrussland zurück, als der russische Präsident Wladimir Putin einem vom weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko vermittelten Burgfrieden zustimmte.
Zwar scheint sich die Lage vorerst beruhigt zu haben, doch stellt sie die möglicherweise größte Herausforderung für Putins Autorität in den mehr als 20 Jahren seiner Amtszeit dar.
"Natürlich zeigt dies eine noch nie dagewesene Schwäche von Präsident Putin", sagte Ian Bremmer, der Präsident der Eurasia Group, in einem Interview auf CNBC am Montag.
"Aber während Putin auf eine noch nie dagewesene Probe gestellt wurde, gab es keinen einzigen hochrangigen Abgang aus dem russischen Militär, aus der russischen Regierung oder unter den russischen Oligarchen - wer also glaubt, dass Putin plötzlich kurz davor steht, die Macht abzugeben, muss erkennen, dass dies nicht der Fall ist", fügte er hinzu.
US-Außenminister Antony Blinken deutete an, dass es Monate dauern könnte, bis sich die Turbulenzen gelegt haben, aber "wir haben weitere Risse in der russischen Fassade gesehen".
Die Reaktion der Märkte fiel vorerst verhalten aus. Der Ölpreis gab seine anfänglichen Gewinne wieder ab, während der USD/RUB um 0,1 % auf 84,7668 stieg, nachdem er zuvor ein 15-Monats-Hoch bei etwa 87 pro Dollar erreicht hatte.
2. Tesla nach Herabstufung durch Goldman unter Druck
Tesla (NASDAQ:TSLA), lange Zeit eine der Lieblingsaktien der Wall Street, verliert allmählich etwas von seiner Anziehungskraft - zugegebenermaßen nach den erstaunlichen Kursgewinnen im bisherigen Jahresverlauf.
Goldman Sachs stufte die Aktie des Elektroautoherstellers von "Buy" auf "Neutral" herab. Damit folgten sie einem ähnlichen Schritt von Morgan Stanley (NYSE:MS) und Barclays (LON:BARC) in der vergangenen Woche.
Die Aktie des Unternehmens fiel vorbörslich um über 1 %, allerdings nach einem Anstieg von über 100 % seit Jahresbeginn und 38 % im letzten Monat.
Goldman begründete die Herabstufung vor allem mit der gestiegenen Bewertung, wies aber auch auf ein "schwieriges Preisumfeld für Neufahrzeuge" hin.
Es gab jedoch nicht nur schlechte Nachrichten, denn "insgesamt bleiben wir bei unserer Ansicht, dass Tesla dank seiner Führungsposition in den Märkten für Elektrofahrzeuge und saubere Energie gut für langfristiges Wachstum positioniert ist", fügte Goldman hinzu.
3. Futures niedriger
Die US-Futures gaben am Montag weiter nach und setzten damit ihre Korrektur aus der Vorwoche fort.
Bis 12.30 Uhr MEZ fiel der Dow Jones-Future 50 Punkte oder 0,2 %, der S&P 500-Future verlor 10 Punkte oder 0,2 % und der Nasdaq 100-Future sank 45 Punkte oder 0,3 %.
Die drei wichtigsten Börsenindizes gingen in der vergangenen Woche auf Talfahrt und unterbrachen damit ihren mehrwöchigen Aufwärtstrend, nachdem der Vorsitzende der Federal Reserve, Jerome Powell, weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr für wahrscheinlich erklärt hatte.
Die Anleger werden am Freitag mit der Veröffentlichung der Mai-Daten zum Personal Consumption Expenditures Price Index, dem bevorzugten Inflationsindikator der US-Notenbank, ein neues Update über die mögliche zukünftige Entwicklung der Zinssätze erhalten.
Davor stehen am Dienstag die Zahlen von Walgreens Boots Alliance (NASDAQ:WBA) und am Donnerstag von Nike (NYSE:NKE) an.
4. Deutsche Wirtschaftsschwäche
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juni zum zweiten Mal in Folge eingetrübt: Der vielbeachtete Ifo-Geschäftsklimaindex fiel im Juni auf 88,5. Damit lag er unter dem erwarteten Wert von 90,7 und dem Vormonatswert von 91,5, der seinerseits nach unten korrigiert wurde.
Dies schließt sich an die enttäuschenden PMI-Daten der letzten Woche an, die eine Kombination aus einem langsameren Anstieg der Geschäftstätigkeit im Dienstleistungssektor und einem sich verschärfenden Abschwung im verarbeitenden Gewerbe zeigten.
Die deutsche Wirtschaft, die größte in der Eurozone, geriet im ersten Quartal des Jahres in eine Rezession und sieht sich zudem mit einer Inflation konfrontiert, die sich als hartnäckiger erweist als die der meisten Nachbarländer.
Die Verbraucherpreise für Juni für die gesamte Region werden im Laufe dieser Woche veröffentlicht, und während in Frankreich, Italien und vor allem in Spanien eine Verlangsamung der Teuerung erwartet wird, könnten die deutschen Preise um fast einen halben Prozentpunkt auf 6,7 % gestiegen sein.
Das bietet reichlich Raum für Diskussionen, wenn die Beamten der Europäischen Zentralbank unter der Leitung von Präsidentin Christine Lagarde in der kommenden Woche in Portugal zu ihrer jährlichen Klausurtagung in Sintra zusammenkommen.
5. Ölpreis unbeständig
Am Montag mussten die Rohölpreise einen beträchtlichen Teil ihrer anfänglichen Gewinne wieder abgeben. Die Schwankungen auf dem Ölmarkt spiegelten die Bemühungen der Händler wider, den Balanceakt zwischen der Stabilität der russischen Ölversorgung und den Auswirkungen eines verlangsamten globalen Wachstums zu bewältigen.
Bis 12.30 Uhr MEZ legte der US-Rohöl-Future um 0,6 % auf 69,64 Dollar pro Barrel zu, während der Brent-Kontrakt um 0,7 % auf 74,53 Dollar pro Barrel stieg.
Die Märkte preisen eine etwas höhere Wahrscheinlichkeit ein, dass die innenpolitische Unruhe in Russland zu Versorgungsunterbrechungen führt, doch erwiesen sich die anfänglichen Gewinne als kurzlebig, da die Sorgen über die Stärke der Nachfrage in den kommenden Monaten bestehen bleiben.
Beide Ölsorten fielen in der vergangenen Woche zwischen 3 % und 4 % aufgrund von Befürchtungen, dass weitere Zinserhöhungen der US-Notenbank und anderer Zentralbanken die Wirtschaftstätigkeit beeinträchtigen werden, während die wirtschaftliche Erholung in China ebenfalls enttäuschte.
Haitham Al Ghais, der Generalsekretär der Organisation der erdölexportierenden Länder, versuchte am Montag auf einer Konferenz in Kuala Lumpur, einige dieser Nachfragesorgen zu zerstreuen.
"Öl ist auf absehbare Zeit unersetzlich", sagte er. "Wir gehen davon aus, dass die weltweite Ölnachfrage bis 2045 auf 110 Millionen Barrel pro Tag ansteigen wird", was einen Anstieg der weltweiten Energienachfrage um 23 % bedeuten würde.