Investing.com – Die neuesten US-Inflationszahlen wurden gerade veröffentlicht und sie sind ein Schlag ins Gesicht. Der Markt glaubte in den vergangenen Monaten beharrlich daran, dass die Teuerungsrate schon bald nur noch 2 Prozent beträgt und die US-Zentralbank die Zinsen dann zügig senkt, um eine Rezession zu verhindern.
Die Daten besagen jedoch etwas völlig anderes. Die Verbraucherpreise haben im Juli ihr Tief bei 3,0 Prozent erreicht und steigen bereits den zweiten Monat in Folge. Im August betrug der Verbraucherpreisindex auf Jahresbasis 3,7 Prozent, womit er über den erwarteten 3,6 Prozent lag. Auf Monatsbasis beschleunigte sich auch der Kern-Verbraucherpreisindex auf 0,3 Prozent, während die Analysten von lediglich 0,2 Prozent ausgegangen waren.
Warum das so ist und weshalb Sie lieber nicht damit rechnen sollten, dass die Inflation und die Zinsen sinken, erklärt Peter Schiff in seinem jüngsten Artikel.
Der Irrglaube ist, dass die Fed die Inflation unter Kontrolle hat. Der schnelle Rückgang von den Hochs aus dem Bereich von 9,1 Prozent ist keinesfalls das Ergebnis einer erfolgreichen Geldpolitik. Er ist vielmehr auf den Rückgang der Ölpreise zurückzuführen, so Schiff. Und selbst die fallenden Ölpreise folgten nicht dem Ruf des Marktes, denn sie basierten nicht auf einer sinkenden Nachfrage. Sie waren stattdessen die Folge einer Angebotserhöhung durch die US-Regierung, welche die strategischen Ölreserven des Landes verkaufte.
In diesem Zusammenhang brachen die Ölpreise um fast 50 Prozent ein. Doch seitdem das Tief im Mai erreicht wurde, zogen die Preise bereits um 37 Prozent an. Kein Wunder, denn die US-Ölreserven erreichten bereits ihr 40 Jahrestief und sollte es aus welchen Gründen auch immer zu keinem Nachschub kommen, würde die US-Wirtschaft nach 20 Tagen stillstehen, weil ihr das Öl ausgegangen ist.
Damit wird die Inflation zwangsläufig zum Spielball der Ölpreise, die von den USA nicht mehr künstlich manipuliert werden können.
Parallel dazu fallen den Amerikanern die gestiegenen Zinssätze immer mehr auf die Füße, sagt Schiff. Die Erklärung ist simpel, US-Unternehmen müssen ihre reichlich angehäuften Schulden zu höheren Zinssätzen refinanzieren. Diese Kosten werden selbstverständlich an die Verbraucher weitergegeben werden müssen.
Somit ist es ein Mix aus steigenden Energiepreisen und hohen Zinsen, welche verhindern, dass die Inflation auf das Fed-Ziel von 2 Prozent sinkt und die Zinsen gesenkt werden. Schiff sagt:
"Alle warten darauf, dass die Fed die Zinsen senkt, weil die Wirtschaft ohne Zinssenkungen auf keinen Fall überleben kann. Ich fürchte, dass das die Perspektive vieler Menschen ist. Sie gehen einfach davon aus, dass das kein Thema sein wird, denn natürlich wird die Fed die Zinsen senken."
Doch das ist eine Fehlannahme, welche die Anleger noch sehr viel Geld kosten wird. Ein Großteil ist überzeugt, dass der Aktienmarkt kein wirkliches Risiko birgt. Die Zentralbank wird es nicht zulassen, dass die Kurse in den Keller rauschen und dort bleiben.
Sie pfeifen auf Fundamentaldaten, weil sie sich auf das Sicherheitsnetz der Fed verlassen. Es leistete während der Finanzkrise 2008 und während des Covid-Chaos gute Dienste. Aber jetzt gibt es dieses Sicherheitsnetz nicht mehr, weil die Geldpolitik die Inflation von der Leine ließ. Und dass man Inflation nicht mit niedrigen Zinsen und QE bekämpfen kann, das bewies bereits der türkische Präsident Erdoğan.
Schiff ist überzeugt, dass egal was auch passieren mag, die Fed wird die Zinsen nicht mehr auf Null senken und neue QE-Maßnahmen verabschieden können. Denn wenn sie dies täte, wäre der Untergang des Dollars gewiss.
Die Fed ist de facto handlungsunfähig und an dem Tag, an dem die Märkte das realisieren, wird ein Abschwung eingeleitet, wie es sich aktuell kaum einer vorstellen kann.
Dann droht der Minsky-Moment, von dem der Bloomberg-Analyst Ven Ram kürzlich sprach. Ein Moment der Erleuchtung, an dem alle Anleger erkennen, dass sie überbewerteten Vermögenswerten hinterherjagten und alle gleichzeitig aussteigen wollen, egal zu welchem Preis.