Investing.com – Die Fed läutete heute vor einer Woche den langersehnten Kurswechsel ein. Während der Markt bis zum 13. Dezember für 2024 mit vier Zinssenkungen rechnete, hatte die US-Zentralbank nur zwei auf ihrer To-do-Liste und offiziell hieß es am 1. Dezember noch, dass es zu früh sei, um über Zinssenkungen nachzudenken.
Keine zwei Wochen später wendete sich das Blatt und aus den erwarteten zwei Zinssenkungen wurden drei. Doch damit verringerte sich die Kluft gegenüber dem Markt nicht, denn dieser geht jetzt davon aus, dass die Fed die Zinsen im Jahr 2024 insgesamt sechsmal senken wird.
Privatanleger sollten aber auf der Hut sein, denn Zinssenkungen bedeuten nicht automatisch steigende Aktienmärkte, wie der Analyst Ryan Hammond von Goldman Sachs (NYSE:GS) erklärte. Wenn die geldpolitischen Lockerungen nicht dazu führen, dass das Wirtschaftswachstum anzieht, dann wird es auch an den Börsen zu keinen sprudelnden Gewinnen kommen.
In drei der acht betrachteten Zinssenkungszyklen kam es unmittelbar nach der ersten Zinssenkung zu einer Rezession. Der S&P 500 reagierte innerhalb von 12 Monaten nach der ersten Zinssenkung mit einer großen Streuung von +21 % bis -24 %. Zinssenkungen sind also alles andere als eine Garantie für steigende Aktienkurse.
Zerohedge verweist darauf, dass die Fed ihren jüngsten Kurswechsel durch politischen Druck vollzog, also auf Geheiß von Präsident Biden. Das würde jedoch bedeuten, dass "die Fed alles in ihrer Macht Stehende tun wird, um die USA nach Trumps Sieg im November 2024 so schnell wie möglich in eine Rezession zu stürzen. Wenn das Ergebnis des nächsten Lockerungszyklus tatsächlich eine Rezession wäre, dann ist der aktuelle Anstieg auf ein neues Allzeithoch (vorerst beim DJIA und bald auch bei allen anderen Indizes) nichts anderes als eine riesige Täuschung und eine Bullenfalle."
Der BofA-Analyst Michael Hartnett verweist darauf, dass die Fed die Zinsen in den vergangenen 90 Jahren nur fünfmal senkte, obwohl der Kern-VPI (aktuell 4 %) über der Arbeitslosenquote (aktuell 3,7 %) lag. Das war kriegsbedingt 1942 und anschließend während vier Rezessionen der Fall. Doch nichts von dem ist aktuell zutreffend, sodass man sagen kann, dass sich die Geldpolitik erneut auf unbekanntem Terrain befindet.
Die Spekulationen, dass die US-Zentralbank ihre neue Geldpolitik vom Weißen Haus diktiert bekam, ist nicht aus der Luft gegriffen. Der ehemalige New York Fed Präsident Bill Dudley sagte 2019, dass die Fed die Wirtschaft ankurbeln muss, um zu verhindern, dass Donald Trump wiedergewählt wird.
Die BofA geht davon aus, dass es 2024 weltweit zu 152 Zinssenkungen kommt, was den Märkten neue Liquidität beschert. Hartnett rechnet damit, dass in einem Soft-Landing-Umfeld bei sinkenden Fed-Zinsen und Renditen von 4 % hauptsächlich die stark fremdfinanzierten Unternehmen die großen Gewinner sein werden.
Das wird laut Hartnett aber nur ein kurzes Strohfeuer, denn die Harte Landung ist in diesem Zyklus unvermeidlich. Der Markt erwartet, dass sich die Kapitalzuflüsse in die Geldmarktfonds umkehren, wovon Risikoaktiva profitieren. Das ist historisch betrachtet jedoch nie passiert. Die Abflüsse aus den Anleihemärkten beginnen in der Regel erst 12 Monate nach der ersten Zinssenkung, wenn sich die Wirtschaft bereits in einer Rezession befindet.
Der Januar 2024 dürfte jedoch erst einmal vielversprechend werden, wie Goldman Sachs sagt. Mit einer Trefferwahrscheinlichkeit von 90 Prozent sollte der erste Monat im neuen Jahr überdurchschnittliche Gewinne abwerfen. Denn wenn es im November und Dezember zu Gewinnen von 10 Prozent kam, dann hat der Markt kein Interesse daran, diese wieder abzugeben. Seit 1900 gab es solch ein Szenario bereits 10 Mal.