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BASEL (dpa-AFX) - Die schweizerische Bank UBS (SIX:UBSG) hat ihre erste Hauptversammlung nach Ankündigung der Übernahme von Credit Suisse (SIX:CSGN) mit viel weniger Emotionen und mehr Ruhe über die Bühne gebracht. Dafür hatte die UBS-Veranstaltung viel mehr Gewicht als die Aktionärsversammlung der Credit Suisse. Die schwer angeschlagene zweitgrößte Bank der Schweiz hatte am Dienstag die letzte Veranstaltung dieser Art in ihrer mehr als 166-jährigen Geschichte abgehalten.
Nachdem die Notübernahme von Credit Suisse durch UBS auf Druck der Politik im März angekündigt worden war, stand auch für UBS eine ganz besondere Hauptversammlung an. Die Bankspitze versuchte am Mittwoch, Zuversicht unter den Aktionären zu verbreiten.
Der neue Bankengigant sei nicht zu groß für die Schweiz, betonte UBS-Vize-Verwaltungsratschef Lukas Gähwiler vor den Aktionären. Die Banken seien zusammen viel kleiner als vor der Finanzkrise.
Und obwohl die Übernahme nicht die eigene Idee gewesen sei, dürfte die Transaktion seiner Ansicht nach für die UBS-Aktionäre finanziell attraktiv sein, fügte Präsident Colm Kelleher hinzu. Trotz aller Risiken sei es "ein Neubeginn mit großen Chancen".
Auch rechtfertigte sich Kelleher dafür, dass die UBS-Aktionäre bei der Entscheidung übergangen wurden. Man habe unverzüglich handeln müssen, daher sei es "bedauerlicherweise" nicht möglich gewesen, ihre Zustimmung für die Übernahme einzuholen.
Dennoch ließen Aktionäre den Präsidenten auch ihren Unmut spüren: Kelleher wurde zwar mit großer Mehrheit im Amt bestätigt, erzielte allerdings mit knapp 90 Prozent Ja-Stimmen das klar schlechteste Ergebnis aller Mitglieder im Verwaltungsrat. Alle anderen Mitglieder des Aufsichtsgremiums wurden mit mindestens 94 Prozent Zustimmung wiedergewählt.
Die Aktionäre brachen zudem eine Lanze für die Mitarbeiter von Credit Suisse. "Mir ist es wichtig, dass wir uns mit Achtung und Respekt auf Augenhöhe in den kommenden Monaten begegnen und faire Lösungen für die Betroffenen finden", sagte der Präsident der Arbeitnehmervertretung der UBS in der Schweiz, Friedrich Dumke.
Für den Iren Kelleher war es die erste UBS-Generalversammlung als Präsident. Er war erst vor einem Jahr auf Axel Weber gefolgt, der die Amtszeitbegrenzung von zehn Jahren erreicht hatte. Vorher hatte Kelleher 30 Jahre für die US-Bank Morgan Stanley (NYSE:MS) gearbeitet.
Die UBS-Hauptversammlung fand erstmals seit der Corona-Pandemie wieder mit Aktionären in Präsenz statt. Viele Fragen von Kleinaktionären befassten sich zwar mit der Übernahme von Credit Suisse, noch mehr Redner gab es allerdings zum Thema Nachhaltigkeit. Scharf kritisiert wurden unter anderem Finanzierungen von Projekten und Unternehmen im Bereich fossiler Energie wie Erdöl und Erdgas.
Dass UBS selbst ihre Probleme hat und nicht frei von Altlasten ist, zeigt auch die Abstimmung zur Entlastung des Managements. Die Aktionäre erteilten dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung zwar mit 94 Prozent die Entlastung für das vergangene Geschäftsjahr. Wie bereits in den vergangenen Jahren wurde dabei aber der Steuerstreit mit Frankreich ausgeklammert.
Im Dezember 2021 war UBS in zweiter Instanz vom Berufungsgericht in Paris wegen unerlaubter Geldgeschäfte und der Beihilfe zur Geldwäsche schuldig gesprochen worden. Dagegen ging die Bank erneut in Berufung. Das französische Gericht hatte die Einziehung von Geldern und Entschädigungszahlungen an den französischen Staat in Höhe von insgesamt 1,8 Milliarden Euro verlangt sowie eine Geldbuße von 3,75 Millionen Euro.
Derweil bedankten sich die Aktionäre am Mittwoch bei dem scheidenden UBS-Chef, der angesichts der Fusion mit Credit Suisse den Platz für den früheren UBS-Chef Sergio Ermotti freimacht. Zur Hauptversammlung erschien dieser aber nicht.
Der Manager soll die Integration der beiden größten schweizerischen Banken zum Erfolg führen. Die Übernahme wird voraussichtlich in wenigen Monaten abgeschlossen sein. Die Zusammenführung dürfte jedoch noch drei bis vier Jahre dauern, wie UBS-Präsident Kelleher eingestand. Dies allerdings noch ohne die vollständige Abwicklung der Teile der Investmentbank von Credit Suisse, die abgestoßen werden sollen.