CONSTANTA (dpa-AFX) - Der Güterbahnhof an Rumäniens wichtigstem Schwarzmeer-Hafen Constanta ist nach 30 Jahren dauernder Vernachlässigung von wilder Vegetation und hunderten schrottreifen Waggons blockiert. Unter dem Druck, als Ausweichroute für den Export von ukrainischem Weizen dienen zu müssen, hat Rumänien begonnen, diesen Bahnhof wieder herzurichten, berichtete der private rumänische Sender "ProTV" am Samstagabend.
Dazu gehöre die Rodung von Bäumen und Büschen, die dort zwischen den Schienen gewachsen sind. Von den insgesamt 700 dort abgestellten alten Waggons seien viele so verrostet, dass die gar nicht mehr auf Schienen bewegt werden könnten, hieß es weiter bei "ProTV". 35 Schienenstränge auf einer Strecke von 14 Kilometern müssten erneuert werden. Bis dieser Bahnhof wieder funktionsfähig sei, werde es etwa fünf Monate dauern. Die Regierung hat dafür aus einem Reservefonds 200 Millionen Lei (40,8 Mio Euro) bewilligt.
Die Ukraine braucht Rumänien als Ausweichroute für den Export von 20 Millionen Tonnen Weizen aus der Ernte des vorigen Jahres und wahrscheinlich auch für die in Kürze bevorstehende neue Ernte. Die ukrainischen Schwarzmeer-Häfen sind wegen des russischen Angriffskrieges nicht nutzbar. Zum rumänischen Hafen Constanta gibt es derzeit nur zwei mühsame Zugänge für Waren aus der Ukraine: per Flussfrachter über einen umständlichen, mehr als 300 Kilometer langen Weg über das Donaudelta und den Donau-Schwarzmeer-Kanal, sowie per Lastwagen. Die Lastwagenfahrer müssen sehr lange Wartezeiten an den Grenzübergängen in Kauf nehmen sowie mehrere hundert Kilometer lange Wege über rumänische Landstraßen.