von Noreen Burke
Investing.com -- Die Berichtssaison beginnt, und die US-Notenbanker haben ein letztes Mal die Gelegenheit, der Öffentlichkeit ihre Ansichten vor der Sitzung im nächsten Monat mitzuteilen. Die PMI-Daten könnten die Folgen der jüngsten Turbulenzen im Finanzsektor zeigen. Außerdem werden in Großbritannien und China wichtige Konjunkturdaten veröffentlicht.
1. Berichtssaison
Am Freitag gaben JPMorgan (NYSE:JPM), Citigroup (NYSE:C) und Wells Fargo (NYSE:WFC) den Auftakt zur Berichtssaison und übertrafen die Erwartungen der Börse. Sie profitierten von steigenden Zinsen und nachlassenden Ängsten vor Stress im Bankensystem.
Die Bilanzsaison für das 1. Quartal nimmt in der kommenden Woche an Fahrt auf. Dabei werden mehrere große Banken wie Goldman Sachs (NYSE:GS), Morgan Stanley (NYSE:MS) und Bank of America (NYSE:BAC) sowie eine lange Liste von Unternehmen wie Netflix (NASDAQ:NFLX), Tesla (NASDAQ:TSLA), IBM (NYSE:IBM) und Johnson & Johnson (NYSE:JNJ) ihre Bücher öffnen.
Analysten erwarten laut Refinitiv-Daten vom Freitag, dass die Unternehmensgewinne im 1. Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4,8 % zurückgegangen sind. In der Vorwoche wurde noch ein Rückgang von 5,2 % gegenüber dem Vorjahresquartal prognostiziert.
„Wir glauben zwar nicht, dass die Berichtssaison viele gute Nachrichten bringen wird, allerdings sind die Erwartungen so niedrig, dass sich die Aktien nach den Ergebnissen wieder erholen könnten“, kommentierte Gina Bolvin, Präsidentin der Bolvin Wealth Management Group in Boston, am Freitag in einer Mitteilung.
2. Fed Watch
Die meisten Anleger gehen davon aus, dass die Fed die Zinsen auf ihrer nächsten Sitzung am 3. Mai um weitere 25 Basispunkte anheben wird - obwohl im Protokoll der März-Sitzung der Zentralbank das erhöhte Risiko einer 'milden' Rezession noch in diesem Jahr nach den jüngsten Turbulenzen im Finanzsektor erwähnt wird.
In den nächsten Tagen werden die Anleger ein letztes Mal die Gelegenheit haben, von Fed-Vertretern zu hören, bevor die traditionelle Blackout-Periode vor der Sitzung beginnt. Dabei werden u.a. der Präsident der New Yorker Fed, John Williams, Gouverneurin Michelle Bowman, Gouverneur Christopher Waller und Gouverneurin Lisa Cook zu Worte kommen.
In den USA werden außerdem Daten zu den Verkäufen bestehender Eigenheime, zwei regionale Umfragen für das verarbeitende Gewerbe und der wöchentliche Bericht zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung veröffentlicht, von dem Ökonomen einen weiteren Anstieg erwarten, da die Zahl der Entlassungen seit Jahresbeginn gestiegen ist.
3. Stimmungsindikatoren
Die Eurozone, die USA und das Vereinigte Königreich werden am Freitag die Ergebnisse aus den monatlichen Umfragen unter Einkaufsmanagern veröffentlichen, während Marktbeobachter nach Anzeichen dafür Ausschau halten werden, ob sich die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor bereits auf das Wirtschaftswachstum auswirken.
Letzte Woche senkte der Internationale Währungsfonds seine globale Wachstumsprognose und warnte, dass die Weltwirtschaft aufgrund von Problemen im Finanzsektor eher unter als über den Schätzungen liegen werde.
Die PMI-Daten sollten zeigen, ob sich das Wachstum verlangsamt, und wenn ja, wie schnell. Diese Frage wird schnell zu einem wichtigen Impulsgeber für die Märkte, während sich die Zentralbanken wohl dem Ende ihrer Straffungszyklen nähern.
Die Märkte spekulieren darauf, dass die Fed die Zinsen bis zum Jahresende senkt, eine Erwartung, die auf einer erheblichen Abschwächung der Konjunktur in den USA in der zweiten Jahreshälfte beruht.
4. Daten aus Großbritannien
Das Vereinigte Königreich wird am Dienstag Beschäftigungsdaten für den Monat Februar veröffentlichen, gefolgt von den Märzdaten zur Inflation einen Tag später. Diese könnten das Zünglein an der Waage dafür sein, ob die Bank of England bei ihrer Sitzung im nächsten Monat eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte beschließt.
Die Inflation ist im Februar unerwartet auf 10,4 % geklettert, was auf höhere Lebensmittelpreise zurückzuführen war. Ökonomen erwarten, dass die Inflation im März wieder in den einstelligen Bereich zurückkehren wird, das allerdings wäre immer noch deutlich höher als die Inflationsraten im übrigen Europa und in den USA.
Zwar konnte die britische Wirtschaft bisher eine Rezession vermeiden, allerdings stagnierte das Wachstum im vergangenen Jahr.
Die Märkte gehen davon aus, dass die BoE die Zinssätze im nächsten Monat von 4,25 % auf 4,5 % anheben wird. Das wäre dann die zwölfte Zinserhöhung in Folge seit Dezember 2021.
5. Daten aus China
China wird am Dienstag eine Reihe von Wirtschaftsdaten veröffentlichen, darunter Berichte über das Bruttoinlandsprodukt für das erste Quartal, die Einzelhandelsumsätze für März und die Industrieproduktion. Der Markt erhofft sich dadurch mehr Klarheit über die durchwachsende Erholung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.
Während die chinesische Exporttätigkeit anzieht und das Kreditwachstum solide ist, bleibt die Inflation angesichts der schleppenden Erholung des Verbraucher- und Industriesektors von den harten Beschränkungen der Pandemiezeit gedämpft.
Peking hat weitere Hilfsmaßnahmen für die Wirtschaft zugesichert, die im vergangenen Jahr aufgrund der strengen COVID-19-Bestimmungen so langsam wuchs wie seit fast einem halben Jahrhundert nicht mehr.
Investing.com/Reuters