Investing.com – Vermögensblasen hat es in der modernen Menschheitsgeschichte schon immer gegeben. Eine der bekanntesten und skurrilsten ist mit Sicherheit die Tulpenmanie. Auf dem Höhepunkt dieser Spekulationsblase wechselten ganze Häuser im Tausch für eine einzige Tulpenzwiebel den Besitzer. Bis die Menschen zur Besinnung kamen und erkannten, dass es sich nur um Blumenzwiebeln handelt.
Ähnlich ist es mit der modernen Geld- und Finanzpolitik, welche glaubt, ein Allheilmittel gegen jeden wirtschaftlichen Schluckauf gefunden zu haben. Wann immer es ein Problem gibt, wird mit dem Drucken neuen Geldes für mehr Liquidität gesorgt. Dieses überschüssige Kapital findet dann schnell seinen Weg in Sach- und Finanzwerte, weshalb die Immobilienpreise und Aktienbewertungen über viele Jahre hinweg in die Höhe schossen.
Was die Zentralbanker und Politiker dabei völlig aus den Augen verloren war, dass Rezessionen ein fester Bestandteil einer gut funktionierenden Marktwirtschaft sind. Nur in diesen marktbereinigenden Phasen entsteht zwangsweise Innovation und steigende Produktivität, was zu nachhaltigem Wachstum, höheren Renditen und mehr Wohlstand führt.
Anstatt dies als ein nötiges Übel zu akzeptieren, geht man bis heute davon aus, dass das Drucken von Geld der klügere Weg ist.
Einer der Sektoren, in denen weltweit eine riesige Blase entstanden ist, sind Immobilien. Welche Folgen eine platzende Immobilienblase mit sich bringt, zeigte Japan in den 1980er-Jahren. Bis heute hat das Land damit zu kämpfen und der Nikkei hat das Allzeithoch von vor über 30 Jahren nicht mehr getestet.
Der Finanzkrise 2008 ging die Hypothekenkrise in den USA voraus. Und wie wurde das Problem gelöst? Mit dem Drucken von Geld, was die Blasen immer weiter aufblähte. Die Entscheidungsträger haben also nichts dazu gelernt, wie Mike Shedlock erklärt, der sich fragte, wie groß die Immobilienblase in den USA ist.
Eine Antwort auf diese Frage fand Shedlock, als er den Case-Shiller Immobilienpreisindex und die Realeinkommen in einem Chart abbildete. Seit Anfang der 2000er-Jahre liefen die beiden Kennlinien auseinander. Ihren damaligen Höhepunkt erreichte die Immobilienblase kurz vor dem Lehman-Schock, als die Immobilienpreise 54,17 Prozent über den real verfügbaren Einkommen lagen.
Die anschließende Ära der Niedrigzinsen hat die Blase nach einer vorübergehenden Beruhigung erneut entfacht, sodass die Immobilienpreise jetzt 80,47 Prozent über dem Niveau liegen, welches die Reallöhne hergeben, erklärt Shedlock.
Platzt diese Blase, dann werden den Banken ihre Bilanzen um die Ohren fliegen, weil die Bewertungen für die Immobilien, die als Sicherheiten für Kredite hinterlegt sind, massiv nach unten korrigiert werden müssen.
Das führt zwangsläufig zu panikartigen Verkäufen anderer Vermögenswerte (Aktien), um den Nachschussforderungen der Banken, die um ihr Überleben kämpfen, nachzukommen.
Der Fondsmanager Russel Clark machte kürzlich darauf aufmerksam, dass Fondsmanager in der Vergangenheit hauptsächlich dann besonders erfolgreich waren, wenn sie die Risiken, die sich aus den extremen Bedingungen am Markt ergeben, schlichtweg ignorieren.
Blasen waren in den zurückliegenden Jahren kein Warnsignal zur Vorsicht, sondern Gelegenheiten für üppige Provisionszahlungen. Es gibt aber einen großen Unterschied zwischen den vergangenen Blasen und den heutigen. Die USA haben während lukrativer Blasen stets einen Haushaltsüberschuss gehabt, doch mittlerweile summieren sich die Defizite auf 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, so Clark.
Welches extreme Ausmaß die Verschuldung und die Vermögensblasen erreicht haben, verdeutlichte Egon von Greyerz. Seitdem die Dollar-Bindung an Gold vor 52 Jahren (1971) aufgehoben wurde, ist die globale Verschuldung um den Faktor 80 gestiegen.
Seit dem es nicht mehr möglich ist 35 Dollar gegen eine Unze Gold umzutauschen, kletterte der Nasdaq um das 120-fache und der S&P um das 44-fache. Diese riesigen Blasen werden platzen müssen und wenn der Tag gekommen ist, dann geht es mit den Finanzwerten rasant um 50 bis 90 Prozent bergab, erklärt Greyerz.
Vor diesem Ereignis wird die Anleger keine Regierung und keine Zentralbank der Welt schützen können. Der Kollaps wird nur dadurch verzögert, dass immer schneller neues Geld gedruckt wird, während die Inflation weiter steigt.
Der Analyst der Rabobank, Michael Every, brachte es auf den Punkt. Das Fazit des Jackson Hole Symposiums war, dass die Zentralbanken die Kontrolle verloren haben und das sogar zugeben. Selbst der chinesischen Zentralbank, der PBoC, entgleitet zunehmend die Kontrolle der selbst geschaffenen Blasen.
Dennoch hält der Markt an den Prognosen fest, dass die Inflation auf die anvisierten 2 Prozent fällt und die Zinsen erneut ihren tiefsten Stand seit 5000 Jahren erreichen, wie Every schreibt.
Every weis auch, warum das so ist. Ökonomen und Analysten berufen sich lieber darauf, dass der neutrale Zinssatz niedrig ist und keine deflationäre Gefahr droht. Das hält den Markt zur Freude ihrer Arbeitgeber am Laufen. Würden sie stattdessen faktenbasiert berichten und die sich verändernden Bedingungen mit einem hohen neutralen Zinssatz in Verbindung bringen, würde man ihnen nachsagen, dass sie das Unheil heraufbeschwören.
Deshalb entscheiden sie sich bewusst für den Weg des geringsten Widerstands und lassen das Unheil über uns hereinbrechen, dass wenn es einmal da ist, nach offizieller Darstellung keiner erahnen konnte. Das Ergebnis bleibt immer gleich – die Märkte werden kollabieren.