Investing.com – Zentralbanken wie die EZB, Fed und BoE haben sich auf die Fahnen geschrieben, für Preisstabilität zu sorgen. Aber offensichtlich verstehen die Banker darunter etwas gänzlich anderes als die Menschen. Denn die angestrebte Inflation von 2 %, die als Maß für Preisstabilität gilt, führt dazu, dass sich die Preise alle 36 Jahre verdoppeln.
Was sich hinter diesem perfiden geldpolitischen Plan verbirgt, erklärte Dr. Thorsten Polleit, Honorarprofessor für Volkswirtschaft an der Universität Bayreuth.
Polleit betont, dass das Übel das Papiergeldsystem (Fiat-Geld) ist, welches sich nicht einfach ablösen lässt. Es besteht zwar die theoretische Möglichkeit, dass es kollabiert, aber dieses Ereignis, wenn es überhaupt je eintritt, liegt in weiter Ferne.
Die Rufe nach dem unvermeidlichen Ende von Euro, Dollar und Yen werden vor allem in Krisenzeiten lauter. So geschehen nach dem Finanzmarktdebakel 2008/9 oder dem Lockdown-Crash 2020/21. Berechtigt sind die Bedenken gegenüber dem Fiat-Geldsystem allemal, da es von eklatanten wirtschaftlichen und ethischen Mängeln geprägt sei, so Polleit.
Polleit fragt, was das Wesen des Fiat-Geldes ist und erklärt, dass staatlich geförderte Zentralbanken das Monopol auf die Produktion von Fiat-Zentralbankgeld hätten. Aber auch Geschäftsbanken haben die Lizenz zum Gelddrucken.
Sie dürfen nach Erhalt von Fiat-Zentralbankgeld ihr eigenes Geld erzeugen, das als Fiat-Geschäftsbankgeld bezeichnet wird. Dieses wird durch Kreditvergabe geschaffen, ohne dass es durch reale Ersparnisse gedeckt ist, und existiert überwiegend in digitaler Form.
Fiat-Geld wie US-Dollar, Euro, Renminbi, Yen, Pfund oder Franken ist nicht "natürlich". Es ist durch staatliche Eingriffe entstanden, die mit Zwang und Gewalt verbunden sind und viele negative Auswirkungen haben. Fiat-Geld ist von Natur aus inflationär und verliert mit der Zeit an Kaufkraft, wovon einige wenige profitieren (Milliardäre), während die breitere Bevölkerung die Zeche zahlt.
Das Fiat-Geld der Zentralbanken führt zwangsläufig zu wirtschaftlicher Instabilität, indem es Boom- und Bust-Zyklen aufrechterhalte, die das Marktgleichgewicht stören und gesellschaftliche Ungleichheiten schaffen.
Staaten können so die Ausgaben erhöhen, was oft auf Kosten der Freiheiten von Bürgern und Unternehmen geht. Polleit beschreibt Fiat-Geld zudem als unehrlich und meint, dass der Umgang damit die Moral und die Werte der Menschen erodiere.
Und obwohl Fiat-Geld dermaßen große Nachteile für die Gesellschaft mit sich bringt, ist es so angelegt, dass wir davon abhängig sind. Es fördert automatisch das, was Polleit als "kollektive Korruption" bezeichnet, weil Menschen und Unternehmen von diesem System abhängig gemacht wurden.
Die Wurzel allen Übels ist der Konsum und die Investition auf Kredit, denn so werden Gelder ausgegeben, die es gar nicht gibt. Also drucken die Geschäftsbanken Kreditgeld, was zwangsläufig zu einer Entwertung führen muss.
Eine Inflation von 2 Prozent werde oft fälschlicherweise als "stabiles Geld" dargestellt. In Wirklichkeit vernichte sie die Kaufkraft jedes Jahr um 2 Prozent.
Manipulierte statistische Güterpreisindizes spielen das wahre Ausmaß der Geldentwertung sogar noch herunter. Polleit kritisiert, dass Zentralbanken die Inflation auf externe Faktoren wie Unternehmensgier oder Lieferkettenunterbrechungen zurückführten, anstatt die Geldschöpfung durch Zentralbanken als Ursache anzuerkennen.
Das Fiat-Geldsystem wird von den Staaten und Zentralbanken mit viel Aufwand verteidigt. Zentralbanken müssen das Inflationsniveau sorgfältig anpassen, um die Kaufkraft allmählich zu erodieren und Deflation zu vermeiden. Langfristig sei dieser Balanceakt jedoch kaum nachhaltig. Das enorme Anhäufen von Schulden innerhalb des Fiat-Geldsystems werde irgendwann untragbar, so Polleit.
Und dennoch stehen Staaten und Unternehmen in einem ständigen Wettbewerb um mehr Wirtschaftsleistung und Produktivität, weshalb jeder gewillt ist in Kauf zu nehmen, dass neues Geld gedruckt wird, auch wenn das mit einer höheren Inflation einhergeht.
Die Bevölkerung schimpft zwar über steigende Preise, aber sie selbst ist Teil des Problems. Auch wenn man es sich nicht leisten kann, muss regelmäßig auf Kredit ein Neuwagen gefahren werden, der im Idealfall augenscheinlich teurer ist als der vom Nachbarn. Und wer jetzt denkt, ich kann mir doch die Rate bzw. das Leasing leisten, der bestätigt, wie sehr wir selbst auf das Fiat-Geldsystem angewiesen sind. Das System, das für steigende Preise sorgt, über die wir schimpfen.
Polleit meint, dass in existenziellen Krisen die Menschen die Ausweitung der Geldmenge als das kleinere Übel betrachteten, obwohl das zu einer hohen Inflation oder Hyperinflation führen kann.
Bestes Beispiel war die Corona-Krise, wo jeder von seiner Regierung erwartete, dass Unternehmen über Wasser gehalten und Arbeitnehmer vom Staat bezahlt werden. Oder die Energiekrise, in der man wie selbstverständlich darauf pochte, dass Energiepreisbremsen eingeführt werden. Und nahezu jeder, der das hier liest, hätte sicherlich auch gerne einen Scheck über einige Tausend Euro in der Post gehabt, so wie es in den USA der Fall war.
Welche Konsequenzen derartige Eingriffe haben, ist den meisten sicherlich nicht bewusst.
Deshalb sieht Prof. Dr. Polleit nur eine Möglichkeit, um dem Treiben der Zentralbanken und Regierungen ein Ende zu bereiten, "die Nachfrage nach Fiat-Geld muss geschwächt werden. Dies könne nur durch Aufklärung über die negativen Auswirkungen des Fiat-Geldes und die Förderung von Investitionen in Sachwerte geschehen". Von Investitionen in Staatsanleihen oder Termin- oder Spareinlagen bei Banken ist abzuraten, während Investitionen in Sachwerte wie Aktien, Edelmetalle, Land und Immobilien bevorzugt werden sollten.
Polleit plädiert für die Freiheit der Menschen, ihr bevorzugtes Geld zu wählen, sei es Gold, Silber, Bitcoin oder eine andere Alternative. Ein freier Geldmarkt könne die Achillesferse des Fiat-Geldsystems bekämpfen und letztlich der Mehrheit der Menschen zugutekommen.
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