Investing.com - Für die anstehende Zinssitzung der Bank of Japan (BoJ) in der nächsten Woche zeichnet sich eine Beibehaltung des aktuellen Leitzinssatzes ab. Demnach scheint es so, dass die Vertreter der japanischen Zentralbank mehr Zeit benötigen, um die globalen Risiken und die Aussichten für das Lohnwachstum im noch laufenden Jahr zu bewerten. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters heute unter Berufung auf vertrauliche Quellen.
Während einige geldpolitische Entscheidungsträger der Meinung sind, dass die Voraussetzungen für eine Zinserhöhung bereits gegeben sind, ziehen es andere vor, die Maßnahmen zu verschieben. Sie möchten mehr Daten darüber sammeln, ob die Lohnerhöhungen zu einem anhaltenden, inflationsbedingten Preisanstieg führen werden. Dieses Zögern verringert die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung im Dezember, erhöht aber die Chancen für einen Zinsschritt bei der BoJ-Sitzung im Januar oder März.
Die geldpolitische Entscheidung der BoJ, die für den 18. und 19. Dezember angesetzt ist, wird in engem zeitlichen Zusammenhang mit der Sitzung der US-Notenbank stehen. Ein überraschender Schritt der Fed, wie beispielsweise die Beibehaltung der Zinssätze und ein Anstieg des Dollars, könnte die BoJ dazu veranlassen, auf eine mögliche Abwertung des Yen zu handeln.
Derzeit scheinen viele BoJ-Vertreter vorsichtig zu sein, da es keinen nennenswerten Inflationsdruck gibt. Auch Vertreter der japanischen Regierung haben zur Vorsicht bei künftigen Zinserhöhungen gemahnt.
Im Juli hat die BoJ die Zinsen auf 0,25 % angehoben, nachdem sie Anfang des Jahres ihre Negativzinspolitik für beendet erklärt hatte. Obwohl die japanische Zentralbank angesichts des moderaten Wirtschaftswachstums in Japan, der stetigen Lohnerhöhungen und der seit über zwei Jahren über dem Zielwert von 2 % liegenden Inflation weiterhin optimistisch ist, zögert sie, übereilt zu handeln. Die Vertreter wollen keine Dringlichkeit signalisieren, zumal der jüngste Kursanstieg des Yen den Druck auf die Importpreise verringert hat, heißt es in dem Bericht weiter.
Es wird erwartet, dass die japanische Zentralbank die Lohnverhandlungen der Unternehmen im nächsten Jahr genau unter die Lupe nehmen wird. Die Sitzung am 23. und 24. Januar könnte bereits mehr Klarheit über die Zinssätze bringen.
In der Zwischenzeit trägt die Unsicherheit über die Wirtschaftspolitik des designierten US-Präsidenten Donald Trump dazu bei, dass die BOJ in ihrem Entscheidungsprozess noch vorsichtiger agiert.
Für den Moment gehen die Märkte von einer Wahrscheinlichkeit von weniger als 30 % für eine Zinserhöhung im Dezember aus, was im Gegensatz zur Meinung von mehr als der Hälfte der von Reuters befragten Ökonomen steht, Diese erwarten seitens der BoJ eine Zinserhöhung in der nächsten Woche. Etwa 90 % gehen davon aus, dass die BoJ die Zinsen bis Ende März auf 0,5 % anheben wird.