Investing.com - Der Handelskrieg zwischen den USA und China ist eskaliert. Sowohl Washington als auch Peking haben sich mit erhöhten Sondereinfuhrzöllen überzogen. Amerikaner müssen nun mehr bezahlen, wenn sie von Zöllen betroffene Produkte aus China kaufen wollen - und umgekehrt.
Entgegen Trumps Ansicht trifft seine Politik aber vor allem amerikanische Firmen und den US-Verbraucher. Der US-Präsident sieht in seinem Weg trotzdem einen Riesengewinn für die USA und das, obwohl die Fakten klar gegen ihn sprechen.
Das geht aus einer Studie von Patrick Kennedy, Doktorand an der Universität von California, und seinen Kollegen, hervor, deren Ergebnisse Anfang April vorgestellt wurden.
Demnach kostete der US-Handelskrieg mit China den Verbrauchern sowie den Herstellern im Jahr 2018 68,8 Milliarden Dollar, oder 0,37 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der Grund dafür ist, dass die Strafzölle nicht etwa von den Herstellern im Ausland gezahlt, sondern von Importeuren der Waren in den USA. Diese haben ihre höheren Kosten in vielen Fällen an die amerikanischen Verbraucher weitergeben.
Der daraus resultierende Wohlstandsverlust durch höhere Preise belaufe sich demnach auf 7,8 Milliarden Dollar 0,04 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, hieß es auch. Pro Kopf beliefen sich die Einbußen für den US-Bürger auf 213 Dollar. Ohne Vergeltungsmaßnahmen wäre der Gesamtverlust um etwa ein Drittel niedriger ausgefallen, so Kennedy.
"Es ist möglich, dass einige Verbraucher viel mehr als das bezahlen werden, je nachdem, ob sie in diesem Jahr ein Auto oder eine Waschmaschine kaufen."
Im vergangenen Jahr hat die Trump-Administration u.a. Zölle auf importierte Waschmaschinen und Stahl erlassen. Die Kosten für Waschmaschinen schossen im Anschluss in die Höhe.
Für eine Waschmaschine wurden durchschnittlich 86 Dollar mehr fällig, während ein Trockner sogar 92 Dollar mehr kostete, wie die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Forscher der Universität von Chicago und der New Yorker Fed berichtete.
Daraus resultiert, dass das Geld, welches für den reinen Konsum übrig bleibt, zurückgeht. Der private Konsum spielt in den USA aber eine bedeutende Rolle. Schließlich ist er mit 70 Prozent der amerikanischen Wirtschaftskraft, die tragende Säule der US-Konjunktur.
Und nicht zu vergessen: die USA haben am Freitag die Zölle auf chinesische Einfuhrwaren von 10 auf 25 Prozent erhöht und China hat gestaffelte Vergeltungszölle ab 1. Juni angekündigt. Für private Haushalte sollte das die Mehrausgaben unter dem Strich um gut das Doppelte erhöhen und damit auch das Wirtschaftswachstum über kurz oder lang ausbremsen.
Alle erlassenen US-amerikanischen und chinesischen Zölle, einschließlich derjenigen, die am Montag angekündigt wurden, werden das US-Wachstum im nächsten Jahr um drei zehntel Prozentpunkte reduzieren, prognostiziert Wirtschaftsexperte Gregory Daco vom Institut Oxford Economy. Moody's Chefökonom Mark Zandi sagt einen noch größeren Wachstumseinbruch von knapp einem halben Prozentpunkt vorher.
Immerhin hat Trumps Wirtschaftsberater, Larry Kudlow, zuletzt eingeräumt, dass die erhöhten US-Zölle auf chinesische Einfuhrwaren beide Seiten treffen werden. "Na gut. Tatsächlich werden beide Seiten zahlen", räumte er gegenüber dem TV-Sender Fox News ein.
Der Unternehmensverband US-China Business Council sagte gestern auf seiner Website, dass „mehr Zölle keine der beiden Regierungen davon überzeugen wird, ihre Haltungen zu ändern, und sie werden den Schaden für amerikanische Unternehmen und Landwirte, die mit China Geschäfte machen, nur noch verschlimmern“. Verhandlungen seien der einzige Weg zur Lösung des Handelskonflikts. Die nächste Chance dazu haben Trump und Xi am 28. und 29. Juni auf dem G20-Gipfel in Japan. Denn dann wollen sich beide Regierungschefs treffen, um doch noch eine Lösung zu finden.
US-Bauern bekommen den Zollstreit zwischen den USA und China extrem zu spüren, weil sie auf die Exporte ihrer Waren angewiesen sind. Aufgrund der aggressiven Vorgehensweise im Handelsstreit haben aber viele Länder bereits Strafzölle auf Agrarprodukte wie Sojabohnen, Milcherzeugnisse uvm. erlassen. Das schmälert die Einnahmen der Bauern. Gleichzeitig steigen die Lagerkosten.
Die Preise für z.B. Sojabohnen waren am Montag mit 791,38 so billig wie zuletzt im Dezember 2018. Baumwolle rutschte auf den tiefsten Stand seit Juli 2016.