FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger scheinen sich langsam an schlechte Nachrichten aus der Autobranche zu gewöhnen. Einen Beleg dafür lieferte am Freitag die Aktien von Daimler (4:DAIGn), die nach einem schwachen operativen Ergebnis für das zweite Quartal und erneut gekappten Jahreszielen nur kurz unter deutlichen Verkaufsdruck gerieten.
Ihr Tagestief von 44,54 Euro bei einem Abschlag von 4,5 Prozent fanden sie bereits in den ersten Handelsminuten. Der bis Ende April aufgelaufene Jahresgewinn von fast 31 Prozent war zu diesem Zeitpunkt komplett verloren gegangen und es stand für 2019 sogar ein Verlust von 3 Prozent zu Buche. Die Papiere dämmten ihre Tagesverluste jedoch schnell ein, zwischenzeitlich sogar vollständig. Zuletzt kosteten sie mit 46,275 Euro noch 0,8 Prozent weniger als tags zuvor. Anfangs noch in Mitleidenschaft gezogene Aktien von BMW (4:BMWG) und VW (4:VOWG_p) liegen sogar klar im Plus - wie auch der europäische Autoindex (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP).
Alleine in dieser Woche waren mit den Gewinnwarnungen von BASF (4:BASFN), Fuchs Petrolub (4:FPEG_p) und Aumann (105:AAGG) sowie zurückhaltenden Aussagen des Deutz (4:DEZG)-Chefs einige Hiobsbotschaften auf die Anleger eingeprasselt. So hat der Chemiekonzern BASF seine Jahresprognose zusammengestrichen und dies in erster Linie mit Wachstumseinbußen in der globalen Automobilindustrie begründet, insbesondere in China. Fuchs Petrolub (DE:FPEG) senkte seine Prognose aus ähnlichen Gründen. Dann musste der Chef des Motorenbauers Deutz in einem Interview eingestehen, dass sich die Nachfrage nach Motoren abkühle und der Höhepunkt wohl erreicht sei. Dann senkte noch der Maschinenbauer Aumann wegen der Automobilkonjunktur sein operatives Ergebnisziel.
Analyst Patrick Hummel von der UBS (1:UBS) machte zudem einen ganzen Reigen von Sondereffekten in Form von zusätzlichen Rückstellungen für die Dieselaffäre und einen Airbag-Rückruf als Hauptgründe für die "massive Gewinnwarnung" von Daimler aus. Aber auch das bereinigte operative Ergebnis sei schwächer als gedacht, so Hummel.
Hinter dem überraschenden Ausmaß der Warnung vermutet der Experte aber auch ein gewisses Großreinemachen des neuen Managements. Immerhin hat der neue Konzernlenker Ola Källenius das Ruder erst am 22. Mai von Ex-Daimler-Chef Dieter Zetsche übernommen. Der Neue habe wohl einen konservativeren Ansatz gesucht bei all dem operativen Druck unter dem das Kerngeschäft stehe.