FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Nordkorea-Krise und die Ungewissheit über die Regierungsbildung nach der Bundestagswahl sprechen am Dienstag gegen steigende Kurse am deutschen Aktienmarkt. Eine Stunde vor Eröffnung am Dienstag stand der X-Dax (DAX) als außerbörslicher Indikator für den deutschen Leitindex 0,06 Prozent tiefer bei 12 569,78 Punkten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) wurde zuletzt prozentual unverändert erwartet.
Zum Wochenbeginn hatten die Aktienkurse stagniert. Seit zwei Wochen bewegt sich der Dax in einer engen Spanne, die etwa von 12 500 bis 12 650 Punkte reicht.
NORDKOREA BEUNRUHIGT INVESTOREN
Im Konflikt um das Nordkoreas Atomprogramm haben sich Nordkorea und die USA einmal mehr einen rhetorischen Schlagabtausch geliefert. Das Weiße Haus wies am Montag eine Aussage Nordkoreas als absurd zurück, Präsident Donald Trump habe dem Regime in Pjöngjang den Krieg erklärt. Das hatte der nordkoreanische Außenminister Ri Yong Ho zuvor in New York gesagt. Der Chefdiplomat drohte zudem mit dem Abschuss amerikanischer Kampfjets.
Dieser Schlagabtausch "sollte die Investoren sehr beunruhigen", schrieb Dirk Gojny von der National-Bank in einem Marktkommentar. Es bestehe latent das Risiko einer militärischen Eskalation. Die nur verhaltenen Kursverluste in Asien deuteten auf einen "Gewöhnungseffekt" auf Seiten der Anleger hin.
THYSSENKRUPP STOCKT KAPITAL AUF
Marktanalyst Michael Hewson von CMC Markets UK macht die politische Unsicherheit nach der Bundestagswahl für die Zurückhaltung der Anleger verantwortlich. "Abgesehen von einem Scheitern von Angela Merkel hätte es für die politische Stabilität nicht schlimmer kommen können", so Hewson. Eine schnelle Regierungsbildung sei unwahrscheinlich, zumal die Landtagswahl in Niedersachsen in gut zwei Wochen zunächst wohl Priorität genieße.
Unternehmensseitig steht einmal mehr Thyssenkrupp (4:TKAG) im Fokus. Der Industriekonzern hat sich nach der Einigung auf eine Fusion der europäischen Stahlsparte mit der von Tata Steel (46:TISC) gut eine Milliarde Euro am Kapitalmarkt besorgt. Der Kurs verlor vorbörslich gut 1 Prozent auf 24,37 Euro und somit nahe an den Platzierungspreis von 24,30 Euro je Aktie. Mit dem frischen Kapital will der Konzern das Wachstum im Industriegütergeschäft forcieren.
WANDELSCHULDVERSCHREIBUNG BELASTET DEUTSCHE WOHNEN
Daneben dürften vor allem Kommentare von Analysten die Kurse bewegen. So hat die Credit Suisse (SIX:CSGN) die Aktien von Evonik (4:EVKn) von "Neutral" auf "Outperform" hochgestuft. Der Kurs zog vorbörslich um rund 2 Prozent an. Eine Abstufung der Aurubis (4:NAFG)-Aktie von "Kaufen" auf "Verkaufen" durch das Bankhaus Lampe ließ den Kurs der Kupferschmelze um rund 2 Prozent nachgeben.
Die Immobiliengesellschaft Deutsche Wohnen (DE:DWNG) hat am Morgen Wandelschuldverschreibungen über 800 Millionen Euro am Markt platziert, um so die eigene Finanzierung günstiger zu gestalten. Wandeln die Käufer der Schuldscheine diese später in Aktien um, erhöht sich die Aktienzahl. Das lastete auf dem Kurs, der vorbörslich um 2 Prozent nachgab.