Berlin (Reuters) - Die Bundesregierung wird nach Angaben von Kanzlerin Angela Merkel die Pläne zum Bau eines Flüssiggas-Terminals in Deutschland beschleunigen.
Merkel bekannte sich am Freitag in Warschau am Rande der deutsch-polnischen Regierungskonsultationen zum Ziel einer Diversifizierung der deutschen Energie-Importe. "Deshalb wird Deutschland auch seine Pläne beschleunigen, einen LNG-Terminal in Deutschland zu installieren, um auch auf andere Energiequellen zurückgreifen zu können", sagte sie in einer Pressekonferenz mit Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki. Zuvor hatte der Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung, Peter Beyer, im Reuters-TV-Interview angekündigt, dass Deutschland mehr LNG-Gas aus den USA importieren werde.
Bei den deutsch-polnischen Regierungskonsultationen wurde auch das strittige Thema des Baus einer neuen Röhre der Nord-Stream-Pipeline gesprochen, die mehr russisches Gas durch die Ostsee nach Westeuropa bringen soll. Polen lehnt den Bau ebenso wie die USA ab. Merkel sagte, es gebe das gemeinsame Ziel, dass die Ukraine Transitland für russisches Gas bleiben solle, weil dies "auch eine Sicherheitskomponente für die Ukraine" sei.
US-Präsident Donald Trump hat sich auch deshalb gegen Nord Stream 2 ausgesprochen, weil er mehr amerikanisches Flüssiggas nach Europa verkaufen will. US-Regierung und -Kongress haben mehrfach mit Sanktionen gegen deutsche Firmen gedroht, die am Nord-Stream-2-Projekt beteiligt sind. "Auch ohne die aktuelle Entwicklungen im deutsch-amerikanischen Verhältnis waren wir ohnehin interessiert an Flüssiggas aus den Vereinigten Staaten von Amerika", betonte der CDU-Bundestagsabgeordnete Beyer aber. "Deshalb gehe ich davon aus, dass wir LNG aus den Vereinigten Staaten in der mittleren Zukunft importieren werden." Beyer zeigte sich auch offen für eine mögliche Subventionierung eines Flüssiggas-Terminals in Deutschland. "Es könnte einen Sinn machen an der Stelle, den Bau von Terminals zu fördern, wenn sich dies wirtschaftlich rechnet." Aber derzeit sei LNG-Gas im Vergleich zu Pipeline-Gas etwa aus Russland zu teuer.
Beyer kümmert sich als Beauftragter der Bundesregierung um eine Stärkung transatlantischen Beziehungen. Er zeigte sich besorgt, dass die USA zunehmend Druck gegen den Bau der Gaspipeline durch die Ostsee machten. "Wir sehen, dass es eine verschärfte Rhetorik gibt." Er rechne mit einem nächsten Schritt der USA Anfang kommenden Jahres. "Darauf müssen wir uns einstellen." Sowohl Trump als auch der Kongress haben mit Sanktionen gegen Firmen gedroht, die am Bau von Nord Stream 2 beteiligt sind. Die Pipeline soll zusätzliches Gas aus Russland nach Europa bringen. Beyer wies die Kritik zurück, dass die deutsche Unterstützung für Nord Stream 2 ein Fehler sei. Deutschland müsse angesichts zurückgehender Gas-Förderung in der Nordsee nach neuen Bezugsquellen suchen. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass es ein "Einknicken vor irgendwelchem Druck aus Washington" gebe. 2018-11-02T154052Z_1_LYNXNPEEA114V_RTROPTP_1_GERMANY-POLITICS-POLAND.JPG