Frankfurt, 08. Okt (Reuters) - Trotz immer neuer Milliarden der Zentralbanken kehrt das Vertrauen der Banken untereinander am Geldmarkt nicht zurück. "Wir haben keine Liquiditätskrise, sondern eine Vertrauenskrise", sagte ein Händler. "Insgesamt sind die Maßnahmen der EZB eine gute Lösung. Die Notenbank hat alles getan, was von ihrer Seite möglich ist", erklärte ein anderer Händler. "Das Vertrauen kann nur der Staat wiederherstellen." Als Beispiel nannten Händler die Garantie der britischen Regierung für bestimmte Banken-Kredite am Geldmarkt. "Nur wenn ich weiß, dass ich auf jeden Fall das Geld zurückbekommen, bin ich bereit, es einer anderen Bank zu leihen", erklärte ein Disponent.
Die EZB hatte am späten Mittwochabend der Senkung der Zinsen um je 50 Basispunkte noch weitere Maßnahmen hinterhergeschickt, die das Interbankengeschäft am Geldmarkt betreffen. So senkte sie den Zinskorridor für das Geschäft mit den Banken auf 100 von 200 Basispunkte und setzte für die nächste Woche den regulären Tender zum Festzins von 3,75 Prozent fest. Darüber hinaus sagte die EZB den Banken zu, den Tender voll zuzuteilen. "Dass sie eine unlimitierte Zuteilungszusage machen, ist schon sehr hilfreich", sagte ein Händler. Bislang hatte die EZB bei der Auktion des Tenders die Zinsbildung den Banken überlassen, die - um sicherzustellen, dass sie das Geld auch bekommen - hohe Sätze auf ihre Gebote geschrieben hatten.
Darüber hinaus weitete die EZB am Abend ihre Zinssenkung für die Übernacht-Notkredite auf 100 Basispunkte von zunächst 50 Basispunkten aus. Danach beträgt ab Donnerstag der Zins für die Übernacht-Ausleihungen 4,25 Prozent. Die zuvor verkündete Senkung des Zinses für Übernacht-Einlagen wurde damit zurückgenommen, was den Banken, die dort seit Wochen Milliarden von Euro parken, zugute kommen dürfte. Der Satz blieb nun unverändert bei 3,25 Prozent. Damit sind beide Sätze nur noch jeweils 50 - statt bisher 100 - Basispunkte unter beziehungsweise über dem Leitzins von 3,75 Prozent, der der Mindestbietungssatz für die wöchentlichen Hauptrefinanzierungsgeschäfte der Banken ist. Dieser engere Zinskorridor soll bis mindestens 20. Januar 2009 gelten.
Bei den Sätzen für Tagesgeld machte sich langsam eine leichte Entspannung bemerkbar. So nannten Händler Umsätze meist um 3,75 Prozent, sahen aber auch noch Banken, die über vier Prozent zahlen mussten. Am Vortag hatten die Sätze um vier Prozent gelegen. Bei den Termingeldern gebe es aber nach wie vor keine Bewegung.
(Reporter: Andrea Lentz; redigiert von Andreas Framke)