Investing.com – Der Dax konnte sich bis zum Börsenschluss wieder leicht vorarbeiten. Vorrübergehend hatte er aufgrund der schwächeren Konjunkturaussichten des EZB-Chefs Mario Draghi die Anleger verunsichert. Aus dem Handel ging der deutsche Leitindex dann fester bei einem Plus von 0,48% auf 8.234,98 Punkte. Der MDax und der TecDax verzeichneten Gewinne von jeweils 0,65% auf 14.610,03 Zähler und 0,86% auf 1.050,93 Punkte.
Der Leitzins für den Euro wurde unverändert auf dem Rekordtief von 0,5% belassen. Die Nullzinspolitik soll auch noch mindestens bis 2014 aufrechterhalten werden, wie Mario Draghi heute im Anschluss zur Bekanntgabe des Leitzinsentschieds des geldpolitischen Ratsitzes ankündigte. Grund dafür sei die schwachen Konjunkturaussichten. Zwar hat die EZB ihre Wachstumsprognose für die Eurozone um 0,1 auf nur noch minus 0,4% nach oben korrigiert, doch haben sich die Erwartungen für 2014 zugleich leicht verschlechtert. Es wird nur noch von einem Plus von 1% statt 1,1% ausgegangen.
Auch die Bank of England (BoE) hat ihre Geldpolitik unverändert belassen. Der Leitizins bleibt bei 0,5% und auch die Finanzspritzen in Höhe von 375 Mrd. Pfund werden aufrechterhalten. BoE-Chef Mark Carney hat die Niedrigzinspolitik an die Arbeitslosenrate gekoppelt. Erst wenn die Quote die 7% unterschreitet, würde er eine Zinsanhebung in Erwägung ziehen.
Zum Börsenauftakt hatte noch der überraschend starke Anstieg der US-Autoverkäufe im August die Anleger positiv gestimmt. Die guten Zahlen drängten die immer wahrscheinlicher werdende Militärintervention in Syrien in den Hintergrund, obwohl der Außenwärtige Ausschuss des US-Senats am Vortag für einen Eingriff gestimmt hatte, was zugleich den Weg für die Zustimmung des gesamten Kongresses und Senats nächsten Montag ebnet.
Weniger überwältigend fielen dagegen die Zahlen zum deutschen Auftragseingang in der Industrie für Juli aus. Preis-, kalender- und saisonbereinigt nahm dieser gegenüber Juni um 2,7% ab, was einem höher als erwarteten Rückgang entspricht, wie heute das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie mitteilte.
Nachdem im Juni bei einem Plus von 5% die Zahl der Ordern auf den höchsten Stand der letzten zwei und halb Jahre gelangt war, waren Ökonomen von einem Minus von lediglich 1% ausgegangen. Vor allem die Großaufträge gaben deutlich um 4,5% nach. Stark betroffen von dem Nachfragerückgang war die Abnahme der Bestellungen bei Investitionsgütern, die um 5,1% fielen. Im Vorjahresvergleich nahmen die Auftragseingänge in der Industrie allerdings um 3,8% zu.
Andererseits sind die US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der Woche bis zum 31. August um 9.000 auf saisonbereinigt 323.000 gesunken, wie heute das US-Handelsministerium mitteilte. Zudem schuf der US-Privatsektor im August 176.000 neue Arbeitsstellen, wie aus dem heute veröffentlichten nationalen Arbeitsmarktbericht des Automatic Data Processing (ADP) hervorgeht. Die Zahl fiel somit etwas unter den nach unten revidierten 198.000 (zuvor noch 200.000) neuen Jobs im Juli aus.
Im Gegensatz dazu haben die Entlassungen in US-Unternehmen im August stark zugenommen, vor allem in der Industrie, wie aus einer heute veröffentlichten Studie der Consultingfirma Challenger, Gray & Christmas hervorgeht. Der Stellenabbau fiel somit um 57% höher als im Vorjahresmonat aus. Im Vormonatsvergleich nahmen die Entlassungen um 33,8% zu.
Abgesehen von dem negativen Bericht der Consultingfirma, sind die restlichen Daten relativ positiv ausgefallen, was die Aussichten auf eine Besserung der US-Arbeitslosenrate deutet. Am Freitag wird die mit Spannung erwartete Arbeitslosenrate für August veröffentlicht. Sollte diese besser als erwartet ausfallen, würde eine erste Kürzung des „QE3“ wahrscheinlich werden.
Wall Street eröffnete heute leicht positiv. In den ersten Handelsminuten rückte der Dow Jones um 0,17% auf 14.956,50 Punkte vor. Der S&P 500 verzeichnete ein Plus von 0,25% auf 1.657,20 Zähler und der NASDAQ Composite legte um 0,11% auf 3.652,94 Zähler zu. Nach zwei Tagen in Folge mit Gewinnen verarbeiteten sie heute zum Börsenauftakt die Zahlen zum US-Arbeitsmarkt und hielten sich vorerst zurück.
Wesentlich fester schlossen dagegen die europäischen Börsenplätze. Der FTSE 100 rückte um 0,78% vor, der CAC 40 legte um 0,66% zu, der Ibex 35 stieg um 0,70% und der FTSE MIB zog um 0,78% an.
An der Frankfurter Börse konnte BMW deutlich punkten. Angetrieben von den positiven Zahlen der US-Autobranche legte die Aktie um 6,01% zu. Gildemeister und SMA Solar Technology führten die Gewinnerliste im MDax und im TecDax bei Anstiegen von jeweils 4,83% und 3,85% an. Die Flops waren Fresenius Medical Care, GEA Group und QSC bei Abschlägen von jeweils 2,20%, 1,73% und 1,59%.
Unterdessen starte heute der G-20-Gipfel in Sankt Petersburg. Das Treffen der 20 größten Industrie- und Schwellenländer könnte eventuell von den Unstimmigkeiten zwischen US-Präsident Barack Obama und seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin bezüglich einer Militärattacke gegen Truppen des syrischen Machthabers Baschar al Assad überschattet werden.
Im Mittelpunkt der Gespräche dürften allerdings auch die Sorgen sämtlicher Schwellenländern um eine deutliche Verlangsamung ihres Wirtschaftswachstums stehen, aufgrund von massiver Kapitalabwanderung und steigender Finanzierungskosten, die zum Teil den US-Zinsanstiegen zugeschrieben werden. Die Vertreter der BRICS-Staaten treffen sich noch vor Beginn des Gipfels, um eine gemeinsame Front zu bilden, die ihnen ermöglichen soll effektiver ihrer Interessen zu verteidigen.
Gleichzeitig wollen die Lateinamerikanischen Mitgliedsstaaten des G-20 Druck für Entscheidungsrechte ausüben. Von Konjunkturseite werden heute Zahlen zum deutschen Auftragseingang in der Industrie für Juli, der US-ADP-Arbeitsmarktbericht für August, die Zahl der US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die US-Industrieaufträge für Juli und der ISM-Dienstleistungsindex für August veröffentlicht.