FRANKFURT (dpa-AFX) - Am Devisenmarkt hat die Talfahrt der türkischen Lira am Dienstag weiter Fahrt aufgenommen. Im Handel mit dem US-Dollar und dem Euro fiel die türkische Währung auf neue Rekordtiefs. Als Auslöser für die aktuelle Talfahrt gelten jüngste Äußerungen des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan zur Zinsentwicklung in dem wichtigen Schwellenland.
Am Morgen wurden für einen Euro zeitweise 4,6747 Lira gezahlt und damit so viel wie noch nie. Im Handel mit dem US-Dollar wurde die Rekordmarke etwa zeitgleich bei 3,9776 Lira für einen Dollar erreicht. Der türkische Staatschef hatte sich zuletzt zum wiederholten Mal gegen höhere Leitzinsen in der Türkei ausgesprochen. Erdogan gilt schon länger als Kritiker hoher Zinsen zur Inflationsbekämpfung. Seine Einschätzung steht damit im klaren Gegensatz zur Geldpolitik führender Notenbanken, die eine zu hohe Inflation gemeinhin mit steigenden Zinsen bekämpfen. Nach Einschätzung von Experten des Frankfurter Bankhauses Metzler hat der Druck der Regierung in Ankara eine nur zögerliche Zinspolitik der türkischen Notenbanken zur Folge. Dies sei eine wesentliche Ursache für den Wertverfall der Landeswährung. Gleichzeitig ist ihrer Einschätzung nach die hohe Inflation auch ein wesentlicher Grund für die Zuspitzung der Lage. Im Oktober lag die Teuerung in der Türkei bei fast 12 Prozent. Zum Vergleich: In der Eurozone liegt sie im gleichen Monat nur bei 1,4 Prozent.