Von Peter Nurse
Investing.com - Der US-Dollar verlor am Donnerstag im frühen europäischen Handel leicht und musste einige Zugewinn vom Vortag wieder abgeben. Insgesamt konnte er sich jedoch in der Nähe seines 20-Jahres-Hochs halten, da die Fed ihren restriktiven Ton beibehielt.
Bis 8:10 Uhr MEZ wurde der Dollar Index, der den Dollar gegenüber anderen ausgewählten Währungen nachzeichnet, 0,2 % niedriger bei 106,73 gehandelt. Kurz zuvor war die US-Währung auf ein 20-Jahres-Hoch von 107,27 geklettert.
Der Index hat in diesem Jahr bisher fast 12 % zugelegt und ist auf dem besten Weg, das beste Jahr seit 2014 abzuliefern.
Für die Dollar-Stärke gibt es derzeit viele Gründe. Der wichtigste ist jedoch die aggressive Geldpolitik der Fed, die die schlimmste Inflation seit mehreren Jahrzehnten bekämpfen muss.
Das gestern veröffentlichte Protokoll der letzten Fed-Sitzung wies auf die Möglichkeit einer „noch restriktiveren“ Geldpolitik hin, um eine lang anhaltende Inflation zu verhindern. Viele Anleger preisen derzeit einen weiteren Zinsanstieg um 75- Basispunkte für den Juli ein.
Gleichzeitig riskieren die Fed und andere Zentralbanken mit der geldpolitischen Straffung, dass die Weltwirtschaft in eine Rezession stürzt. Es wird vermutet, dass die USA diese wahrscheinlich besser überstehen werden als die meisten anderen Länder.
„Die große Frage für die Finanzmärkte ist, ob diese Verschlechterung der Wachstumsaussichten ausreicht, um Straffungszyklen – insbesondere die der Fed – einzudämmen“, schrieben Analysten der ING (AS:INGA) in einer Mitteilung.
Der EUR/USD stieg um 0,2 % auf 1,0197 und erholte sich, nachdem das Währungspaar am Mittwoch zum ersten Mal seit Ende 2002 bis auf 1,0160 gesunken war. Ursache sind die Energieprobleme in Europa, die die Wirtschaftsaussichten der Region bedrohen.
Die Europäische Zentralbank wird heute ihrerseits das Protokoll ihrer letzten Sitzung veröffentlichen. Die EZB hat beschlossen, für Juli eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte durchzuführen.
Die Inflation in Europa bewegt sich auf Rekordniveau und steigende Energiepreise deuten darauf hin, dass der Aufwärtsdruck noch eine Weile auf den Verbraucherpreisen lasten wird. Allerdings wuchs die deutsche Industrieproduktion gegenüber dem Mai nur um 0,2 %, was eine dramatische Verlangsamung gegenüber dem Wachstum von 1,3 % im Vormonat darstellt.
„Die Frage wird sein, wie stark die EZB straffen kann, bevor das Wachstum endgültig einbricht“, schrieben die ING-Experten.
Der GBP/USD legte derweil 0,3 % auf 1,1961 zu und blieb damit nahe einem 2-Jahres-Tief. Unterdessen muss der britische Premierminister Boris Johnson angesichts einer zunehmenden Rebellion innerhalb seiner Partei darum kämpfen, seinen Job zu behalten.
Der USD/JPY verlor 0,1% auf 135,81. Der japanische Yen war gefragt, während der AUD/USD um 0,5% auf 0,6807 zulegte.
Der USD/PLN handelte 0,5% tiefer auf 4,6689. Es wird erwartet, dass die polnische Zentralbank die Zinsen den zehnten Monat in Folge anheben wird. Die meisten von Bloomberg befragten Ökonomen erwarten, dass die Zentralbank ihren Leitzins um 75 Basispunkte auf 6,75% erhöht.