Investing.com - Die türkische Lira gab am Montag gegenüber dem Dollar um 1,7 Prozent nach und erreichte erneut ein Rekordtief. Grund dafür ist die Eskalation im Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um Bergkarabach. Selbst deutlich höhere Zinsen können den Wertverlust der Lira nicht stoppen.
Nach schweren Auseinandersetzungen Mitte Juli kam es zwischen Armenien und Aserbaidschan am Sonntag erneut zu Auseinandersetzungen, bei denen mehr als 16 Soldaten und Zivelpersonen getötet wurden.
"Man befürchtet, dass die Türkei in einen weiteren regionalen Konflikt hineingezogen wird", zitierte Reuters Timothy Ash von BlueBay Asset Management.
Gegen 13.45 Uhr notierte der US-Dollar im Verhältnis zur türkischen Lira (USD/TRY) 1,71 Prozent im Plus bei 7,7911. Das neue Rekordhoch wurde bei 7,7981 markiert. Zum Euro büßte die Lira (EUR/TRY) mehr als 2 Prozent ein.
Derweil kündigte die türkische Bankenaufsicht an, ihre Asset Ratio, die Banken bestraft, die das Tempo bei den Kreditvergaben drosseln, von 95 Prozent bzw. 75 Prozent auf 90 Prozent bzw. 70 Prozent zu senken.
"Wir glauben, dass die Währung ohne diese Maßnahmen aufgrund der Spannungen in den Nachbarländern Armenien und Aserbaidschan gegenüber dem Dollar auf 8 gefallen wäre", sagte der Experte.
Die türkische Lira gehört zu den schwächsten Währungen in diesem Jahr aufgrund von Sorgen über die erschöpften Devisenreserven der Türkei und drastisch negativer Realzinsen. In weniger als drei Jahren hat sie die Hälfte ihres Wertes verloren.
Die türkische Zentralbank überraschte die Analysten am Donnerstag, als sie ihren 1-wöchigen Repo-Satz um 200 Basispunkte auf 10,25 Prozent anhob und damit zum ersten Mal seit zwei Jahren ihre Geldpolitik straffte, um die Lira zu stützen und die Inflation unter Kontrolle zu halten.
Nach der Ankündigung wertete die Lira gegenüber dem Dollar und dem Euro zunächst leicht auf. Allerdings äußerten bereits einige Analysten unmittelbar nach der Zinsentscheidung Zweifel an der Nachhaltigkeit der Lira-Stärke.
Franziska Palmas, Ökonomin bei Capital Economics, schrieb in einer Notiz, dass sich die fundamentalen Treiber für die Abwertung der Lira in diesem Jahr nach der Zinserhöhung nicht in Luft aufgelöst hätten. Das Leistungsbilanzdefizit der Türkei habe sich stark ausgeweitet, nachdem die Pandemie dem wichtigsten Tourismussektor des Landes schweren Schaden zugefügt hat. Die Fremdwährungsverbindlichkeiten, die über einen jahrzehntelangen Kreditboom aufgebaut wurden, seien nach wie vor extrem hoch. Und die Bemühungen der CBRT, die Lira Anfang des Jahres zu stabilisieren, hätten die Devisenreserven der Zentralbank erschöpft, erklärte sie.
Der Analystin zufolge müsste die türkische Zentralbank in den kommenden Monaten die Zinsen weiter erhöhen, um die Anleger davon überzeugen, dass es ihr mit der Bekämpfung der hohen Inflation, die per August bei 11,8 Prozent lag, ernst ist.