FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 9. Mai 2012. Auch Markttechniker bieten derzeit kaum Anlass für Optimismus. Knapp oberhalb wichtiger Haltelinien spielt der DAX ihrer Ansicht nach mit dem Feuer.
Technisch orientierte Analysten befürchten zunehmend, dass beim Durchbruch wichtiger Haltelinien im DAX eine Abwärtsspirale unter die psychologisch wichtige Marke von 6.000 Zählern ausgelöst werden könnte. Noch halte die Unterstützung bei rund 6.400 Punkten. 'Zuletzt wurde aber deutlich, dass die Kraft im deutschen Leitindex derzeit lediglich für kurze Erholungsbewegungen reicht', meint etwa die Helaba. Deshalb steige die Wahrscheinlichkeit der Ausbildung neuer Impulstiefs.
Auf dem politischen Parkett wirkt eine scheinbar ausweglose Situation in Griechenland der Vertrauensbildung unter Anlegern entgegen. 'Womöglich gibt es Neuwahlen im Juni, wenn keine Einigung für oder gegen die Umsetzung des vereinbarten griechischen Sparpakets erreicht wird.' Zuvor werde allerdings die Troika bestehend aus Vertretern der Europäischen Union, dem Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank bei einem weiteren Besuch vor Ort über die Reformfortschritte des Mittelmeerstaates befinden. Das Einfrieren weiterer Hilfsgelder aus dem Rettungsfonds, so die Befürchtung der Helaba, könne die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands nach sich ziehen.
Die Hürden sind hoch
Nach Meinung von Martin Siegert ist die technische Wahrscheinlichkeit für weiteres Ungemach im DAX vergleichsweise hoch. Das deutsche Aktienbarometer habe zwar zu Beginn dieser Woche bei 6.410 bzw. 6.416 Zählern Unterstützung erfahren. Knapp unter dieser Marke verlaufe aber die Trendkanalunterstützungslinie der Aufwärtsbewegung vom Septembertief vergangenen Jahres. 'Aus Sicht der klassischen Trendanalyse ist damit die Welt so lange noch in Ordnung, wie die Preisunterstützung hält', erklärt der technische Analyst der LBBW.
Es gebe allerding erste Warnzeichen für eine sich fortsetzende Abwärtsbewegung. Der RSI-Indikator habe den Bruch der Trendgeraden vollzogen und somit vermutlich, wie häufig in der Vergangenheit, eine klares Vorläufersignal gebildet. Breche die Trendgerade im Preischart, müssten Anleger mit dem Test der 200-Tagelinie im Bereich von 6.200 Punkten bzw. der seit 16. Januar dieses Jahres offenen Kurslücke um 6.220 rechnen. 'Bei Unterschreiten dieser Schwelle besteht die Gefahr eines dynamischen Preisverfalls im DAX und des direkten Tests der Marke von 5.800 Punkten.'
Deutliche Preisbarrieren auf der Oberseite macht Siegert für die kommenden Tage bei 6.684 Zählern und im Extrem bei 6.717 Punkten aus. 'Nur Kurse über dem bisherigen Maihoch bei 6.876 Zählern hellen das Chartbild für den deutschen Leitindex auf.'
Skepsis überwiegt
Nur noch knapp oberhalb des Oktoberhochs 2011 von 6.431 Punkten wird es für den DAX auch nach Auffassung von Jana Meier ziemlich eng. 'Die charttechnische Ausgangslage für das deutsche Aktienbarometer steht Spitz auf Knopf', bringt es die technische Analystin der HSBC Trinkaus & Burkhardt auf den Punkt. Dieser Haltepunkt markiere das untere Ende der wichtigen Unterstützungszone aus dem Aufwärtstrend seit September 2011 bei aktuell 6.505 Punkten sowie die horizontalen Schlüsselunterstützungen aus dem Fukushima-Tief vom März 2011 und dem angeführten Verlaufshoch. 'Fällt der DAX unter diesen Bereich, wird mit einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation eine markante obere Umkehr komplettiert', erklärt Meier und stellt in diesem Fall ein sattes rechnerisches Abschlagspotential von immerhin 600 Indexpunkten in Aussicht.
Bei diesem Szenario müssten Anleger ein baldiges Wiedersehen mit der bei aktuell 6.196 Punkten verlaufenden 200-Tages-Linie einkalkulieren. 'Unmittelbar im Anschluss winkt dann die psychologisch wichtige runde Marke von 6.000 Punkten im DAX.'
Die technischen Indikatoren zeigten sich gegenwärtig mehrheitlich 'skeptisch' und ließen kaum Anzeichen für eine Trendwende nach oben erkennen. 'Anleger sollten ihr Augenmerkt deshalb insbesondere auf die Unterseite richten.'
Stimmungseinbruch bei Standardwerten
Auch die Stimmung der Anleger bezüglich der DAX-Werte hat sich verschlechtert, wie die aktuelle Befragung der Börse Frankfurt bei 300 professionellen Investoren zeigt. Der Bull/Bear-Index für deutsche Bluechips fällt merklich von 62,2 auf 47,2 Punkte und befindet sich damit im pessimistischen Bereich unterhalb der 50-Punkte-Linie. Das Bullenlager verliert 15 Prozent der Befragten, während das Bärenlager gegenüber der Vorwoche 12 Prozent dazu gewonnen hat.
Anders sieht es bei den Technologiewerten aus. Der Bull/Bear-Index sackt zwar von zuvor 63,6 auf 52,9 Punkte ab, die Grundstimmung liegt aber weiterhin im positiven Bereich. Die Bullen verlieren 4 Prozent, die Bären legen um 11 Prozent zu, 7 Prozent wechseln von den Neutralen und sind nun short.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
Möchten Sie den Technikbericht wöchentlich per E-Mail erhalten, dann melden Sie sich an für den Börse Frankfurt Newsletter unter www.boerse-frankfurt.de/newsletter.de.
© 9. Mai 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Technisch orientierte Analysten befürchten zunehmend, dass beim Durchbruch wichtiger Haltelinien im DAX eine Abwärtsspirale unter die psychologisch wichtige Marke von 6.000 Zählern ausgelöst werden könnte. Noch halte die Unterstützung bei rund 6.400 Punkten. 'Zuletzt wurde aber deutlich, dass die Kraft im deutschen Leitindex derzeit lediglich für kurze Erholungsbewegungen reicht', meint etwa die Helaba. Deshalb steige die Wahrscheinlichkeit der Ausbildung neuer Impulstiefs.
Auf dem politischen Parkett wirkt eine scheinbar ausweglose Situation in Griechenland der Vertrauensbildung unter Anlegern entgegen. 'Womöglich gibt es Neuwahlen im Juni, wenn keine Einigung für oder gegen die Umsetzung des vereinbarten griechischen Sparpakets erreicht wird.' Zuvor werde allerdings die Troika bestehend aus Vertretern der Europäischen Union, dem Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank bei einem weiteren Besuch vor Ort über die Reformfortschritte des Mittelmeerstaates befinden. Das Einfrieren weiterer Hilfsgelder aus dem Rettungsfonds, so die Befürchtung der Helaba, könne die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands nach sich ziehen.
Die Hürden sind hoch
Nach Meinung von Martin Siegert ist die technische Wahrscheinlichkeit für weiteres Ungemach im DAX vergleichsweise hoch. Das deutsche Aktienbarometer habe zwar zu Beginn dieser Woche bei 6.410 bzw. 6.416 Zählern Unterstützung erfahren. Knapp unter dieser Marke verlaufe aber die Trendkanalunterstützungslinie der Aufwärtsbewegung vom Septembertief vergangenen Jahres. 'Aus Sicht der klassischen Trendanalyse ist damit die Welt so lange noch in Ordnung, wie die Preisunterstützung hält', erklärt der technische Analyst der LBBW.
Es gebe allerding erste Warnzeichen für eine sich fortsetzende Abwärtsbewegung. Der RSI-Indikator habe den Bruch der Trendgeraden vollzogen und somit vermutlich, wie häufig in der Vergangenheit, eine klares Vorläufersignal gebildet. Breche die Trendgerade im Preischart, müssten Anleger mit dem Test der 200-Tagelinie im Bereich von 6.200 Punkten bzw. der seit 16. Januar dieses Jahres offenen Kurslücke um 6.220 rechnen. 'Bei Unterschreiten dieser Schwelle besteht die Gefahr eines dynamischen Preisverfalls im DAX und des direkten Tests der Marke von 5.800 Punkten.'
Deutliche Preisbarrieren auf der Oberseite macht Siegert für die kommenden Tage bei 6.684 Zählern und im Extrem bei 6.717 Punkten aus. 'Nur Kurse über dem bisherigen Maihoch bei 6.876 Zählern hellen das Chartbild für den deutschen Leitindex auf.'
Skepsis überwiegt
Nur noch knapp oberhalb des Oktoberhochs 2011 von 6.431 Punkten wird es für den DAX auch nach Auffassung von Jana Meier ziemlich eng. 'Die charttechnische Ausgangslage für das deutsche Aktienbarometer steht Spitz auf Knopf', bringt es die technische Analystin der HSBC Trinkaus & Burkhardt auf den Punkt. Dieser Haltepunkt markiere das untere Ende der wichtigen Unterstützungszone aus dem Aufwärtstrend seit September 2011 bei aktuell 6.505 Punkten sowie die horizontalen Schlüsselunterstützungen aus dem Fukushima-Tief vom März 2011 und dem angeführten Verlaufshoch. 'Fällt der DAX unter diesen Bereich, wird mit einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation eine markante obere Umkehr komplettiert', erklärt Meier und stellt in diesem Fall ein sattes rechnerisches Abschlagspotential von immerhin 600 Indexpunkten in Aussicht.
Bei diesem Szenario müssten Anleger ein baldiges Wiedersehen mit der bei aktuell 6.196 Punkten verlaufenden 200-Tages-Linie einkalkulieren. 'Unmittelbar im Anschluss winkt dann die psychologisch wichtige runde Marke von 6.000 Punkten im DAX.'
Die technischen Indikatoren zeigten sich gegenwärtig mehrheitlich 'skeptisch' und ließen kaum Anzeichen für eine Trendwende nach oben erkennen. 'Anleger sollten ihr Augenmerkt deshalb insbesondere auf die Unterseite richten.'
Stimmungseinbruch bei Standardwerten
Auch die Stimmung der Anleger bezüglich der DAX-Werte hat sich verschlechtert, wie die aktuelle Befragung der Börse Frankfurt bei 300 professionellen Investoren zeigt. Der Bull/Bear-Index für deutsche Bluechips fällt merklich von 62,2 auf 47,2 Punkte und befindet sich damit im pessimistischen Bereich unterhalb der 50-Punkte-Linie. Das Bullenlager verliert 15 Prozent der Befragten, während das Bärenlager gegenüber der Vorwoche 12 Prozent dazu gewonnen hat.
Anders sieht es bei den Technologiewerten aus. Der Bull/Bear-Index sackt zwar von zuvor 63,6 auf 52,9 Punkte ab, die Grundstimmung liegt aber weiterhin im positiven Bereich. Die Bullen verlieren 4 Prozent, die Bären legen um 11 Prozent zu, 7 Prozent wechseln von den Neutralen und sind nun short.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
Möchten Sie den Technikbericht wöchentlich per E-Mail erhalten, dann melden Sie sich an für den Börse Frankfurt Newsletter unter www.boerse-frankfurt.de/newsletter.de.
© 9. Mai 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)