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Veröffentlicht am 10.01.2012, 19:32
Aktualisiert 10.01.2012, 19:36
Börsen-Zeitung: Vertrauensschaden, Kommentar zu den verfehlten Gewinn-

und Umsatzzielen der Software AG, von Sabine Wadewitz.

Frankfurt (ots) - Die Software AG hat ihre Investoren gänzlich auf

dem falschen Fuß erwischt. Der zweitgrößte deutsche Softwarekonzern

hatte noch Ende Oktober die Gewinnprognose bestätigt und eine

Rekordentwicklung im dritten Quartal hervorgehoben. Nichts deutete

darauf hin, dass das traditionell starke Schlussquartal, in dem die

Kunden für gewöhnlich ihre IT-Restbudgets verfrühstücken, ausbleiben

sollte. Nun sind die Ertragsziele für 2011 zehn Tage nach dem

Jahreswechsel kassiert worden - erstaunlicherweise erst nach Ultimo.

Diese Schockwellen mussten für einen herben Vertrauensbruch im

Markt sorgen. Entsprechend brach die Aktie des TecDax-Wertes

zeitweise um ein Viertel ein. Mehr als 600 Mill. Euro an Marktwert

lösten sich in Luft auf.

Zwar hatte das Unternehmen unterjährig wegen der Verschiebung von

Großprojekten schon einmal die Erwartungen im Markt verfehlt. Auch

hatte das Management im Herbst die Wachstumsprognose für den Umsatz

von zuvor 5 bis 7% auf 2 bis 5% gesenkt. Die Gewinnerwartung mit

einer in Aussicht gestellten Steigerung um 10 bis 15% wurde jedoch

bestätigt. Und der Konzern genoss bislang den Ruf, seit 2003 in jedem

Turnus die zu Jahresanfang gegebene Vorhersage übertroffen zu haben.

Dieses Image ist nun erst einmal angekratzt.

Verhagelt wurden die Erwartungen durch ein schwaches US-Geschäft -

in der Region laufe es weiterhin sehr gut, hatte das Management auch

noch Ende Oktober bekräftigt. Beunruhigen muss das Signal, dass die

Nachfrageschwäche im weltgrößten IT-Markt nicht rasch behoben sein

wird. Das erste Quartal werde die Auftragslücke nicht schließen,

sagte Vorstandschef Karl-Heinz Streibich. Die nun angekündigte

Marketing- und Vertriebsoffensive lässt aufgrund der damit

verbundenen Kosten für die Margen ebenfalls nichts Gutes erwarten.

Bei allen Hiobsbotschaften, die Software AG wird zwar das erste

Mal seit Jahren kein Umsatz- und Gewinnwachstum zeigen, sondern nur

Stagnation. Doch in diesen Zeiten zeugt auch das von einer robusten

Natur, die sich der Konzern gern bescheinigt. Das Unternehmen hat in

den vergangenen Jahren international eine bemerkenswerte

Wachstumsstory hingelegt und dürfte diese nach einer konjunkturellen

Delle fortsetzen. Dass nun, obwohl die Mittel da wären, größere

Zukäufe erstmal zurückgestellt werden, ist in der aktuellen Situation

folgerichtig. Doch seine langfristigen Ziele, Umsatz und Gewinn alle

fünf bis sechs Jahre zu verdoppeln, wird der Vorstand nicht aus den

Augen verlieren.

(Börsen-Zeitung, 11.1.2012)

Originaltext: Börsen-Zeitung

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