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GESAMT-ROUNDUP: Anpacken in Rom und Athen - Bundesbank warnt vor EZB-Missbrauch

Veröffentlicht am 14.11.2011, 15:09
BERLIN/ROM/ATHEN (dpa-AFX) - Die Euro-Krisenländer Italien und Griechenland wollen mit einem politischen Neuanfang das Vertrauen der Märkte zurückgewinnen. Nach der Ära Berlusconi begann Ex-EU-Kommissar Mario Monti am Montag in Rom Gespräche zur Bildung einer neuen italienischen Regierung. Investoren bleiben skeptisch. Rom muss immer höhere Zinsen zahlen, um sich Geld zu borgen.

In Athen wollte der neue Ministerpräsident Lucas Papademos sein Programm dem Parlament vorlegen. Erwartet wurde eine dreitägige Mammut-Debatte. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann warnte erneut davor, bei einer Eskalation der Schuldenkrise die Notenpresse der Europäischen Zentralbank (EZB) anzuwerfen.

MONTI FÜHRT ÜBERGANGSREGIERUNG

In Italien hat der Wirtschaftsexperte Monti den Auftrag, als Nachfolger des am Samstag zurückgetretenen Silvio Berlusconi eine Übergangsregierung zu führen. Wie italienische Medien berichteten, geht es bei den vorläufig bis Dienstag angesetzten Gesprächen mit Parteien, Gewerkschaften und Arbeitgebern um Montis Programm und Kabinett.

Monti plane 'ein bedeutendes Programm mit vielen Opfern', begleitet von Wachstumsmaßnahmen, berichtete Francesco Nucara von der kleinen republikanischen Partei Pri aus den Konsultationen. Gianfranco Fini, Präsident des Abgeordnetenhauses, meinte, dass Monti bis zum Freitag das Vertrauen im Parlament erhalten werde.

MÄRKTE TRAUEN DEN ITALIENERN NICHT

Der 68-jährige Monti könnte zwölf Fachleute und keine Politiker zu Ministern machen. Widerstände soll es noch in Berlusconis Pdl-Partei geben. Monti erwartet eine schwierige Aufgabe: Italien weist - gemessen an der Wirtschaftsleistung - nach Griechenland den höchsten Schuldenstand innerhalb der Eurozone auf.

Die Märkte trauen den Italienern nicht. Bei einer Versteigerung von Staatsanleihen mit fünfjähriger Laufzeit musste durchschnittlich einen Zinssatz von 6,29 Prozent bezahlen, teilte das Finanzministerium in Rom mit. Das ist der höchste Wert seit 1997 - und ein rasanter Anstieg binnen weniger Wochen. Der deutsche Leitindex Dax baute zum Wochenauftakt seine Verluste im Tagesverlauf deutlich aus. Händler führten dies vor allem auf Gewinnmitnahmen zurück.

VERTRAUENSFRAGE IN ATHEN

In Athen stellt sich der neue griechische Premier Papademos am Mittwoch einer Vertrauensfrage. Die Parteien, die seine Übergangsregierung stützen, verfügen über eine klare Mehrheit von mehr als 250 der 300 Abgeordneten im Parlament (Vouli). Die Griechen können aber auch nach dem Regierungswechsel nicht auf eine rasche Auszahlung der von der EU blockierten nächsten Finanzhilfe von acht Milliarden Euro rechnen.

Erst müsse eine kleine Gruppe mit Fachleuten von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) nach Athen reisen, teilte der Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn in Brüssel mit. Er wies zugleich Gerüchte zurück, die Euro-Finanzminister wollten schon an diesem Donnerstag (17.11.) die nächste Kreditrate für Athen freigeben.

MERKEL: NEUBESINNUNG DER FINANZBRANCHE

Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte eine Neubesinnung der Finanzbranche. 'Die Wirtschaft und die Finanzwirtschaft müssen den Menschen dienen und nicht umgekehrt.' Europa sei vielleicht 'in der schwersten Stunde seit dem Zweiten Weltkrieg', sagte die CDU-Chefin auf dem Leipziger Parteitag. Jetzt sei die Zeit für 'einen Durchbruch zu einem neuen Europa'. Eine Steuer auf Börsenschäfte sollte notfalls allein im Euroraum eingeführt werden, so Merkel.

Die Bundesbank wehrt sich weiter vehement gegen Forderungen, die europäische Schuldenkrise verstärkt über die EZB zu bekämpfen. 'Die Geldpolitik kann und darf Solvenzprobleme von Staaten und Banken nicht lösen', sagte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann in Frankfurt zum Auftakt der 'Euro Finance Week'. Zuletzt hatte es Vorstöße aus den USA, Frankreich und Großbritannien gegeben, die Währungsreserven der Euro-Notenbanken heranzuziehen, um den europäischen Rettungsschirm EFSF schlagkräftiger zu machen.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann sieht die Finanzbranche vor einem unruhigen Jahrzehnt. Forderungen nach einer Zerschlagung von Banken erteilte er eine Absage. Jedoch müssten die Geschäfte neu ausgerichtet werden. Staatsanleihen hätten ihren Status als risikofreie Anlage verloren, Schwellenländer würden wichtiger. 'Die Spreu wird sich stärker vom Weizen trennen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Wettbewerber aus dem Markt ausscheiden oder sich mit anderen zusammentun, ist in unserer Branche größer denn je', sagte Ackermann bei der 'Euro Finance Week'./tb/DP/jkr

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