* Bausektor nach Goldman-Kommentar unter Druck
* Smyrise und Rational stemmen sich gegen Markttrend
(neu: Händler, Hannover Rück, TUI)
Frankfurt, 10. Aug (Reuters) - Ungewissheit über den
weiteren Kurs der US-Notenbank (Fed) hat den deutschen
Aktienmarkt am Dienstag belastet. Vor der mit Spannung
erwarteten Zinssitzung der Fed am Abend (MESZ) notierte der
Dax<.GDAXI> am Nachmittag mit 1,3 Prozent im Minus auf 6269
Zählern. "Die Anleger sind extrem vorsichtig und nehmen Gewinne
mit, wo sie können", sagte ein Händler. "Es ist aber gar nichts
Entscheidendes passiert, wir halten uns einigermaßen stabil auf
einem hohen Niveau", ergänzte ein anderer Börsianer.
Eine Änderung des derzeitigen Nullzinsniveaus in den USA
wurde nicht erwartet. Das Augenmerk der Anleger richtete sich
vielmehr auf die Äußerungen der Währungshüter zu den
Konjunkturaussichten. Für den Fall einer eher pessimistischen
Einschätzung wurden am Markt Stützungsmaßnahmen nicht
ausgeschlossen. "Es wäre schön, wenn sich die Fed dazu
durchringen würde, den Markt zum Beispiel mit dem weiteren
Ankauf von Anleihen zu entlasten", sagte ein Händler.
Zu den Verlierern im Dax zählten HeidelbergCement,
die nach einem kritischen Analystenkommentar von Goldman Sachs
zum europäischen Bausektor in der Spitze um 2,5 Prozent
nachgaben. Eine nachhaltige Erholung der Branche lasse trotz
einiger positiver Signale derzeit noch auf sich warten, stellten
die Analysten fest. Hochtief und Bilfinger
Berger gaben im MDax<.MDAXI> 1,7 beziehungsweise 0,9
Prozent nach. An der österreichischen Börse rutschten
Wienerberger um 2,9 Prozent ab, in Paris verloren
Lafarge 1,1 Prozent. Der europäische Index für die
Baubranche<.SXOP> fiel um 1,4 Prozent.
TUI UND HANNOVER RÜCK UNTER VERKAUFSDRUCK
Nach einer Reihe von Quartalsergebnissen standen am
deutschen Markt vornehmlich Werte aus der zweiten Reihe im
Blickpunkt. So ging es für Gagfah mit einem Kursrutsch
von 11,3 Prozent im MDax<.MDAX> besonders steil nach unten: Vor
allem die deutlich unter den Erwartungen liegende
Quartalsdividende des Wohnungsbaukonzerns sei vielen Anlegern
übel aufgestoßen, sagte ein Händler.
Auch die TUI-Papiere mussten mit einem Minus von
bis zu 5,2 Prozent auf 7,85 Euro Federn lassen. Die britische
TUI Travel, an der TUI mit mehr als 50 Prozent beteiligt
ist, rechnet nur noch mit einem Gesamtjahresgewinn am unteren
Ende der Markterwartungen. TUI-Travel-Aktien verbuchten an der
Londoner Börse<.FTSE> mit einem Kursrutsch von bis zu zehn
Prozent auf 203,1 Pence das viertgrößte Minus der
Unternehmensgeschichte. In die lange Verliererliste des MDax
reihten sich auch Hannover Rück<.HNRGn.DE> mit einem Abschlag
von 4,9 Prozent ein. Der Untergang der Öl-Plattform "Deepwater
Horizon" und das Hochwasser in Osteuropa drückten den Gewinn des
Rückversicherers im zweiten Quartal um fast ein Viertel auf
159,6 Millionen Euro.
Gegen den schwachen Markttrend legten im MDax
Symrise um 2,6 Prozent zu, nachdem der Duft- und
Aromenhersteller einen überraschend starken Ergebniszuwachs
bekanntgegeben hatte. Die Titel des Küchenausrüsters
Rational verteuerten sich nach Vorlage des
Zwischenberichts um 4,2 Prozent. "Umsatz, operativer und
Netto-Gewinn lagen über den Erwartungen", konstatierte
DZ-Bank-Analyst Markus Turnwald.
Bei den im SDax<.SDAXI> gelisteten Papieren des
Tiefbau-Spezialisten Wacker Neuson zeigten sich
Anleger Händlern zufolge von einem optimistischeren Ausblick
angetan. Die Aktien verteuerten sich um vier Prozent auf 11,71
Euro. Tom Tailor gerieten dagegen trotz eines
operativen Gewinnsprungs unter Verkaufsdruck. Die Papiere des
Mode-Unternehmens fielen um 7,7 Prozent auf zwölf Euro.
Börsianer sprachen von Gewinnmitnahmen. In den Tagen zuvor
hatten die Titel insgesamt gut 25 Prozent zugelegt, mehr als
jeder andere SDax<.SDAXI>-Wert in diesem Zeitraum.
(Reporter: Tom Körkemeier und Daniela Pegna; redigiert von
Georg Merziger)