Investing.com - Nach einer beispiellosen Kursrallye im April, die den Euro auf ein Jahreshoch von 1,1095 gegenüber dem US-Dollar katapultierte, durchlebt das beliebteste Währungspaar der Welt einen turbulenten Mai. Die Kurse des EUR/USD stürzten am Mittwoch auf ein Tief von 1,0748 ab und blieben auch danach weiter unter Druck. Eine besorgniserregende Entwicklung, deren Hintergründe die Experten von Goldman Sachs in einer vorliegenden Notiz genauer unter die Lupe nehmen.
Die Bank erklärte zunächst, dass "die jüngste Erholungsbewegung des Dollar auf positive Entwicklungen auf beiden Seiten des Devisenmarktes zurückzuführen" sei.
Demnach hätten sich die Kreditbedingungen in den USA nicht so stark verschärft, wie ursprünglich befürchtet. Das sei positiv für den Greenback. Parallel dazu hätte die Konjunktur in Europa und China die hohen Erwartungen zu Beginn des Jahres enttäuscht, was sich negativ auf den Euro auswirke.
Darüber hinaus beurteilten die Analysten die Aussichten in Bezug auf geldpolitische Divergenzen als nur geringfügig unterstützend für den EUR/USD-Kurs. Während Fed-Mitglieder angedeutet haben, dass sie sich nahezu auf einem "ausreichend restriktiven" geldpolitischen Kurs befinden oder diesen möglicherweise bereits erreicht haben, sieht sich die Europäische Zentralbank (EZB) diesem Ziel nicht so weit entfernt. Goldman Sachs sieht darin keine signifikante Divergenz in der Geldpolitik dies- und jenseits des Atlantiks.
In den Augen der Bank reicht ein solcher Hintergrund nicht aus, um eine weitere Rallye des EUR/USD zu rechtfertigen. Auch die Kapitalströme bieten derzeit nur begrenzte Unterstützung, so die Experten der US-Investmentbank.
"Bislang haben die positiven Renditen ausgereicht, um die Abflüsse aus festverzinslichen Wertpapieren des Euroraums zu stoppen und zu der Norm von vor 2014 mit allmählichen Zuflüssen zurückzukehren, aber nicht genug, um dieselbe Geschwindigkeit wie bei den Abflüssen zu erreichen, als die Zinsen erstmals negativ wurden", schrieb GS.
Chancen auf eine Besserung an dieser Front sieht die US-Großbank nicht, denn "das Bewertungsargument für eine Portfolioumschichtung ist nicht mehr so überzeugend wie früher, hauptsächlich wegen der jüngsten Erholung des Euro von den Tiefstständen".
Per Saldo bleibt Goldman Sachs (NYSE:GS) in Bezug auf die Perspektiven für den EUR/USD bei seiner gemischten Einschätzung und hält an einem Jahresendziel von 1,10 fest, was knapp über 2 % über dem aktuellen Kurs liegt, bezweifelt aber gleichzeitig, dass das Währungspaar aus seiner jüngsten Spanne ausbrechen und neue Jahreshöchststände erreichen kann.