FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem jüngsten Kursfeuerwerk an den Aktienmärkten blicken die Experten bestenfalls verhalten optimistisch auf die neue Woche. Wichtige Entscheidungen wie das Urteil des Bundesverfassungsgerichts über den Euro-Rettungsschirm ESM und die Wahlen in den Niederlanden bergen ihrer Einschätzung nach einiges Rückschlagspotenzial. Andererseits könnten die massenhaft vorhandene Liquidität und die gute charttechnische Verfassung Dax und Co zu weiteren Gewinnen verhelfen.
Am Donnerstag hatte die EZB-Entscheidung zu unbegrenzt möglichen Käufen europäischer Staatsanleihen weltweit für Euphorie an den Börsen gesorgt. So war der deutsche Leitindex auf den höchsten Stand seit August vergangenen Jahres gestiegen. Ein enttäuschender US-Arbeitsmarktbericht tat der guten Stimmung indes keinen Abbruch.
RISIKOBEREITSCHAFT IST GESTIEGEN - ESM-URTEIL AUS KARLSRUHE
Die Risikobereitschaft der Anleger sei nach den EZB-Aussagen sprunghaft gestiegen, heißt es bei der Landesbank Berlin (LBB). 'Ob die erneute Injektion der Notenbank allerdings eine neue nachhaltige Rallye hervorrufen kann, erscheint uns aufgrund des fragilen fundamentalen Umfelds fraglich.' In den Peripherieländern der Eurozone sei auch nach dem angekündigten Anleihen-Kaufprogramm zunächst kein Ende der Rezession in Sicht. Wichtige Industriestaaten seien auf Konsolidierungskurs und auch in den Schwellenländern fehle die Konjunkturdynamik.
Zudem werfen bedeutsame Ereignisse ihre Schatten voraus. So erinnerte Helaba-Ökonomin Claudia Windt an das für Mittwoch angekündigte Urteil des Bundesverfassungsgerichts über die Zulässigkeit des ESM sowie des europäischen Fiskalpaktes. 'Zwar rechnet niemand mit einem grundsätzlichen Veto aus Karlsruhe', betonte die Expertin. 'Sehr wohl ist aber davon auszugehen, dass künftige Finanzhilfen für andere Euroländer mit Auflagen versehen werden.' Auch Investmentanalyst Berndt Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) meinte, 'eine Ablehnung mangels Grundgesetz-Konformität würde sehr überraschen'.
WAHLEN IN DEN NIEDERLANDE UND FED-ZINSENTSCHEID
Ebenfalls am Mittwoch stehen der Vorschlag der EU-Kommission zu einer europäischen Bankenaufsicht und Parlamentswahlen in den Niederlanden im Blick. Dort zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den regierenden Rechtsliberalen und den Sozialdemokraten ab. 'Falls die Euroskeptiker dort vermehrt Zulauf bekommen sollten, wird die Luft für die Rettungseuropäer wieder dünner', befürchtet Helaba-Expertin Windt. Die Wahlergebnisse könnten daher auch das Treffen der Eurogruppe am Freitag überschatten. Sollte Spanien in naher Zukunft einen Antrag auf finanzielle Hilfen stellen, würde 'die Euphorie der Märkte einen kräftigen Dämpfer erhalten', erwartet Fernow. 'Denn die Mittel des ESM würden sogleich massiv beansprucht, und mit Zypern und Slowenien sitzen zwei weitere Patienten im Wartezimmer.'
Auch von jenseits des Atlantiks könnten in der kommenden Woche Kursimpulse für die Aktienmärkte kommen. So steht am Donnerstagabend der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed auf der Agenda. 'Die bisherigen Äußerungen von Ben Bernanke lassen darauf schließen, dass die Washingtoner Notenbanker eine dritte Stufe der Quantitativen Lockerung (QE3) zünden wollen', glaubt Fernow. Ob ein neues Anleihen-Kaufprogramm die Wirkung früherer Maßnahmen erreiche, bezweifle er allerdings, da die gut gelaufenen Börsen hier schon einiges vorweg genommen hätten.
DATEN AUS CHINA UND USA IM BLICK - WENIG UNTERNEHMENSNEWS
Zudem macht der LBBW-Experte dunkle Wolken am Konjunkturhimmel aus. Die Weltwirtschaft habe die Talsohle noch nicht erreicht. Ernüchterung drohe bereits am Montag mit neuen Zahlen aus China zur Inflation und der Industrieproduktion. Helaba-Expertin Windt richtet den Blick derweil auch auf die USA. Sie rechnet am Freitag mit guten Umsatzzahlen aus dem Einzelhandel, wogegen die dann ebenfalls anstehenden Daten zur Industrieproduktion enttäuschen dürften.
Die wenigen erwarteten Unternehmensnachrichten treten angesichts der prallen politischen und konjunkturellen Agenda in den Hintergrund. Am Dienstag sollten die Pressekonferenz der Deutschen Bank zur strategischen Ausrichtung sowie Kapitalmarktveranstaltungen des niederländischen Elektrokonzerns Philips und von Wacker Chemie einen Blick wert sein. Tags darauf halten der Energiekonzern RWE und der Gasespezialist Linde ihre Kapitalmarkttage ab, und am Donnerstag informiert der Modekonzern Gerry Weber über den Geschäftsverlauf im vergangenen Quartal. In den USA steht vor allem die Vorstellung von Apples neuem iPhone5 (Mittwoch) im Mittelpunkt./gl/tih/he
--- Von Gerold Löle, dpa-AFX ---
Am Donnerstag hatte die EZB-Entscheidung zu unbegrenzt möglichen Käufen europäischer Staatsanleihen weltweit für Euphorie an den Börsen gesorgt. So war der deutsche Leitindex auf den höchsten Stand seit August vergangenen Jahres gestiegen. Ein enttäuschender US-Arbeitsmarktbericht tat der guten Stimmung indes keinen Abbruch.
RISIKOBEREITSCHAFT IST GESTIEGEN - ESM-URTEIL AUS KARLSRUHE
Die Risikobereitschaft der Anleger sei nach den EZB-Aussagen sprunghaft gestiegen, heißt es bei der Landesbank Berlin (LBB). 'Ob die erneute Injektion der Notenbank allerdings eine neue nachhaltige Rallye hervorrufen kann, erscheint uns aufgrund des fragilen fundamentalen Umfelds fraglich.' In den Peripherieländern der Eurozone sei auch nach dem angekündigten Anleihen-Kaufprogramm zunächst kein Ende der Rezession in Sicht. Wichtige Industriestaaten seien auf Konsolidierungskurs und auch in den Schwellenländern fehle die Konjunkturdynamik.
Zudem werfen bedeutsame Ereignisse ihre Schatten voraus. So erinnerte Helaba-Ökonomin Claudia Windt an das für Mittwoch angekündigte Urteil des Bundesverfassungsgerichts über die Zulässigkeit des ESM sowie des europäischen Fiskalpaktes. 'Zwar rechnet niemand mit einem grundsätzlichen Veto aus Karlsruhe', betonte die Expertin. 'Sehr wohl ist aber davon auszugehen, dass künftige Finanzhilfen für andere Euroländer mit Auflagen versehen werden.' Auch Investmentanalyst Berndt Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) meinte, 'eine Ablehnung mangels Grundgesetz-Konformität würde sehr überraschen'.
WAHLEN IN DEN NIEDERLANDE UND FED-ZINSENTSCHEID
Ebenfalls am Mittwoch stehen der Vorschlag der EU-Kommission zu einer europäischen Bankenaufsicht und Parlamentswahlen in den Niederlanden im Blick. Dort zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den regierenden Rechtsliberalen und den Sozialdemokraten ab. 'Falls die Euroskeptiker dort vermehrt Zulauf bekommen sollten, wird die Luft für die Rettungseuropäer wieder dünner', befürchtet Helaba-Expertin Windt. Die Wahlergebnisse könnten daher auch das Treffen der Eurogruppe am Freitag überschatten. Sollte Spanien in naher Zukunft einen Antrag auf finanzielle Hilfen stellen, würde 'die Euphorie der Märkte einen kräftigen Dämpfer erhalten', erwartet Fernow. 'Denn die Mittel des ESM würden sogleich massiv beansprucht, und mit Zypern und Slowenien sitzen zwei weitere Patienten im Wartezimmer.'
Auch von jenseits des Atlantiks könnten in der kommenden Woche Kursimpulse für die Aktienmärkte kommen. So steht am Donnerstagabend der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed auf der Agenda. 'Die bisherigen Äußerungen von Ben Bernanke lassen darauf schließen, dass die Washingtoner Notenbanker eine dritte Stufe der Quantitativen Lockerung (QE3) zünden wollen', glaubt Fernow. Ob ein neues Anleihen-Kaufprogramm die Wirkung früherer Maßnahmen erreiche, bezweifle er allerdings, da die gut gelaufenen Börsen hier schon einiges vorweg genommen hätten.
DATEN AUS CHINA UND USA IM BLICK - WENIG UNTERNEHMENSNEWS
Zudem macht der LBBW-Experte dunkle Wolken am Konjunkturhimmel aus. Die Weltwirtschaft habe die Talsohle noch nicht erreicht. Ernüchterung drohe bereits am Montag mit neuen Zahlen aus China zur Inflation und der Industrieproduktion. Helaba-Expertin Windt richtet den Blick derweil auch auf die USA. Sie rechnet am Freitag mit guten Umsatzzahlen aus dem Einzelhandel, wogegen die dann ebenfalls anstehenden Daten zur Industrieproduktion enttäuschen dürften.
Die wenigen erwarteten Unternehmensnachrichten treten angesichts der prallen politischen und konjunkturellen Agenda in den Hintergrund. Am Dienstag sollten die Pressekonferenz der Deutschen Bank
--- Von Gerold Löle, dpa-AFX ---