Frankfurt, 10. Okt (Reuters) - Am Geldmarkt zeichnet sich keine Entspannung ab. "Die EZB hat ihre Geldschleusen weit geöffnet. Aber von einem Ende der Vertrauenskrise ist nichts zu spüren", fasste ein Marktteilnehmer zusammen. Nach Angaben von Händlern leihen sich die Banken weiter kaum Geld. Wer überschüssige Liquidität habe, parke diese lieber zu einem relativ unattraktiven Zins bei der EZB, als sie einer anderen Bank zu geben. Nach Angaben der Notenbank schwoll das Volumen in der sogenannten Einlage-Fazilität der Notenbank per Donnerstagabend auf 64,3 (Vortag 39,8) Milliarden Euro an. In normalen Zeiten wird diese Möglichkeit kaum genutzt.
"Die Staaten müssten sich zu Garantien bewegen lassen, die über alles hinausgehen, was bisher da war", sagt ein Händler. Ein anderer verwies auf die Turbulenzen am Aktienmarkt. "Wenn die Aktienmärkte jeden Tag einbrechen, dann schlägt sich das auch hier nieder." Von der Wall Street über Tokio bis nach Frankfurt stürzten die Kurse angesichts der globaler Rezessionsängste weiter ab. Erneut pumpte die EZB Milliarden von Dollar in den Geldmarkt.
Händler fürchten, dass die EZB vielleicht unbeabsichtigt durch ihre Zinsmaßnahmen von Mittwoch zu einer größeren Nutzung dieser Möglichkeit beigetragen hat. So bekommen die Banken für Einlagen einen Zins von 3,25 Prozent. Als die EZB in diese Woche den Leitzins um einen halben Punkt auf 3,75 Prozent senkte, ließ sie den Anlage-Satz letztlich unverändert. Damit wurde die Einlage-Fazilität wieder attraktiver. Denn bisher hatte die Verzinsung 100 Basispunkte unter dem Leitzins gelegen. Viele Banken nahmen auch wieder die Notfallkredite der EZB in Anspruch, allerdings sank das Volumen gegenüber dem Vortag auf 8,4 (14,5) Milliarden Euro. Für solche Notfall-Ausleihungen müssen die Banken einen Zins von 4,25 Prozent bezahlen.
Die Tagesgeldsätze schwankten von 3,25 bis 4,25 Prozent -
"je nach Adresse", wie Händler erklärten. Der Eonia-Referenzzins
Bei ihren täglichen Dollar-Tender teilte die EZB über das Wochenende knapp 94 Milliarden Dollar ab 0,5 Prozent zu. Dabei hatte sie den Banken mit 100 Milliarden Dollar mehr angeboten. Seit Mitte September hat die EZB fast täglich Dollar in den Markt geschossen, wobei das Volumen Anfang Oktober noch 50 Milliarden Dollar betrug.
(Reporter: Andrea Lentz; redigiert von Olaf Brenner)