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ROUNDUP: 'Occupy'-Aktivisten stören Ackermann-Rede - Bankchef souverän

Veröffentlicht am 23.11.2011, 14:20
HAMBURG (dpa-AFX) - Lauthals schallt es durch den Saal der alterwürdigen Hamburger Handelskammer, verstört schauen sich Kaufleute und Manager an, da hat Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann die Situation schon erfasst: 'Wir führen eine Diskussion, kommt hierher', fordert er die 'Occupy'-Aktivisten auf, die am Dienstagabend seinen Vortrag stören. Die Demonstranten kommen zu Ackermann auf das Podium, ein knappes Dutzend Anhänger der bankenkritischen Bewegung steht erstmals neben dem mächtigsten Finanzboss Deutschlands.

Wie gelähmt scheinen manche der rund 400 Zuhörer - fast alle Kaufleute und Manager in hanseatisch dunklen Tuch. Andere machen mit Rufen ihrem Unmut Luft. Schließlich wollen sie Ackermanns Rede zur Moral und Verantwortung der Wirtschaft in Krisenzeiten weiter verfolgen. Der Redner selbst aber bleibt Herr der Lage. 'Ich stelle mich sehr gern der Debatte. Aber etwas vorzulesen, hinter einer Maske, das finde ich feige', sagt er zu den Occupy-Aktivisten.

Doch ihre 'Tarnung' als britischer Verschwörer Guy Fawkes, mittlerweile das Symbolbild der Bewegung, geben die maskierten Bankenkritiker nicht auf. Ackermann und Mitglieder der Versammlung 'Eines Ehrbaren Kaufmanns' verweisen die Störer zurück ins Publikum. Es sei keine besorgniserregende Situation gewesen, sagt einer, der Ackermann zur Seite gesprungen war.

Der Vorstandschef setzt nach zehn Minuten Unterbrechung seine Rede fort und bezieht auch in der späteren Fragerunde eindeutig Position - für Europa. 'Es gibt keinen anderen Weg, als neu zu überdenken, wie wir Europa gestalten können.' Und: 'Ein Auseinanderbrechen des Systems ist mit noch höheren Kosten verbunden.' Aber Ackermann räumt auch ein: 'Wir sind in einer ganz, ganz schwierigen Situation.' Bis die angeschlagenen Länder in Südeuropa ihre Haushalte konsolidiert hätten, müsse ein Rettungsschirm gespannt werden - 1,0 Billionen bis 1,5 Billionen Euro werden nach seinen Angaben dafür erforderlich sein.

Eine 'Occupy'- Anhängerin wirft Ackermann und der Deutschen Bank in der Fragerunde vor, alle ethischen Regeln außer Acht zu lassen. 'Sie vereiteln eine wirkliche Lösung der Finanzkrise.' Ackermann hält ihr unter anderem entgegen, dass die Deutsche Bank keine Geschäfte mit Streubomben-Herstellern mehr mache und seine Handelsaktivitäten daraufhin überprüfe, ob sie wesentlich zu einem 'unbegründeten Anstieg der Nahrungsmittelpreise' beitragen könnten.

'Wenn wir uns Ihnen anschließen, werden wir keine Stimme mit Gewicht in der Welt mehr haben.' Sein Ziel sei, dass Deutschland stets über eine global operierende Bank verfügt. Ganz zum Schluss hat der 64-Jahre alte Schweizer sein Publikum mit erleichterndem Lachen wieder ganz bei sich: 'In Rhetorik-Seminaren wurde ich geschult, wie man mit Unterbrechungen umgeht. Ich bin dankbar, dass ich das heute ausprobieren durfte.'

Die Versammlung 'Eines Ehrbaren Kaufmanns' sieht sich als größte wirtschaftsethische Vereinigung Deutschlands - mit einer Tradition seit 1517. Der 'Ehrbare Kaufmann' bekennt sich zur Internationalität und zum Freihandel. Er steht zu seinem Wort, sein Handschlag gilt. Bei der Handelskammer als Gastgeber hieß es am Tag danach, man werde in Ruhe analysieren, wie man mit künftigen Veranstaltungen im Haus umgehen werde. Die am Dienstagabend war öffentlich, es gab keine Einlasskarten. 'Wir sind ein offenes Haus' - im Sinne des ehrbaren Kaufmanns./akp/DP/jkr

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