FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 24. Oktober 2012. Trotz des abrutschenden Goldpreises bleiben ETC-Anleger dem Edelmetall treu. Silber-, Platin- und Palladium-Produkte sind hingegen nicht mehr so gefragt. Anders sieht das bei Industriemetallen aus.
Der Oktober ist an den Rohstoffmärkten bislang von Preiseinbußen geprägt. 'Wir sehen einen starken Abgabedruck, dem sich keine Anlageklasse entziehen kann', erklärt Daniel Briesemann von der Commerzbank. In breit angelegten Rohstoffindizes seien die Gewinne aus diesem Jahr schon wieder aufgezehrt.
Für Gold müssen heute nur noch 1.709 US-Dollar gezahlt werden, nachdem Anfang Oktober mit 1.795 US-Dollar noch die wichtige Marke von 1.800 in Reichweite schien. 'Der Goldpreis war schon stark gestiegen. Außerdem ist die Unsicherheit zurückgegangen', meint Bernardus Roelofs von Flow Traders. 'Verbesserte Wirtschaftsdaten aus den USA, etwa vom Arbeitsmarkt und aus dem Immobiliensektor, haben zusammen mit den in den vergangenen Wochen sehr stark angestiegenen Positionierungen in Gold solche Investoren verunsichert, die allein aufgrund geldpolitischer Lockerungen gekauft haben', mutmaßt Ole Hansen von der Saxo Bank.
Gold-ETC mit loyalen Anhängern
Viele ETC-Anleger greifen dennoch weiter zu Gold - aus Angst vor Inflation. 'Der Trend zu Gold hat vergangene Woche wieder Fahrt aufgenommen', meint Bernhard Wenger von ETF Securites sogar. Nach einer ruhigen Vorwoche hätten Gold-ETCs wieder umfangreiche Nettomittelzuflüsse verzeichnet. 'Insbesondere in der ersten Wochenhälfte haben viele Anleger in Erwartung des EU-Gipfels ihre Positionen in Gold deutlich ausgebaut. Nach dem Gipfel kam es dagegen zu leichten Mittelabflüssen.'
Wie Roelofs meldet, ist die physisch besicherte Variante, die zusätzlich noch das Währungsrisiko ausschließt, gefragt, etwa der db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G). Daneben griffen Investoren auch im ETFS Physical Gold (WKN A0N62G) zu.
Für Ende des Jahres sieht die Commerzbank den Goldpreis übrigens weiterhin bei 1.900 US-Dollar, im ersten Quartal 2013 werde voraussichtlich sogar das Rekordhoch von 1.920 US-Dollar aus dem September 2011 geknackt werden. 'Die aktuelle Konsolidierung kann noch ein bisschen weitergehen, es handelt sich aber nur um eine Verschnaufpause in einem intakten Aufwärtstrend.'
Kasse machen bei Silber
Auch für Silber geht es in diesem Monat - nach einer zweimonatigen Aufwärtsphase - gen Süden. Heute kostet eine Feinunze weniger als 32 US-Dollar, vor zwei Wochen waren es über 35 US-Dollar. Investoren entscheiden sich lieber für Gewinnmitnahmen und verkaufen etwa den db Physical Silver Euro Hedged (WKN A1EK0J), wie Flow Traders festgestellt hat.
'Die aktuellen Importzahlen Chinas für den September sind zwar etwas schwächer, die Einfuhren dürften aufgrund des gesunkenen Preises aber wieder anziehen', erklärt Briesemann. Das Preispotenzial sei aufgrund des bereits erfolgten Anstiegs allerdings begrenzt. 'Gold ist zu bevorzugen.'
Sonia Hellwig von der Heraeus Metallhandelsgesellschaft sieht den Silberpreis unterdessen weiterhin stabil. 'Die ökonomische Situation ist nach wie vor angespannt. Sowohl die geplanten Anleihekäufe durch die EZB als auch das drohende Quantitative Easing 3 schüren signifikante Inflationsängste.'
Platin und Palladium abgestoßen
Dass vor allem Gold Anleger weiter heftig bewegt, zeigt auch der Blick auf die Umsatzliste der Börse Frankfurt für die vergangenen zwei Wochen: Hier belegen Gold-ETCs (WKN A0S9GB, A1EK0G, A1E0HR, A0N62G, A0LP78) die ersten fünf Plätze, weit abgeschlagen folgen Silber-ETCs (WKN A0N62F, A1E0HS).
Platin und Palladium (WKN A0N62D, A0N62E) verloren ebenfalls in der Gunst der Investoren: 'Anleger bauten ihre Positionen in Platinmetallen vor allem wegen der schlechten Absatzzahlen des europäischen Automobilsektors ab', erklärt Wenger. Platin wird bei der Herstellung von Autokatalysatoren eingesetzt. Für die zukünftige Entwicklung rechnen die Rohstoffexperten aber durchaus mit stabilen Preisen: Die Unruhen in Südafrika drückten den Platinpreis nach oben, erwartet Sonia Hellwig. Auch für Palladium gebe es, aus dem gleichen Grund, weiteres Aufwärtspotential.
Zuflüsse in Kupfer-ETCs
Nicht nur für die Edelmetalle ging es im Oktober nach unten, auch Industriemetalle verbilligten sich. Etwa kostet eine Tonne Kupfer heute 7.857 US-Dollar, im September mussten in der Spitze 8.393 US-Dollar hingelegt werden. Grund waren Sorgen um die chinesische Konjunktur, zudem gibt es Prognosen, dass das Kupferangebot in Zukunft die Nachfrage weit übersteigen wird.
Nun ist aber wieder etwas Zuversicht eingekehrt: 'Der Kupfermarkt bekam durch gute Wirtschaftsdaten aus China, das für mehr als 40 Prozent des weltweiten Verbrauchs verantwortlich ist, wieder kräftigen Auftrieb', erläutert Wenger.
Roelofs meldet Zuflüsse im ETFS Copper (WKN A0KRJU), auch breit aufgestellte Industriemetall-ETCs seien gesucht, etwa der ETFS Industrial Metals DJ-UBSCI (WKN A0KRKG). 'Die Entwicklung der Industriemetalle hängt an der Konjunktur', bemerkt Briesemann. Sollten sich die Aussichten eintrüben, sei mit weiteren Preisrückgängen zu rechnen. 'Die Risiken nach unten sind aber nicht groß.'
Ölpreis tritt auf der Stelle
Der Brent-Ölpreis verharrt währenddessen seit einigen Wochen in einem Seitwärtstrend, für ein Barrel der Nordseesorte müssen aktuell 109 US-Dollar gezahlt werden. WTI-Öl verbilligte sich hingegen. Hier rechnen Anleger aber offenbar mit wieder ansteigenden Preisen. Wie Flow Traders meldet, wurden Öl-ETCs wie der ETFS WTI Crude Oil (WKN A0KRJX) gekauft.
Hansen zufolge wird der Ölpreis derzeit durch ausreichendes Angebot auf der einen Seite und Sorgen um die geopolitische Lage auf der anderen Seite - vor allem aufgrund der Konflikte zwischen der Türkei und Syrien sowie Iran und Israel - beeinflusst. 'Wir bleiben bezüglich Brent kurzfristig leicht negativ gestimmt und rechnen mit sinkenden Preisen.'
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© 24. Oktober 2012/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Der Oktober ist an den Rohstoffmärkten bislang von Preiseinbußen geprägt. 'Wir sehen einen starken Abgabedruck, dem sich keine Anlageklasse entziehen kann', erklärt Daniel Briesemann von der Commerzbank. In breit angelegten Rohstoffindizes seien die Gewinne aus diesem Jahr schon wieder aufgezehrt.
Für Gold müssen heute nur noch 1.709 US-Dollar gezahlt werden, nachdem Anfang Oktober mit 1.795 US-Dollar noch die wichtige Marke von 1.800 in Reichweite schien. 'Der Goldpreis war schon stark gestiegen. Außerdem ist die Unsicherheit zurückgegangen', meint Bernardus Roelofs von Flow Traders. 'Verbesserte Wirtschaftsdaten aus den USA, etwa vom Arbeitsmarkt und aus dem Immobiliensektor, haben zusammen mit den in den vergangenen Wochen sehr stark angestiegenen Positionierungen in Gold solche Investoren verunsichert, die allein aufgrund geldpolitischer Lockerungen gekauft haben', mutmaßt Ole Hansen von der Saxo Bank.
Gold-ETC mit loyalen Anhängern
Viele ETC-Anleger greifen dennoch weiter zu Gold - aus Angst vor Inflation. 'Der Trend zu Gold hat vergangene Woche wieder Fahrt aufgenommen', meint Bernhard Wenger von ETF Securites sogar. Nach einer ruhigen Vorwoche hätten Gold-ETCs wieder umfangreiche Nettomittelzuflüsse verzeichnet. 'Insbesondere in der ersten Wochenhälfte haben viele Anleger in Erwartung des EU-Gipfels ihre Positionen in Gold deutlich ausgebaut. Nach dem Gipfel kam es dagegen zu leichten Mittelabflüssen.'
Wie Roelofs meldet, ist die physisch besicherte Variante, die zusätzlich noch das Währungsrisiko ausschließt, gefragt, etwa der db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G). Daneben griffen Investoren auch im ETFS Physical Gold (WKN A0N62G) zu.
Für Ende des Jahres sieht die Commerzbank den Goldpreis übrigens weiterhin bei 1.900 US-Dollar, im ersten Quartal 2013 werde voraussichtlich sogar das Rekordhoch von 1.920 US-Dollar aus dem September 2011 geknackt werden. 'Die aktuelle Konsolidierung kann noch ein bisschen weitergehen, es handelt sich aber nur um eine Verschnaufpause in einem intakten Aufwärtstrend.'
Kasse machen bei Silber
Auch für Silber geht es in diesem Monat - nach einer zweimonatigen Aufwärtsphase - gen Süden. Heute kostet eine Feinunze weniger als 32 US-Dollar, vor zwei Wochen waren es über 35 US-Dollar. Investoren entscheiden sich lieber für Gewinnmitnahmen und verkaufen etwa den db Physical Silver Euro Hedged (WKN A1EK0J), wie Flow Traders festgestellt hat.
'Die aktuellen Importzahlen Chinas für den September sind zwar etwas schwächer, die Einfuhren dürften aufgrund des gesunkenen Preises aber wieder anziehen', erklärt Briesemann. Das Preispotenzial sei aufgrund des bereits erfolgten Anstiegs allerdings begrenzt. 'Gold ist zu bevorzugen.'
Sonia Hellwig von der Heraeus Metallhandelsgesellschaft sieht den Silberpreis unterdessen weiterhin stabil. 'Die ökonomische Situation ist nach wie vor angespannt. Sowohl die geplanten Anleihekäufe durch die EZB als auch das drohende Quantitative Easing 3 schüren signifikante Inflationsängste.'
Platin und Palladium abgestoßen
Dass vor allem Gold Anleger weiter heftig bewegt, zeigt auch der Blick auf die Umsatzliste der Börse Frankfurt für die vergangenen zwei Wochen: Hier belegen Gold-ETCs (WKN A0S9GB, A1EK0G, A1E0HR, A0N62G, A0LP78) die ersten fünf Plätze, weit abgeschlagen folgen Silber-ETCs (WKN A0N62F, A1E0HS).
Platin und Palladium (WKN A0N62D, A0N62E) verloren ebenfalls in der Gunst der Investoren: 'Anleger bauten ihre Positionen in Platinmetallen vor allem wegen der schlechten Absatzzahlen des europäischen Automobilsektors ab', erklärt Wenger. Platin wird bei der Herstellung von Autokatalysatoren eingesetzt. Für die zukünftige Entwicklung rechnen die Rohstoffexperten aber durchaus mit stabilen Preisen: Die Unruhen in Südafrika drückten den Platinpreis nach oben, erwartet Sonia Hellwig. Auch für Palladium gebe es, aus dem gleichen Grund, weiteres Aufwärtspotential.
Zuflüsse in Kupfer-ETCs
Nicht nur für die Edelmetalle ging es im Oktober nach unten, auch Industriemetalle verbilligten sich. Etwa kostet eine Tonne Kupfer heute 7.857 US-Dollar, im September mussten in der Spitze 8.393 US-Dollar hingelegt werden. Grund waren Sorgen um die chinesische Konjunktur, zudem gibt es Prognosen, dass das Kupferangebot in Zukunft die Nachfrage weit übersteigen wird.
Nun ist aber wieder etwas Zuversicht eingekehrt: 'Der Kupfermarkt bekam durch gute Wirtschaftsdaten aus China, das für mehr als 40 Prozent des weltweiten Verbrauchs verantwortlich ist, wieder kräftigen Auftrieb', erläutert Wenger.
Roelofs meldet Zuflüsse im ETFS Copper (WKN A0KRJU), auch breit aufgestellte Industriemetall-ETCs seien gesucht, etwa der ETFS Industrial Metals DJ-UBSCI (WKN A0KRKG). 'Die Entwicklung der Industriemetalle hängt an der Konjunktur', bemerkt Briesemann. Sollten sich die Aussichten eintrüben, sei mit weiteren Preisrückgängen zu rechnen. 'Die Risiken nach unten sind aber nicht groß.'
Ölpreis tritt auf der Stelle
Der Brent-Ölpreis verharrt währenddessen seit einigen Wochen in einem Seitwärtstrend, für ein Barrel der Nordseesorte müssen aktuell 109 US-Dollar gezahlt werden. WTI-Öl verbilligte sich hingegen. Hier rechnen Anleger aber offenbar mit wieder ansteigenden Preisen. Wie Flow Traders meldet, wurden Öl-ETCs wie der ETFS WTI Crude Oil (WKN A0KRJX) gekauft.
Hansen zufolge wird der Ölpreis derzeit durch ausreichendes Angebot auf der einen Seite und Sorgen um die geopolitische Lage auf der anderen Seite - vor allem aufgrund der Konflikte zwischen der Türkei und Syrien sowie Iran und Israel - beeinflusst. 'Wir bleiben bezüglich Brent kurzfristig leicht negativ gestimmt und rechnen mit sinkenden Preisen.'
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© 24. Oktober 2012/Anna-Maria Borse
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