Investing.com - Die Währungen der Schwellenländer haben sich in den letzten Tagen wieder etwas erholen können. Als Auslöser für die Zugewinne von den Jahrestiefs gilt eine Kombination aus schwächeren US-Inflationszahlen und die aggressive Zinserhöhung der türkischen Notenbank sowie die wiederaufkeimende Hoffnung der Anleger für eine Beilegung des Handelsstreits zwischen den USA und China.
Zur indischen Rupie verlor der US-Dollar in den vergangenen drei Handelstagen spürbar an Wert und so sank der USD/INR auf den tiefsten Stand seit 5. September. Zuletzt notierte das Paar auf 71,831 und damit 0,31 Prozent im Plus.
Aufwärts ging es auch für den mexikanischen Peso, der mittlerweile zum US-Dollar wieder unter der wichtigen Marke von 19,00 handelt.
Die deutlichsten Kurssteigerungen verzeichnete jedoch die türkische Lira. Auf Wochensicht legte die Lira sowohl zum Euro als auch zum US-Dollar mehr als 4 Prozent an Wert zu.
Gleiches gilt für den südafrikanischen Rand, der sich mit starken Kursgewinnen gegenüber dem Euro und dem US-Dollar aus der Handelswoche verabschieden dürfte.
Die schwächeren Inflationszahlen aus den USA, wo die Kerninflation von 2,4 Prozent auf 2,2 Prozent im August sank, schürte die Hoffnung der Anleger, dass die Fed doch nicht so aggressiv die Zinsen erhöhen muss, wie anfänglich befürchtet. Zum Mittwoch wurden außerdem die US-Erzeugerpreise veröffentlich, die auf Monatssicht sogar um 0,1 Prozent gesunken sind. Ein Zinsschritt der Fed Ende September gilt trotzdem als ausgemachte Sache. Für eine weitere Zinserhöhung im Dezember müssen Anleger die hereinkommenden Inflationszahlen genau beobachten.
Optimismus breitete sich bei den Schwellenländer-Währungen auch aus, nachdem die türkische Zentralbank eindrucksvoll ihre Unabhängigkeit bewiesen hat, indem sie gestern die Leitzinsen um 625 Basispunkte auf 24 Prozent anhob. Volkswirte hatten im Schnitt mit 22 Prozent gerechnet. Die Währungshüter haben damit zumindest teilweise das Vertrauen der Anleger wiederherstellen können. Weitere Zinsschritte sind jedoch notwendig, um die Inflation und die Lira zu stabilisieren.
Für Euphorie in dieser Woche sorgte außerdem die Meldung aus den USA, wonach Steve Mnuchin hochrangige chinesische Regierungsbeamte zur Wiederaufnahme der Handelsgespräche eingeladen habe. Trump hatte gestern aber gleich wieder etwas auf die Bremse getreten, indem er sagte, dass man unter keinem Druck stehe, einen Deal mit China zu machen. "Sie stehen unter Druck, einen Deal mit uns zu machen. Wir werden bald Milliarden an Zöllen einnehmen und Produkte im Inland herstellen. Wenn wir uns treffen, treffen wir uns?"
Da jedoch die Zwischenwahlen in den USA vor der Tür stehen, kann sich Trump weitere Scharmützel mit China eigentlich nicht leisten. Ein Waffenstillstand zwischen beiden Ländern ist daher mehr als wahrscheinlich - zumindest kurzfristig - was auch die Währungen der Schwellenländer weiter stabilisieren dürfte.
Geschrieben von Robert Zach