Investing.com - Neben der geldpolitischen Entscheidung der Europäischen Zentralbank steht heute vor allem der Zinsentscheid der türkischen Notenbank im Fokus der Anleger.
Nach turbulenten Wochen hat sich die türkische Lira in den vergangenen Tagen zum US-Dollar und zum Euro etwas stabilisiert. Am Morgen wurde der US-Dollar bei 6,3750 türkische Lira gehandelt, während für einen Euro mehr als 7,4000 türkische Lira fällig wurden.
Mit Spannung blicken die internationalen Finanzmärkte heute in die Türkei. Um 13.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit entscheidet dann nämlich die türkische Zentralbank über ihren Leitzins. Volkswirte hoffen auf eine kräftige Zinsanhebung.
Die Lira hat seit Jahresbeginn gut 40 Prozent an Wert zum US-Dollar verloren, was die Importe deutlich verteuerte. Die Verbraucherpreise stiegen dadurch im August auf 17,9 Prozent. Um diese Entwicklung zu stoppen, bedarf es heute einer Zinserhöhung der türkischen Zentralbank.
Zudem zweifeln die Anleger an der Unabhängigkeit der türkischen Zentralbank, da vor allem Erdogan, der ein Verfechter höherer Zinsen ist, zuletzt immer wieder für tiefere Zinsen plädiert hat und damit Einfluss auf die Notenbank ausgeübt hat.
Die Unabhängigkeit einer Zentralbank ist deren höchstes Gut, sobald dieses Untergaben wird, verliert sie das Vertrauen der Anleger, was zu Kapitalabflüssen und so zu einer schwächeren Währung führt. Insofern hat sie heute die Chance, genau das Gegenteil zu beweisen.
Volkswirte rechnen auf der heutigen Sitzung im Schnitt mit einer Zinserhöhung von 17,75 Prozent auf 22 Prozent. "Ohne eine angemessene Reaktion wird die Lira weiter abwerten und sich das Risiko der Einführung von Kapitalverkehrskontrollen erhöhen", so Commerzbank-Analystin Antje Praefcke.
"Ein Zinsschritt von 500 Basispunkte oder mehr, begleitet von einem hawkishen Statement, wäre ein erster wichtiger Schritt auf dem langen Weg zur Wiederherstellung des Vertrauens in die türkische Lira und die lokalen Vermögenswerte", schreiben die Analysten der Rabobank.
"Sollte die Notenbank liefern, so könnte der USD/TRY in eine tiefgreifende Korrektur in Richtung 6,00 übergehen", so die Einschätzung der Rabobank.
Geschrieben von Robert Zach