von Peter Nurse
Investing.com - Der Dollar stieg im europäischen Handel am Montagmorgen, als die türkische Lira abstürzte, nachdem der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan seinen falkenhaften Zentralbankgouverneur abrupt aus dem Amt entfernt hatte.
Um 08:55 MEZ wurde der US-Dollar-Index, der die US-Währung gegenüber einem Korb aus sechs anderen Leitwährungen abbildet, gestützt von seinem Status als sicherer Anlagehafen um 0,1% höher zu 92,047 gehandelt.
Der USD/JPY fiel um 0,2% auf 108,70, der GBP/USD gab um 0,1% auf 1,3853 nach, während der stimmungsabhängige AUD/USD um 0,2% auf 0,7727 sank. Der EUR/USD fiel um 0,1% auf 1,1888 und setzte damit seinen Abwärtstrend fort, als eine dritte Welle von Covid-19-Fällen weite Teile Europas lahmlegt.
Allerdings dürfte heute die türkischen Lira im Mittelpunkt des Marktgeschehens liegen, als der USD/TRY nach Erdogans Schock-Entscheidung vom Wochenende, den Gouverneur der Zentralbank Naci Agbal nach nur vier Monaten im Amt wieder zu entlassen, um 8,4% auf 7,8226 gestiegen ist. Die Entscheidung fiel nur wenige Tage, nachdem er eine üppige Zinserhöhung angekündigt hatte, um der steigenden Inflation entgegenzuwirken.
Erdogan ernannte daraufhin Sahap Kavcioglu zum neuen Zentralbankchef, einen Abgeordneten der Regierungspartei, der sich für niedrigere Zinssätze ausgesprochen hat, was befürchten lässt, dass er die orthodoxen Schritte zur Bekämpfung der Inflation umkehren wird und damit eine anhaltende Volatilität am Markt auslösen könnte.
In seiner kurzen Arbeitszeit hatte Agbal die Zinsen um 875 Basispunkte auf 19% angehoben und wieder etwas an Glaubwürdigkeit gewonnen, was die Lira aus dem Kurskeller steigen ließ.
"Ohne viel verbleibende Reserven zur Verteidigung der Währung und angesichts eines erwarteten Exodus des ausländischen und lokalen Investorenkapitals könnte es für die Türkei schwierig werden, in den kommenden Monaten eine neuerliche Währungskrise zu vermeiden", sagte Phoenix Kalen, Stratege der Societe Generale (PA:SOGN), in einer Notiz.
Die Sorge, dass sich diese Turbulenzen auf andere Schwellenländer ausbreiten würden, hat dem Dollar geholfen. So stieg beispielsweise USD/RUB Kurs um 0,8% auf 74,732, obwohl die russische Zentralbank am Freitag zum ersten Mal seit 2018 ihren Leitzins anhob.
Später in dieser Woche werden Anleger ihre Aufmerksamkeit auf eine große Anzahl von US-Anleihenauktionen mit Laufzeiten richten, bei denen in letzter Zeit aufgrund der sich aufhellenden Aussichten für Wachstum und Inflation starke Verkäufe zu verzeichnen waren.
"Die steigende dritte Welle von Covid-19-Fällen in Europa und die Gefahr eines ungeordneten Ausverkaufs von US-Staatsanleihen drücken nach wie vor die Risikostimmung. Dies bietet dem Dollar eine gewisse Unterstützung", meinten die Analysten von ING (AS:INGA).
Darüber hinaus werden der Fed-Vorsitzende Jerome Powell und US-Finanzministerin Janet Yellen voraussichtlich am Dienstag zum ersten Mal gemeinsam vor dem Finanzdienstleistungsausschuss des US-Repräsentantenhauses erscheinen und erklären, was die Fed und das Finanzministerium gegen die Pandemie und ihre Folgen tun.