Von Geoffrey Smith
Investing.com - Der Dollar musste im europäischen Frühhandel leichte Verluste hinnehmen. Unterstützung lieferte dem Greenback aber der Ausverkauf am US-Aktienmarkt gestern, der die Risikobereitschaft der Investoren negativ beeinträchtigt.
Um 11:05 MEZ verlor der Dollar-Index, der die Stärke des Dollars gegenüber anderen ausgewählten Währungen abbildet, 0,1% und notierte bei 95,67. Dennoch dürfte die US-Währung die Handelswoche mit einem Plus von 0,5% beenden.
Unterdessen erreichte die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA den höchsten Stand seit drei Monaten. Enttäuscht reagierten die Anleger auch auf die Quartalsergebnisse von Netflix (NASDAQ:NFLX). Der US-amerikanische Streaming-Gigant konnte mit seinen Gewinn- und Umsatzzahlen die verwöhnten Aktionäre zwar positiv überraschen, das Management äußerte sich jedoch äußerst zurückhaltend zu den Aussichten.
Der Stimmung zu schaffen machen derzeit auch geopolitische Bedenken. US-Präsident Joe Biden warnte am Mittwoch, dass er mit einem Einmarsch Russlands in die benachbarte Ukraine rechnet. Außenminister Anthony Blinken trifft sich heute mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow zu Gesprächen, die zu einer Entschärfung der Situation führen sollen. Der russische Rubel notierte unverändert bei 76,64 zum Dollar, ist aber in dieser Woche um über 3,5% gefallen.
In Europa begann der Handelstag düster. Im Vereinigten Königreich gingen sowohl die Einzelhandelsumsätze als auch das Verbrauchervertrauen unerwartet kräftig zurück. Der GfK-Index fiel auf den niedrigsten Stand seit Februar letzten Jahres, während die Umsätze im Einzelhandel im Dezember im Vergleich zum Vormonat um 3,7 % sanken. Zudem wurden die Zahlen für November nach unten korrigiert.
Analysten zufolge dürften die Zahlen auf ein verändertes Ausgabeverhalten infolge der Pandemie zurückzuführen sein, weil die Verbraucher ihre Weihnachtseinkäufe aus Angst vor Produktknappheit früher als üblich erledigt hatten. Die Umsätze im Oktober waren außergewöhnlich hoch gewesen.
"Insgesamt dürften die Verbraucherausgaben in diesem Jahr angesichts der hohen Sparquote und des weiteren Nachholbedarfs in bestimmten Dienstleistungskategorien nicht zurückgehen", schrieb ING-Ökonom James Smith in einer Kundenmitteilung. "Der Einzelhandelssektor scheint jedoch anfälliger zu sein, insbesondere nach zwei Jahren überdurchschnittlicher Ausgaben für Waren. Ein mögliches Warnzeichen dafür ist der jüngste Rückgang des Verbrauchervertrauens".
Das britische Pfund sank um 0,2 % auf 1,3565 USD und fiel als Reaktion darauf auch um 0,4 % gegenüber dem Euro. Der Euro stieg unterdessen um 0,2 % auf 1,1362 USD, nachdem er in der letzten Woche gut 1,5 Cent zum Dollar verloren hatte. Grund war die immer größer werdende Kluft zwischen der Politik der EZB und der Fed. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat sich am Donnerstag in einer Rede erneut gegen Forderungen nach einer baldigen Zinserhöhung gewehrt, obwohl die Gesamtinflation in der Eurozone bei über 5 % liegt. Das ist der höchste Stand seit der Einführung der Gemeinschaftswährung.