FRANKFURT (dpa-AFX) - Angesichts des eskalierenden Zollkonflikts zwischen China und den USA hat sich die Talfahrt am deutschen Aktienmarkt fortgesetzt. Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten neuen Strafzölle gegen China konterte das Reich der Mitte am Montag mit einer Abwertung seiner Währung.
Zudem wies die Volksrepublik laut Insidern ihre Staatsunternehmen dazu an, keine Agrargüter mehr aus den USA zu importieren. Die Einfuhren hatte sie vor einiger Zeit als Zugeständnis zugesagt, um den Konflikt etwas zu entschärfen.
Der Dax (DAX) war im Handelsverlauf am Montag auf den tiefsten Stand seit Anfang Juni abgesackt und schloss 1,80 Prozent niedriger bei 11 658,51 Punkten. In der Vorwoche war der deutsche Leitindex bereits um 4,4 Prozent eingeknickt, der kräftigste Wochenverlust seit Oktober 2018. Der MDax (MDAX), der die Aktien mittelgroßer deutscher Unternehmen repräsentiert, verlor zu Wochenbeginn 2,29 Prozent auf 25 038,14 Zähler.
"Die zögerlichen Zentralbanken machen (noch) zu wenig, um der weltweiten Konjunkturschwäche über eine Verbesserung der Finanzierungskonditionen, und dadurch potenziell auch des Geschäftsklimas, entgegenzuwirken", schrieb Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank (DE:DBKGn). Dies gelte insbesondere wegen der erneuten Eskalation des US-Handelskonflikts mit China, der nicht entschiedenen Frage von US-Zöllen auf Autos und Autoteile sowie des drohenden ungeordneten Brexits.
Unter den Einzelwerten ragten die Aktien von Linde (1:LIN) einsam positiv heraus. Nach einem überraschend hohen Gewinnplus im zweiten Quartal hatte der Vorstand seine Jahresziele erhöht. Die Papiere des fusionierten Industriegasekonzerns gewannen an der Dax-Spitze 2,54 Prozent.
Ansonsten jedoch dominierten an der Börse die Minuszeichen. Die Anleger trennten sich wie schon am Freitag von Aktien konjunktursensibler Unternehmen, zum Beispiel aus dem Technologiesektor. So büßten etwa die Anteilsscheine des Chipherstellers Infineon (4:IFXGn) um mehr als 3 Prozent ein und die des Produzenten von Halbleiter-Wafern Siltronic (4:WAFGn) am MDax-Ende fast 6,7 Prozent.
Ebenfalls im MDax hatten sich die Metro-Titel (0:B4B) im Verlauf deutlich von ihren anfänglichen Verlusten von bis zu 7 Prozent erholt und notierten am Ende knapp 2,5 Prozent tiefer. Im Übernahmepoker um den Handelskonzern hatte der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky einen Bericht über eine mögliche Erhöhung des Kaufgebots zurückgewiesen. Am Freitag war der Metro-Kurs wegen dieser Spekulationen um fast 9 Prozent nach oben geschnellt.
Die Evonik-Papiere (4:EVKn) fielen am Montag um mehr als 3 Prozent. Die US-Handelsaufsicht FTC will die Übernahme des US-Unternehmens Peroxychem durch den deutschen Spezialchemiekonzern verhindern und reichte Klage gegen den Deal ein.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx (Euro Stoxx 50) verlor 1,93 Prozent auf 3310,93 Punkte. Für den Pariser Leitindex Cac 40 (CAC 40) und den Londoner FTSE 100 (GB0001383545) ging es um jeweils deutlich mehr als 2 Prozent nach unten. Auch der Dow Jones Industrial (Dow Jones) stand zum europäischen Börsenschluss kräftig unter Druck.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite mit minus 0,54 Prozent erneut auf ein Rekordtief. Damit wurde der jüngste Rekord von minus 0,51 Prozent vom Freitag unterboten. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) rückte am Montag um 0,10 Prozent auf 146,05 Punkte vor. Der Bund-Future (DE0009652644) legte um 0,20 Prozent auf 176,26 Punkte zu. Der Euro stieg und kostete zuletzt 1,1197 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1182 (Freitag: 1,1106) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8943 (0,9004) Euro.