Im Abgasskandal bei Volkswagen (DE:VOWG) haben sich bereits 100.000 betroffene Kunden beim Rechtsdienstleister MyRight registrieren lassen. "Wir sind sicher, dass weitere VW-Kunden dazustoßen werden", sagte dem "Tagesspiegel" der Anwalt Christopher Rother, Leiter der US-Kanzlei Hausfeld in Deutschland, die mit MyRight kooperiert. In den kommenden Wochen werde MyRight Volkswagen Abtretungsanzeigen und Zahlungsaufforderungen in Millionenhöhe vorlegen, kündigte Rother an.
"Wir können nur dann Druck aufbauen, wenn VW erkennt, dass sich deutsche und europäische Autokäufer nicht als Kunden zweiter Klasse abspeisen lassen", sagte Rother dem "Tagesspiegel" (Montagsausgabe). In den USA hat VW vom Abgasskandal betroffenen Kunden Schadenersatz angeboten. Dort geht der bekannte US-Anwalt Michael Hausfeld bereits gegen VW vor.
Auf der Webseite my-right.de können betroffene deutsche VW-Kunden ihre möglichen Ansprüche wegen Wertverlust ihres Fahrzeugs geltend machen und an den Rechtsdienstleister abtreten. Der formuliert eine Klage, reicht sie beim zuständigen Landgericht Braunschweig ein und übernimmt zunächst die Prozesskosten. MyRight verheißt bis zu 5000 Euro Schadenersatz pro Fahrzeug.
Sammelklagen, wie sie in den USA üblich sind, gibt es im deutschen Rechtssystem nicht. In den USA wird über eine Klage stellvertretend für alle potenziell Geschädigten entschieden. In Deutschland dagegen kann nur stellvertretend für Geschädigte entschieden werden, die auch aktiv geworden sind und ihre Ansprüche geltend gemacht haben.
Der Rechtsdienstleister nimmt eine Erfolgsprovision von 35 Prozent. Sollten die Kunden kein Geld von VW bekommen, entstünden ihnen auch keine Kosten. In Deutschland sind rund 2,4 Millionen Fahrzeuge der Marken VW, Audi, Seat, Porsche (DE:PSHG_p) und Skoda vom Abgasskandal betroffen.
Volkswagen hatte im September eingeräumt, bei Umwelttests von Dieselfahrzeugen in den USA die Abgaswerte manipuliert zu haben. Durch eine entsprechende Software wurde bei den Tests ein niedrigerer Schadstoffausstoß gemessen als im Normalbetrieb. Weltweit wurde die Software in elf Millionen Dieselfahrzeuge eingebaut. Dem Konzern drohen Schadenersatzzahlungen in Milliardenhöhe - nicht nur von Käufern, sondern auch von Anlegern.